Liebes Arschloch

Roman

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Erscheinungstermin 09.02.2023 | Archivierungsdatum 01.08.2023

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Zum Inhalt

Mit der ihr eigenen Verve und Sprachgewalt nimmt sich Despentes der Themen unserer Zeit an – #MeToo und Social Media, Drogen, Machtmissbrauch, Feminismus. Ungeschönt, aber nicht unversöhnlich hält Despentes unserer Gesellschaft den Spiegel vor.

Rebecca, Schauspielerin, über fünfzig und immer noch recht gut im Geschäft. Oscar, dreiundvierzig, Schriftsteller, der mit seinem zweiten Roman hadert, und Zoé, noch keine dreißig, Radikalfeministin und Social-Media-Aktivistin.  Diese drei, die unterschiedlicher nicht sein könnten, treffen nach einem verunglückten Instagram-Post Oscars aufeinander. Wie? Digital. Und so entsteht ein fulminanter Briefroman des 21. Jahrhunderts, in dem alle wichtigen gesellschaftlichen Themen unserer Zeit verhandelt werden. Rebecca, Oscar, Zoé, alle drei sind vom Leben gezeichnet, voller Wut und Hass auf andere – und auf sich selbst. Aber sie müssen erkennen, dass diese Wut sie nicht weiterbringt, sondern nur einsamer macht, dass Verständnis, Toleranz und sogar Freundschaft erlernbar und hin und wieder sogar überlebenswichtig sind. 

Mit dieser Tour de Force durch gesellschaftliche Debatten und Konflikte behauptet Virginie Despentes klar ihre Position als eine der wichtigsten Autor*innen Frankreichs, die Wut und Aggression gekonnt einsetzt, um Versöhnung zu predigen. Ganz große Literatur.

Mit der ihr eigenen Verve und Sprachgewalt nimmt sich Despentes der Themen unserer Zeit an – #MeToo und Social Media, Drogen, Machtmissbrauch, Feminismus. Ungeschönt, aber nicht unversöhnlich hält...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Anderes Format
ISBN 9783462004991
PREIS 24,00 € (EUR)
SEITEN 336

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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Rebecca ist eine knapp fünfzig Jahre alte Schauspielerin, die langsam die Altersdiskriminierung in der Filmindustrie zu spüren bekommt. Als der etwas jüngere Oscar, ein bekannter Schriftsteller, sich online sehr negativ über sie äußert, schreibt sie ihm kurzerhand eine E-Mail, die mit „liebes Arschloch“ beginnt. Zwischen den Beiden entspinnt sich ein reger E-Mail-Wechsel. Oscar selbst hat gerade einen Skandal am Hals. Die ehemalige Verlagsmitarbeiterin Zoe hat seine sexuelle Übergriffigkeit ihr gegenüber in den sozialen Medien öffentlich gemacht.

So Virginie Despentes, ehemals provokative Punk-Pporno-Autorin, heute im Mainstream angekommen hat nach ihrer Vernon Subutex Reihe einen neuen Roman geschrieben. Als Form hat sie eine neue Form des Briefromans gewählt. Und er ist großartig? Ich liebe Despentes seit ich vor einigen Jahren “Wölfe fangen“ von ihr gelesen habe und denke, dass ihre Bücher immer besser geworden sind. Auch wenn ihre neuen Werke nicht mehr so roh und wütend sind, lesen sie sich immer noch als wären sie mit einer Rasierklinge geschrieben worden.

Im Mittelpunkt des Romans steht der E-Mail-Verkehr von Rebecca und Oscar, zwei Menschen mit unterschiedlichen Standpunkten bezüglich Gender, Feminismus und Sexismus haben und diese neben ihren Alltagssorgen in ihren Emails diskutieren. Die dritte wichtige Figur Zoe betreibt einen feministischen Blog im Internet. Ihre Blogeinträge markieren dabei stets einen neuen Abschnitt im Buch.

Da Despentes diesen Roman geschrieben hat, bedauert niemand den Sexisten Oscar (außer er selbst) sondern ihm wird mehrfach verbal in den Hintern getreten. Die Tatsache, dass Oscar und Rebecca überhaupt weiter miteinanderschreiben ist letztlich ihrer Einsamkeit geschuldet. Diese Einsamkeit wird durch die Coronapandemie und der daraus folgende Lockdown verstärkt. Im Laufe der Zeit entwickelt sich eine Verbundenheit zwischen den beiden, denn sie haben mehr gemeinsam als es auf den ersten Blick scheint. Beide haben es aus ihren Ursprungsmilieu in die Kunstszene geschafft, aber angekommen sind sie nicht. Beide greifen aus unterschiedlichen Gründen zu Drogen und ihr Umgang mit diesen sowie die Versuche keine mehr zu nehmen einen großen Raum in der Geschichte ein.

Nun bin ich vermutlich nicht sehr objektiv, denn Virginie Despentes gehört zu meinen Top 5 Autorinnen. Ich liebe ihre Art zu schreiben: Diese Mischung aus boshafter Gesellschaftsanalyse, radikaler Schärfe und versteckter Weichheit. Ich liebe die schwierigen Charaktere, deren Perspektiven ehrlich erzählt werden und dabei oft gleichermaßen sympathisch und abstoßend sind. Selten schaffen es Auto*innen so klar die Komplexität von Menschen in Worte zu fassen und dabei eine relevante Analyse zu Themen wie Machtmissbrauch, Drogenkonsum, Internetmobbing und sozialen Aufstieg zu liefern .

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Besprechung der Übersetzung in der nächsten Folge von Papierstau Podcast!!

Hold on a sec: Virginie Despentes - the provocative punk author - has turned into a critical darling, celebrated by practically the entirety of the French press? Yes, and she did it with her new book, discretely titled "Dear Asshole" ("Cher connard"), which deals with the divisive topic of gender relations, and is rendered as a - WTF?! - epistolary novel. Yes: Letters. About gender. Full of curse words. And people love it. Kudos, Virginie, I knew you were a genius since Vernon Subutex 1.

Our protagonists are Rebecca, a famous 50-ish movie star who struggles with age discrimination in her industry and the world as a whole (some see Béatrice Dalle in her, I don't think so), as well as Oscar, a 40-ish writer. Rebecca used to be good friends with Oscar's sister, now Oscar tries to generate attention for himself by attacking the actress on the web - the backlash includes his former assistant for press relations, Zoé, accusing him on social media of sexually molesting her (which, as we learn early on, is very true). The explosive core of the novel is that all three of them represent different genders and age groups, Rebecca and Zoé stand for different types of feminism, and Oscar is a sexist with issues - but nevertheless, they start interacting, they start communicating, increasingly also including Oscar's lesbian feminist sister. We read lengthy mails that Oscar and Rebecca send to each other as well as Zoé's posts. These people hear each other out. They consider each other's view. All of them are somehow right and somehow wrong. All of them are people - and they acknowledge that.

As this is Despentes, this is of course not a book that pities sexists - on the contrary, Rebecca and Zoé kick Oscar's ass, but they believe that he has the capacity to be better, that he can take responsibility for his actions, and the supporting feminist cast, Oscar's sister and his teenage daughter, offer additional perspectives. It's also a book about COVID and loneliness, and a book about family, trauma, and depression. Both Rebecca and Oscar are addicts (heroin/crack and alcohol respectively), and the function of drugs in society is a major theme, just as the effect of mobbing on social media, of increasingly extreme bubbles on different sides of the conversation that turn people into punching balls. Rebecca, Oscar, and Zoé feel rage and desperation: Oscar has been the victim of classist discrimination in the literary scene, Rebecca of both classism and sexism in the movie industry, and Zoé of sexism in the art world. And Oscar is also a Houellebecq-ian character, a loser on the erotic market: Despentes has always written feminist novels, and now she has risen to be the second great voice in the French debate next to Michel Houellebecq, whose big topic is the commodification of love and sex (and one can find quite a few parallels, but also differences to Despentes).

The taboo topic of violence in the arts in France, particularly the role of the "male genius" who is romanticized and admired for his transgressions, has recently been an important issue, just look at Le Consentement, e.g., or the heated debate about the open letter signed by Catherine Deneuve et al. criticizing the #metoo movement (Despentes directly references that letter in the novel). "Cher connard" might also hint at a distinct event in the media/literary world: TV host Patrick Poivre d’Arvor was accused of assaulting women, among the accusers was writer Bénédicte Martin who said the TV personality raped her. Her editor - not anyone, but freaking Frédéric Beigbeder (!!!) - apparently laughed at her and declared the molestation to be normal. Houellebecq allegedly commented on this by saying: "Nothing changes."

Despentes knows it doesn't have to be like that, as she points out the agency of everybody involved. This book is also a text that tries out different standpoints, that uses its plot to discuss gender relations from different perspectives, to ask where we want to go after #metoo. "Cher connard" has so much panache, it's so fast and smart and fun, and it was high time that Despentes gets recognized has one of the most important literary voices on our continent.

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Dieser Roman war in Frankreich ein Bestseller und ist jetzt auch in deutscher Übersetzung erschienen. Es ist ein moderner Briefroman, in dem drei Protagonisten, Oscar, 43, Schriftsteller, und Rebecca, über fünfzig, berühmte Schauspielerin, per Mail und Zoé, eine junge Frau Anfang 20, per Blog interagieren.
Während Zoés Tätigkeit als Pressereferentin in dem Verlag, der Oscars Romane herausgibt, wird Oscar ihr gegenüber sexuell übergriffig, was den Ausgangspunkt des Romans bildet.
Nachdem Oscar Rebecca in einem Feed auf Instagram beleidigt, geht es los mit den Mails zwischen den beiden. Zwischen die Mails von Oscar, wie es scheint, zweifellos ein echtes Arschloch, und Rebecca, der alternden und sehr bekannten Schauspielerin, sind immer wieder die Blogs von Zoé eingestreut. Durch diese Mails und Blogs erschließen sich die privaten und beruflichen Verstrickungen der drei und ihre Probleme untereinander und mit sich selbst. Rebecca und Oscar verbindet eine teilweise gemeinsame Jugend, aber vor allem ihre Abhängigkeit von Drogen aller Art.
Thematisiert werden, abgesehen vom Hauptstrang der sexuellen Übergriffigkeit: Mobbing im Internet, Sucht, Feminismus, Älterwerden in einer auf jung und schlank getrimmten Gesellschaft, soziale Herkunft und sozialer Status mit den diversen Wechselwirkungen aufeinander, die Corona Pandemie. Uff ! Könnte man jetzt meinen, aber erstaunlicherweise, so habe ich es jedenfalls empfunden, liest sich das Ganze gut. Wahrscheinlich auch wegen der unterschiedlichen Perspektiven von Oscar, Zoé und Rebecca auf die Welt, in der sie leben, in der wir alle ja leben und damit auf die Probleme unserer Zeit. Es sind natürlich auch immer die Probleme, die sich jeder selbst irgendwie macht.
Die Sprache ist ruppig und bringt manche Befindlichkeit drastisch auf den Punkt. So etwa: " Ich komme mir vor wie ein gut getrimmter Rasen in einem kleinbürgerlichen Provinzvorgarten...lieber verrecken, als Yoga machen, definitiv " oder "welche Schande, einer Person freundlich zu begegnen, die eigentlich eins auf die Fresse verdient". Ja, Virginie Despentes wurde auch als Punk der französischen Literaturszene bezeichnet. Dies ist der erste Roman, den ich von ihr gelesen habe, und außer Punkelementen habe ich auch Versöhnliches in dem Briefwechsel entdeckt.
Gegen Ende scheinen Rebecca und Oscar "verdammt gute Freunde zu werden". Auf der Strecke bleibt Zoé, die den sozialen Medien verfallen zu sein scheint. Man findet sich in der einen oder anderen Figur durchaus wieder, ohne sich vollständig mit einer von ihnen solidarisieren zu wollen.
Ich habe den Roman mit großem Vergnügen gelesen und kann die Lektüre nur empfehlen. Ich vergebe 4 Sterne.

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Als ich dieses Cover sah, wusste ich sofort, dieses Buch muss ich lesen. Was verbirgt sich hinter einem solchen Titel. Mit einer solchen Vielfalt von Themen hatte ich jedoch nicht gerechnet. Und doch sind die Themen in unserer Zeit so aktuell wie nie. Wie #MeToo und Social Media, Drogen, Machtmissbrauch, Feminismus. Man liest von drei unterschiedlichen Protagonisten. Schauspielerin Rebecca über fünfzig und noch gut im Geschäft. Oscar ist Schriftsteller, dreiundvierzig, er hadert mit seinem zweiten Roman. Zoé noch nicht dreissig eine Radikalfeministin und auf den Social-Media unterwegs. Die drei treffen wegen eines Instagram-Post von Oscars aufeinander. Nun werden die gesellschaftlichen Themen des 21. Jahrhunderts verhandelt. Die drei sind voller Wut und Hass auf andere und sich selber. Sie erkennen, dass ihre Wut sie einsamer macht und nicht weiterbringt. Dieses Buch sollte man lesen.

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Virginie Despentes
Liebes Arschloch

Der Schriftsteller Oscar schreibt in einem Beitrag auf Instagram über eine Bekannte aus seiner Jugendzeit, die mittlerweile eine berühmte Schauspielerin geworden ist. -
„ (…) - diese göttliche Frau, die zu ihren besten Zeiten so viele Teenies in die Faszination der weiblichen Verführung eingeführt hat – ist heute zu einer Schlampe verkommen. Nicht nur alt. Sie ist auch auseinandergegangen, verlebt, schlechte Haut, ein schmuddeliges Weibsstück. Eine einzige Katastrophe. Angeblich hat sie sich zur Ratgeberin junger Feministinnen aufgeschwungen“.
Rebecca antwortet ihm in einer Mail, die mit den Worten „liebes Arschloch“ beginnt.

Sie bekunden nun in ausführlichen Mails ihr Desinteresse aneinander, beleidigen sich und erzählen sich doch gegenseitig ihre Geschichten. Oscar berichtet ausführlich über seine Schwester, die lesbisch ist und früher eine sehr gute Freundin von Rebecca war und er beichtet auch seine Schwärmerei für Rebecca.

Er erzählt aber auch über sein Erfolgstief, seine Unfähigkeit weiter als Autor zu arbeiten, zu viel Alkohol und Drogen und zu viel vertane Zeit.
Oscar hat Probleme, weil ihn eine junge Mitarbeiterin der sexuellen Belästigung beschuldigt. Er selber fühlt sich völlig unschuldig und nennt sich ein Opfer von #MeToo.
Rebecca, hadert mit dem Älterwerden, sie ist fast 50 und bekommt als Schauspielerin keine interessanten Rollenangebote mehr.

Zoe, die junge Frau, macht den Missbrauch öffentlich und wird dafür in den sozialen Medien angegangen. Sie will sich jedoch nicht weiter den Gesetzen des Patriarchats unterordnen.
„Aber heute gehöre ich zur Armee der misshandelten Frauen, die ihr Schweigen brechen. Ihr könnt mich finden, bedrohen, beleidigen. Es wird nichts ändern. Wir lüften den Bleideckel. Die Scham muss die Seite wechseln.“
Der Druck auf sie, die Macht der Social-Media-Aktivisten, ist jedoch für sie nicht auszuhalten.

Oscar und Rebecca erläutern ihre Standpunkte zur Welt (Drogen, Sexualität, Feminismus MeToo) und der Leser wird gezwungen, sich auch mit der Sichtweise dieser zum Teil unangenehmen Persönlichkeiten auseinanderzusetzen, die alle ihre „Arschloch“-Seiten haben. Aber sie zeigen auch ihre verletzlichen Seiten, beginnen ehrlicher zu werden und einander zu verstehen. Der erste Lockdown der Corona-Zeit fördert die Sensibilität und Offenheit für andere Menschen und für sich selber.
Und wir lernen, dass nicht alles so ist, wie es auf den ersten Blick wirkt.

Der bisweilen recht ordinäre Sprachduktus ist konsequent dem Stil der sozial Media angepasst. Rebecca: „Das Netz ist vor allem Gift und Galle.“

Ein spannendes Buch, das sich mit den Themen unserer Zeit, wohl eher den Schattenseiten unserer Zeit auseinandersetzt. Aber es stimmt auch hoffnungsvoll. Menschen können sich verändern.

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Ich habe es geliebt. Eine Ode an den Diskurs, die Freundschaft und die Menschlichkeit. Dieser Roman hat es geschafft, dass ich mich in jede der drei Figuren einfühlen konnte. Ich habe Verständnis entwickelt für Menschen, von denen ich nie gedacht hätte, dass ich sie einmal verstehen würde. Die Autorin schafft es mit relativ kühlem Schreibstil - durch den man am Ende dennoch das Gefühl hatte, nicht wirklich zu der Geschichte dazuzugehören - tiefgründig und perspektivisch die unterschiedlichen Facetten unseres menschlichen Lebens, unserer Probleme und unserer Verhaltensweisen zu erfassen; und das alles vor dem Hintergrund aktueller politischer und sozialer öffentlicher und privater Debatten. Ich habe selten so viel in einem Buch markieren müssen: kleine Sentenzen und Augenöffner mein eigenes Verhalten betreffend. Einfach nur genial, wie Despentes unsere Welt beobachtet.

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Über die Autorin:

Virginie Despentes, Jahrgang 1969, zunächst bekannt als Autorin der »Skandalbücher« »Baise-moi – Fick mich« und »King Kong Theorie«, hat sich spätestens mit ihren Vernon-Subutex-Romanen in den Olymp der zeitgenössischen französischen Schriftstellerei geschrieben. Sie ist eine der wichtigsten literarischen Stimmen Frankreichs. Ihr Roman Apocalypse Baby wurde mit dem Prix Renaudot ausgezeichnet.

Kurzbeschreibung:

Rebecca, Schauspielerin, über fünfzig und immer noch recht gut im Geschäft. Oscar, dreiundvierzig, Schriftsteller, der mit seinem zweiten Roman hadert, und Zoé, noch keine dreißig, Radikalfeministin und Social-Media-Aktivistin. Diese drei, die unterschiedlicher nicht sein könnten, treffen nach einem verunglückten Instagram-Post Oscars aufeinander. Wie? Digital. Und so entsteht ein fulminanter Briefroman des 21. Jahrhunderts, in dem alle wichtigen gesellschaftlichen Themen unserer Zeit verhandelt werden. Rebecca, Oscar, Zoé, alle drei sind vom Leben gezeichnet, voller Wut und Hass auf andere – und auf sich selbst. Aber sie müssen erkennen, dass diese Wut sie nicht weiterbringt, sondern nur einsamer macht, dass Verständnis, Toleranz und sogar Freundschaft erlernbar und hin und wieder sogar überlebenswichtig sind.

Meine Gedanken zu dem Roman:

Ich möchte hiermit einen absolut lesenswerten Roman in Email-Form vorstellen, der an keinen der aktuellen und gesellschaftlich umstrittenen Themen vorbei schweigt, was ich sehr begrüße. Aber eins nach dem anderen: Zunächst der Titel. Da ich ordinäre Sprache gar nicht gut leiden kann, hat mir der Titel des Romans nicht gefallen, doch nach dem Lesen des Buchs kann ich verstehen, wie es dazu kam. Der Roman ist übrigens auch in einer Sprache verfasst, die ich nicht unbedingt salonfähig bezeichnen werden, doch die passt ausgezeichnet zu den Charakteren, deren Lebensstil und der Handlung.

Die Geschichte beginnt damit, dass ein erfolgreicher Schriftsteller die bekannte Schauspielerin anschreibt. Sein Kommentar ist provokant, er bezeichnet die Schauspielerin als verlebte Schlampe. Und erreicht somit sein Ziel. Rebecca antwortet ihm. Ihre Antwort lässt sich sehen: schimpfend und keifend verwünscht sie den Autor. So kommen die ins Gespräch. Und Oscar offenbart ihr, dass die schon von der Kindheit her bekannt sind und er sie verehrt, da Rabecca mit seiner Schwester befreundet war. Das, was als eine spannende Auseinandersetzung mit giftigen und schimpfenden Kommentaren beginnt, entwickelt sich zu einem tiefgründigen, philosophischen Gespräch, zweier lebenserfahrenen Menschen, das sich um die Themen dreht, die in der modernen Gesellschaft, wohl an keinem spurlos vorbeigehen. Es geht um Alkohol, Drogenabhängigkeit, Karriere, Feminismus, soziale Medien, und auch die Fragen, die die Politik und die Gesellschaft bewegen.

Von dem sprachlichen her ändert sich der Ton im Laufe des Romans. Das, was schon beinahe ordinär begann, entwickelt sich zu einer tiefgründigen, intelligenten und gut durchdachten Unterhaltung, die jedoch weiterhin witzige Momente liefert und auch flapsig bleibt. Eine besondere Rolle in dem Roman spielt auch die MeToo Geschichte.

Was mir sehr imponiert hat, die Autorin unterteilt die Dinge nicht auf Schwarz oder Weiß. Sie ist eine Meisterin der Zwischentöne und Nuancen, was ich sehr schätze. Sie zeigt die Menschen in all der psychologischen Komplexität. Nichts ist so einfach, wie es scheint.

Virginie Despentes ist für mich eine Neuentdeckung. Ich fand, dass sie eine hervorragende Erzählerin ist, und die Missstände dieser Welt kritisch und dennoch gerecht betrachten kann. Von mir gibt es 4 Sterne und eine Leseempfehlung.

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Mit "Liebes Arschloch" hat Virginie Despentes einen modernen Briefroman veröffentlicht, der Themen wie das Spannungsfeld um die #MeToo - Debatte aufgreift.

Worum geht's?
Oscar, ein erfolgreicher, aus dem französischen Proletariat stammender Autor. Rebecca, ein Kinoweltstar. Und Zoe, eine ehemalige Pressereferentin und jetzt feministische Netzaktivistin. Oscar hat Zoe vor Jahren, als sie eines seiner Bücher vermarktete, romantisch bedrängt. Zoe outet ihn als Stalker und emotionalen Missbrauchstäter im Netz, was einen Shitstorm zur Folge hat. Oscar schreibt aus einer destruktiven Laune heraus einen Kommentar unter einen Post auf Rebeccas Instagram-Seite. Überraschend meldet sich der Filmstar bei ihrem Troll. So beginnt ein Internet-Briefwechsel mit Vorwürfen, Beleidigungen, Schuldzuweisungen.

"Liebes Arschloch" ist meine erster Roman der Autorin und ich bin absolut begeistert, mitgenommen und überfahren von der Sprachgewalt, mit der dieses Buch geschrieben ist. Despentes Protagonist:innen setzen sich mit Themen auseinander, die zu dem festen Repertoire unseres gesellschaftlichen Miteinanders gehören.

Unfassbar zynisch, witzig und drastisch lesen sich die sprachlichen Debatten. Rebecca und Oscar berichten über die Widrigkeiten ihres Lebens - sie sprechen über das Älterwerden, Alkohol- und Drogenmissbrauch, das Clean-Werden - sie erzählen von gescheiterten Beziehungen und neuen Chancen - ihr alltagsphilosophischer Austausch hat mich wunderbar unterhalten und mir zahlreiche Denkanstöße verpasst.

Beide machen innerhalb ihres Briefwechsels eine Entwicklung durch. Es war spannend diese zu beobachten, dabei muss man die Akteure nicht mögen. Mit Oscar hadere ich noch immer, trotzdem haben seine Abschnitte mich ebenso erreichen können wie die anderen.

Obwohl das Buch zuweilen einen sehr scharfen Ton anschlägt, vermittelt es zu gleichen Teilen Wut und Hoffnung. Es greift gesellschaftliche Missstände auf, schlägt dir mitten ins Gesicht und reicht gleichzeitig versöhnlich die Hand.

Von mir gibt es eine Leseempfehlung für diese spannende Unterhaltung und ich muss dringend mehr Werke der Autorin lesen.

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Meiner Meinung nach ein eher schwaches Buch von Frau Despentes, mir sind die beiden Brieffreunde igrndwann mit ihrem Gelaber auf die Nerven gegangen.

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„Ganz große Literatur“ schreibt der Verlag Kiepenheuer & Witsch in die Werbemeldung für Virginie Despentes jüngsten Roman Liebes Arschloch, und unbedingt ja: Es ist ein tolles Buch. Klar, nach dem „Skandaldebut“ Baise-moi und der Bestseller-Trilogie Vernon Subutex sind die Erwartungen an die französische Schriftstellerin – zweifellos eine der besten unserer Zeit – hoch. Despentes enttäuscht nicht. Das sage ich gern, obwohl ich normalerweise kein Fan von alten oder vor allem den neuen „Briefromanen“ bin. Es langweilt mich, e-Mail-Protokolle, gegenseitige Insta-Posts oder (in der prä-Musk-Ära) Tweets zu lesen, die mir als „Roman“ verkauft werden. Vielleicht fehlt mir die voyeuristische Ader, vielleicht ist meine gut geschulte Aufmerksamkeitsspanne unterfordert, wenn kurze Texte ohne Handlung oder Spannungsbogen auf Buchseiten reproduziert werden. All das ist aber hier ganz und gar irrelevant, denn Virginie Despentes kann schreiben, und die Korrespondenz ihrer drei Protagonist:innen – Oscar Jayack, Zoé Katana und Rebecca Latté – liest sich im wahrsten Sinn des Wortes wie ein Roman. Die Struktur ist schlicht: Oscar, Autor um die 40, ist der Täter. Vor Jahren mobbte und bedrängte er die jetzt ca. 30-jährige Zoé, die eine Zeitlang seine Pressereferentin war und nun im Zuge von #metoo im Internet ihrer Wut und Verzweiflung über die Übergriffigkeit ihres damaligen Chefs Luft macht. Zoé kündigte ihren Job, Oscar blieb. Der Klassiker, an dem sie verzweifelte. Rebecca war einst Filmstar und ist nun eine gealterte Schauspielerin um die 50, die hinnehmen muss, dass mittlerweile Jüngere für die Rolle der Prinzessin auf der Leinwand gecastet werden. In ihre Kommunikationen über Sucht, Hoffnung, Angst, Wut knallt irgendwann Covid und der Lockdown der Millionenstadt Paris. Parallel versuchen Oscar und Rebecca, ihre Sucht – Heroin bei ihr, Alkohol und diverse andere Drogen bei ihm – mit Hilfe der Narcotics Anonymous zu überwinden. Das überaus Sympathische an Virginie Despentes neustem Werk ist, dass wenig (eigentlich keine) Larmoyanz die Held:innen ihrer Geschichte prägt. Nichts zieht durch weinerliches Gejammer ins Mitleid. Vielmehr fasziniert die Klarsicht, mit der vor allem Oscar und Rebecca – Zoé kommt ein bisschen schwächer rüber, aber sie ist auch kein Kind der Power-Generation, sondern der weitaus narzisstischeren Internetwelt – ihre im Prinzip desolate Lage analysieren und in sich die Kraft suchen (und finden), diese zu überwinden. Das Weiterlesen fällt leicht, ja macht geradezu Spaß, weil Virginie nicht über ihre Charaktere urteilt, aber auch nicht indifferent bleibt. Die Sätze, die ihre Charaktere schreiben, fügen sich herrlich subtil ins große Ganze des Lebens ein: „Jedes Hilfsangebot war wie ein Dolchstoß. Nichts ist abstoßender als das Mitleid deiner Bewunderer.“, schreibt Oscar. Und: „Das, was wir für unser Leben hielten, für immer erstickt, ohne auch nur einen einzigen Schrei.“ „Lieber verrecken als Yoga machen.“ beschreibt Rebecca den Versuch, mit den Widrigkeiten des Alltags und/oder Schicksals zurecht zu kommen. Und Zoé kommentiert sozusagen von der Galerie: „Der Feminismus ist ein Haus, das allen gehört.“ Ich danke netgalley und KiWi für das eBook, das mir für eine faire Besprechung überlassen wurde. Ich habe es sehr gern gelesen.

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Social Media bringt die Menschen zusammen ... zur Weißglut! Die Star-Schauspielerin Rebecca antwortet dem Erfolgs-Schriftsteller Oscar mit der titelgebenden Anrede "Liebes A...!", nachdem er sich öffentlich abfällig über ihre verblühende Schönheit geäußert hat. Abgesehen davon, dass auch sie die internetübliche hatespeech beherrscht (die sie ja kritisiert), ist diese Frauenfigur erfrischend ungewöhnlich, weil kämpferisch und sehr selbstbewusst. Die Autorin V. Despentes verarbeitet in diesem Roman nicht nur #metoo, Alkoholmissbrauch, harte Drogen, Homosexualität, männliche Gesellschaftsstrukturen und Diskursmuster, sondern auch die Einsamkeit während des Corona-Lockdowns. Dafür hat sie die E-Mail als passende Form reaktiviert und den Briefroman modernisiert. Ich hätte nie gedacht, das dieser Roman ein so versöhnliches Ende haben wird. Lohnenswerte Lektüre, da die beiden Hauptcharaktere eine interessante Veränderung durchlaufen und sich für die Argumente des Gegenübers öffnen.

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Inhalt
Ein Instagram-Post des 43-jährigen Schriftstellers Oscar, in dem er eine Schauspielerin jenseits der 50 für ihr angeblich „verlebtes“ Aussehen beleidigt, bringt einen folgenschweren Briefwechsel ins Rollen: Rebecca, besagte Schauspielerin, schreibt ihn daraufhin persönlich an und beginnt die erste Nachricht gebührend mit „Liebes Arschloch“. Schnell kommt Oscar aus der Deckung und verrät ihr, dass sie sich sogar persönlich kennen – er ist der jüngere Bruder einer Jugendfreundin von Rebecca.

Was als Schlagabtausch voller persönlicher Diffamierungen beginnt, entwickelt sich mit der Zeit zu einer seltsam anmutenden Freundschaft, denn die Erinnerung an einige Episoden aus ihrer Jugend ist letztlich trotz aller Verschiedenheit nicht alles, was die beiden gemeinsam haben …

Meine Meinung
Vor kurzem habe ich „Zwischen Welten“ von Juli Zeh und Simon Urban gelesen, und einiges in „Liebes Arschloch“ erinnerte mich an dieses Buch: Beide schildern den (elektronischen) Briefwechsel zweier nicht unbedingt sympathischer Protagonist*innen zu gesellschaftlich relevanten und aktuellen Themen, wobei „Zwischen Welten“ diesbezüglich vielleicht noch etwas breiter aufgestellt ist.

„Liebes Arschloch“ fokussiert sich größtenteils auf unterschiedliche Ansätze des Feminismus und die „Me too“-Debatte – Oscar hat vor einigen Jahren seine junge Assistentin Zoé belästigt, die damit an die Öffentlichkeit geht und einen Shitstorm gegen Oscar auslöst, dabei aber selbst zu einer kontroversen Figur wird. Einige ihrer Blogposts sind zwischen den Briefen von Rebecca und Oscar eingestreut. Mir gefiel, dass damit nicht nur über Zoé gesprochen wird, sondern sie auch eine eigene Stimme bekommt.

Wie bereits angedeutet, fällt es ebenfalls schwer, mit Rebecca oder Oscar zu sympathisieren. Beide sind zynische, wütende und vom Leben gezeichnete Persönlichkeiten, die sich in Drogen bzw. Alkohol flüchten. Rebecca bekommt als alternde Schauspielerin beim Film nicht mehr so gute Rollen wie früher und hat sich jede Menge Star-Allüren zugelegt, Oscar ist zwar ein leidlich erfolgreicher Schriftsteller, kommt aber alles andere als gut bei Frauen an und ergeht sich in Selbstmitleid.

Mitten in den Briefwechsel platzt plötzlich auch noch die Corona-Pandemie, die sich erstaunlicherweise eher positiv auf die beiden auswirkt. Ich fand es erfrischend, mal eine solch andere Perspektive auf dieses Thema zu lesen. Dennoch nahmen mir insgesamt die bereits erwähnten Alkohol- und Drogenprobleme der beiden Hauptfiguren etwas zu viel Raum in dem Buch ein. Es dreht sich doch sehr viel um die – erst realen, während der Pandemie dann virtuellen – Treffen mit einer Selbsthilfegruppe (eine Art französische Variante der Anonymen Alkoholiker).

Davon abgesehen, übte „Liebes Arschloch“ auf mich aber einen eigenartigen Sog aus – die beiden ziemlich kaputt scheinenden Protagonist*innen nähern sich einander nach und nach an, und genauso schleichend fand auch ich sie plötzlich nicht nur noch nervig. Dennoch: Im realen Leben kennenlernen möchte man die beiden nicht unbedingt.

Fazit
Scharf beobachtet und sehr gut formuliert konfrontiert uns Virgnie Despentes in diesem brandaktuellen Roman mit den Schattenseiten des Künstler*innenlebens genauso wie mit aktuellen gesellschaftlichen Diskursen. (Diesbezüglich fällt übrigens überhaupt nicht auf, dass das Buch in Frankreich, oder anders gesagt, nicht in Deutschland spielt.)

Um noch einmal den Vergleich zu „Zwischen Welten“ zu bemühen: „Liebes Arschloch“ ist weniger plakativ, die Hauptfiguren wirken authentischer und weniger wie ein Mittel zum Zweck, um gesellschaftliche Kontroversen zu inszenieren, als in „Zwischen Welten“. Aufgrund der für meinen Geschmack etwas zu häufig eingestreuten Reflektionen über Drogenkonsum vergebe ich insgesamt trotzdem einen halben Stern weniger – und spreche dennoch eine große Leseempfehlung aus. Zumindest für alle, die nicht unbedingt einen Wohlfühlroman suchen, dafür aber ein Buch, das mit der Ambivalenz der Hauptfiguren und einer sehr pointierten Sprache überzeugt.

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Ein Buch, das sich in Form des Briefromans ganz verschiedene Themen bearbeitet. Es geht um #MeToo, das Altern, Feminismus, Eltern sein und Drogenentzug.
All das wird mit teils humoristischen, teils brutal ehrlichen Kommentaren in den Briefen der Protagonisten verarbeitet. Mit direkter, ungeschönter Sprache kann man als Leser häufig schmunzeln und lachen, nicht selten aber auch nachdenklich zurückbleiben.

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Genial!
Ein Buch, das amüsiert, irritiert, und nachdenklich stimmt. Ein Buch,das mit feinen Strichen echte Charaktere zeichnet, jenseits von modernem Schubladendenken und vorschnellen Urteilen. Und vielleicht am wichtigsten: Ein Buch, das trotz der oft deprimierenden und wütend machenden Themen stets den Glauben an die zwischenmenschliche Kraft von Freundschaft und Vergebung bewährt. Schon jetzt eines meiner Lieblingsbücher dieses noch jungen Jahres!

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Spannender Briefroman- es werden unterschiedliche Formen weiblicher und männlicher Wahrnehmung aufgezeigt- es geht aber auch um Feminismus und die starre Haltung mittelalter, priviligierter weißer Männer.

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Bei Hypes bin ich gerne etwas vorsichtig. Trotzdem hat es mich schon länger gereizt etwas von "Despentes" zu lesen... Und ich wurde positiv überrascht. Dieser Briefroman funktioniert wunderbar, hatte für mich als Mann ein paar Augenöffner-Momente und Aha-Erlebnisse drin. Und die Reflexionen dieser suchtkranken Protagonisten sind eindringlich. Mir hat es sehr gut gefallen.

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4.5

Manchmal reibe ich mich an den Gedanken dieser Autorin, aber das gerade mag ich auch an ihr. Und dann sind da Sätze, die so richtig rein knallen, wofür ich sie liebe. Anfangs dachte ich, wie öde, ein Email-Roman, aber dann hat es mich doch gepackt. Großes Kino.

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Liebes Arschloch von Virginie Despentes hat mich die letzten Tage begleitet.
Der Roman ist ein Emailaustausch zwischen Rebecca, einer 50 jährigen Schauspielerin und Oscar, einem vierzig jährigen Schriftsteller. Oscar hat in einem Instagram-Post sehr abwertend über Rebecca Aussehen gesprochen und sie antwortet darauf.
Die Briefe werden noch von Blogeinträgen von Zoé unterbrochen. Diese war die damalige Pressereferentin von Oscar, der in Arbeitsbeziehung übergriffig wurde, womit sie jetzt auf ihrem Blog in die Öffentlichkeit geht.
Dieser Roman ist strotzt nur so vor Aktualität. Es geht um #metoo, Corona, Sucht.

Der Wandel der drei Personen in diesem Roman ist gewaltig und es war für mich faszinierend anzusehen, wie alle drei sich im Laufe der Zeit entwickelt haben.
Sympathieträger*innen war aber keine der Protagonist*innen. Alle haben spröde Charaktere und Sichtweisen, mit denen ich nicht immer mitgehen konnte.
Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen, zwischendurch hatte sie einige Längen, dennoch habe ich die drei Protagonist*innen gern begleitet.
Ich gebe vier Sterne

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Dieses Arschloch, das ist Oskar und die Person, die an ihn schreibt, das ist Rebecca. Zwischen den beiden entspinnt sich ein E-Mail Austausch. Und nach diesem Anfang mag man es kaum glauben, aber nach und nach öffnen sich die beiden und es entwickelt sich ein starkes Vertrauen. Es geht um viele Themen: Persönliche Krisen, metoo, Sucht, Kinder,... Vielleicht fast ZU viele Themen. Aber alles in allem liest sich das Buch wunderbar, auch wenn es fast ein bisschen brav ist. Man hätte von der Autorin (und dem Titel) durchaus auch anderes erwarten können.
Apropos meetoo: Die dritte im Bunde ist Zoé Katana. Eine Feministin, die in ihren Blog-Beiträgen Oskar schwer angreift und zusetzt. Die Entwicklung (und Läuterung), die Oskar hier durchläuft, wie sich seine Einstellung gegenüber Zoé und seinem früheren Verhalten ihr gegenüber verändert, ist meines Erachtens vielleicht ein wenig zu "utopisch", zu sehr Wunschdenken. Aber vielleicht muss bzw. sollte man in der heutigen Zeit eine gewisse positive Grundhaltung bewahren und verbreiten... .
Wunderbar aus dem Französischen übersetzt von Ina Kronenberger und Tatjana Michaelis.
Herzlichen Dank an @kiwi_verlag und @netgalleyde für das Rezensionsexemplar.

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Es war ein gutes Buch, wobei ich mir ein etwas positiveres Buch gewünscht und auch erwartet habe. Es war schon sehr düster und das Thema Drogen war mir etwas zu präsent.

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Ich wusste durch die Medien, was mich erwartet - trotzdem war ich enttäuscht. Der Umgang mit dem Thema war mir vor allem dafür, dass es ein Buch von Virginie Despentes ist, zu unkritisch und die Figuren waren mir so unsympathisch, die Themen jenseits des Übergriffes (Drogen, die gemeinsame Vergangenheit, das eigene Ego und das des Gegenübers) zu dominant und ermüdend. Nach zwei Dritteln des Buches wollte ich nicht mehr Publikum sein in der Me-Show der Figuren und habe die Lektüre abgebrochen.

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Allem voran: Ich glaube, ich gehöre nicht zur Zielgruppe.

Ich wollte es wirklich gern mögen. Wirklich. Ich habe das Leben des Vernon Subutex als Theateraufführung gesehen und war so der Meinung, dass ich Despentes mag. Mir gefällt der Stil gut, ich springe leider total auf das Derbe an und so war ich voller Tatendrang "Liebes Arschloch" nicht nur zu lesen, nein auch zu lieben und meinen Kunden als erste Wahl zu empfehlen.

Leider habe ich nach Seite 30 ca. das erste Mal gegähnt, auf Seite 40 habe ich angefangen Seiten zu lesen ohne zu wissen was geschrieben war (Sie wissen was ich meine): Also gut, Buch weggelegt.
Nächster Tag wieder angefangen, mich durch weitere 20 Seiten durchgequält und dann musste ich leider Gottes das Buch weglegen. Der Schreibstil von Despentes ist so von Fäkalsprache durchzogen, dass es selbst für mich ein wenig viel war und es hat den Eindruck erweckt, als wäre es auf Krampf anstößig geschrieben damit man am Ball bleibt.
Das Leben ist zu kurz um sich durch Bücher zu zwingen die einem keinem Spaß machen. Für mich war es nichts, was nicht bedeutet dass es für jemand anderen auch nichts sein muss. :)

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Ich schätze den rotzigen und ehrlichen Ton von „Liebes Arschloch“. Es ist wie Aufgeschriebenes, was man sich nicht einmal traut seinem Tagebuch zu erzählen.

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3.5 Das etwas andere Buch. Nicht für jeden, aber wenn es seine Leser*innen findet, dann wird es gefeiert.
Danke für das Leseexemplar.

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Und wieder ist Despentes ganz vorne mit dabei: Ihr Beitrag zu aktuellen gesellschaftlichen Themen mit Fokus auf #metoo (oder steht nicht doch ein Drogenentzug im Vordergrund?) kommt nicht nur als moderner e-Briefroman daher, sondern auch überraschend versöhnlich. Ach, ich liebe es, wenn man an einer ohnehin schon tollen Autorin immer noch was Neues entdeckt und sie sich dabei trotzdem treu bleibt.

Mehr zum Buch in unseren ausführlichen Besprechungen @ Papierstau Podcast: <a href="https://papierstaupodcast.de/podcast/folge-244">Folge 244: Make Literatur sexy again</a>

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Wenn in diesem Jahr ein Buch mit einem provokanten Titel erscheint, dann ist es definitiv „Liebes Arschloch“ von Virginie Despentes.

Die Handlung selbst ist schnell erzählt: Der Schriftsteller Oscar postet einen beleidigenden Kommentar und beschimpft die Schauspielerin Rebecca aufs Äußerste. Doch anstelle zu blockieren, zu löschen, zu schweigen, schießt diese mit ebenso starker Munition zurück. Damit trifft sie den kleinen Bruder ihrer früheren Schulfreundin, als der Oscar sich herausstellt – und zwischen den beiden entspinnt sich ein Briefwechsel. Und was für einer!

Später soll Zoé Katana auftauchen, eine Assistentin Oscars, in die er sich verliebte, ihr nachstellte – und sie ihn abblitzen ließ. Zoé betreibt einen feministischen Blog und schreibt dort ihrerseits gegen Oscar an, was ihr einen derart heftigen Shitstorm einbringt, dass ihre mentale Gesundheit quasi nicht mehr existent ist.
Despentes grast viel ab in diesem Roman: #metoo, die Coronapandemie (ja, auch die und unpopular opinion: Ich finde es gut, dass sie das thematisiert und in den Roman einbaut), Cancel Culture, Ageism. Manchmal wurde es mir fast zu viel, wurde schwammig, verlor sich ineinander. Vieles wurde gestreift, aber dann blieb es an manchen Stellen so sehr an der Oberfläche, wie an anderen Stellen im Text Untiefen lauerten.
Denn zwischen den Zeilen, zwischen Berichten und Schlagabtauschen tauchen philosophisch-schwermütige Gedanken auf, die Aktualität und Weltvergessenheit gleichermaßen spiegeln.

Ich konnte mir sie so gut vorstellen, Rebecca und Oscar, wie sie an ihren Schreibtischen sitzen und sich diesen Briefwechsel liefern. Genau das ist es, was unsere Zeit braucht: Menschen, die miteinander reden, anstatt sich auf Distanz im Internet anzublaffen und dann mit dem Groll im stillen Kämmerlein zu verschwinden.
Manchmal kam mir diese „Freundschaft“, die sich zwischen Rebecca und Oscar entspinnt, so unrealistisch vor, dass sie streckenweise eingebildet wirkte. Und vielleicht ist es auch Wunschdenken, dass sich solch gegensätzliche Pole näherkommen können.

Dann wieder schafft die Autorin es, zu zeigen, dass das Patriarchat auch Männern schadet, ohne dabei den alten „weisen“(!) Mann auf ein Podest zu heben. Denn diese Männer haben ordentlich was verbrochen und sie bekommen in Gestalt von Oscar schon ordentlich ihr Fett weg. Aber eben nicht nur. „Liebes Arschloch“ ist eine Abrechnung. Aber es ist auch ein Annäherungsversuch.

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