In einer dunkelblauen Stunde

Roman | »Von großer komischer Leichtigkeit.« Neue Zürcher Zeitung

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Erscheinungstermin 18.01.2023 | Archivierungsdatum 18.03.2023

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Zum Inhalt

»In einer dunkelblauen Stunde« - Das neue Buch von Peter Stamm:

Ein Roman über einen Schriftsteller und die Geheimnisse seines Lebens

Seit Tagen wartet die Dokumentarfilmerin Andrea mit ihrem Team auf Richard Wechsler in seinem Heimatort in der Schweiz. Bei ersten Aufnahmen in Paris hatte der bekannte Schriftsteller wenig von sich preisgeben wollen und nun droht der ganze Film zu scheitern. In den kleinen Straßen und Gassen des Ortes sucht Andrea entgegen der Absprache nach Spuren von Wechslers Leben. Doch erst als sie wieder seine Bücher liest, entdeckt sie einen Hinweis auf eine Jugendliebe, die noch immer in dem kleinen Ort leben könnte. Eine Jugendliebe, die sein ganzes Leben beeinflusst hat und von der nie jemand wusste.

»In einer dunkelblauen Stunde« - Das neue Buch von Peter Stamm:

Ein Roman über einen Schriftsteller und die Geheimnisse seines Lebens

Seit Tagen wartet die Dokumentarfilmerin Andrea mit ihrem Team auf...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Anderes Format
ISBN 9783103971286
PREIS 24,00 € (EUR)
SEITEN 256

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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

In einer dunkelblauen Stunde. Der neue Peter Stamm

Ein Roman über einen Autor und seine Biografin.

Die Dokumentarfilmerin Andrea wartet auf Richard Wechsler, die Hauptperson ihres neuesten Filmprojekts. Sie haben sich erst in Paris getroffen und den ersten Teil des Filmmaterials gedreht. In seinem schweizer Heimatort soll es weitergehen. Doch der fast schon geheimnisvolle Schriftsteller kommt und kommt nicht. Andrea begibt sich sowohl vor Ort als auch in seinen Büchern auf Spurensuche und meint ein Geheimnis lüften zu können.

Wunderbar geschrieben. Eines jener sanften Bücher die große Wellen im Leser schlagen können.

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Ruhiger Roman, sprachlich brillant

Peter Stamm ist ein bedeutender Autor und hat seit seinem Erstlingserfolg Agnes schon viele Bücher geschrieben. Viele davon habe ich sehr gerne gelesen.

Sein neuer Roman „In einer dunkelblauen Stunde“ ist auch interessant, empfinde ich aber sogar für seine Verhältnisse als sehr ruhig erzählt. Zweifellos gibt es hervorragende Formulierungen und das Buch, das von einem Schriftsteller und einer Dokumentarfilmerin handelt, ist sehr reflektiert.

Die Dokumentarfilmerin Andrea will einen Film mit und über den Schriftsteller Richard Wechsler machen, doch das Projekt scheitert und Wechsler stirbt wenige Monate später. Doch Andrea lässt das ganze nicht los. Ähnlich geht es Judith, die mit Wechsler eine Beziehung hatte.
Als Leser ist man meistens bei den Gedanken von Andrea.
Sprachlich ist das nachdenklich stimmende Buch gelungen. Peter Stamm ist ein großer Stilist. Dramatik ist aber nicht seins. Vom Spannungsbogen ist der Roman verhalten.
Doch das Buch hat mich interessiert und gedanklich beschäftigt. Vielleicht werde ich es sogar noch einmal lesen.
Zuletzt möchte ich noch unbedingt das Cover loben, das einen gemalten Peter Stamm zeugt. Eine gute Arbeit vom Verlag.


9783103971286

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Andrea ist dabei, einen Dokumentarfilm über den Schriftseller Richard Wechsler zu drehen. Wechsler ist rund 20 Jahre älter als Andrea, stammt aus der Schweiz und hat in seiner Jugend in Paris gelebt. Die Aufnahmen in Paris standen bisher unter einem wenig glücklichen Stern. Wechsler wirkte erschöpft und distanziert, kritisierte seine Vereinnahmung als gefilmtes Objekt. Doch sowie Andrea außerhalb des Film-Sets mit ihm sprach, schien er bei aller Zurückhaltung ein anderer Mensch zu sein. In Wechslers Heimatort trifft Andrea auf Wechslers Jugendfreundin Judith, die heute dort Pfarrerin ist – und nie aufgehört hat, Wechsler zu lieben.

Die Begegnungen mit Judith und mit einem Freund aus Andreas Studienzeit wenden das Eingangs-Setting eines scheiternden Filmprojekts zur Betrachtung der gescheiterten Filmemacherin und ihrem gesamten Berufszweig, der sein Publikum in einer unübersehbaren Menge von Alltags-Videos im Netz untergehen sieht. Andrea, ihr Kameramann und David, der als Dozent für Film bereits die Seite gewechselt hat, sind entbehrlich geworden.

Andrea erkennt, wie Szenen und Figuren aus Wechslers Büchern in seinem Leben wurzeln. Sie selbst scheint wie ein Flaschengeist aus der Realität in fremde Leben und geträumte Filmszenen zu diffundieren. In ihrer Fantasie kann Wechsler ihr mitteilen, was sein Schreiben ausmacht. Eine Tätigkeit, die in ihrer Suche nach Inhalt und dem Preisgeben der eigenen Person kaum von Andreas Tätigkeit abweicht. „Ihr“ fantasierter Wechsler hält ihr indirekt den Spiegel vor und lässt sie aus der Gegenrichtung durch ihren Sucher blicken.

Komplexe Geschichte einer Dokumentarfilmerin, die einen Autor filmt und durch ihr Scheitern indirekt von ihm lernt, seine Persönlichkeit zu erfassen.

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Peter Stamms neuer Roman ist nicht ganz so zugänglich wie sein letzter, aber dennoch lohnt sich die Lektüre.

Schon das Cover des Buchs spielt gekonnt mit dem Thema des Romans. Verbirgt sich hinter Richard Wechsler der Autor Peter Stamm? Was ist Fiktion was Realität? Und ist das überhaupt wichtig?

Ein intertextueller Roman über das Schreiben, das Autorsein und die großen Fragen des Lebens. Mit wunderschönen Sätzen und einer klaren Prosa.

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Der Schweizer Schriftsteller Peter Stamm spielt in seinem neuen Roman mit dem Erfinden von Lebensbeschreibungen. «In einer dunkelblauen Stunde» heisst das Buch. Es beschreibt, wie ein Fernsehteam einen Film über den bekannten Schriftsteller Richard Wechsler drehen will. Nachdem das Team Wechsler in Paris getroffen und in einem Café einige Szenen abgedreht hat, sollen Dreharbeiten im Heimatdorf des Schriftstellers folgen. Doch der taucht nicht auf. Dokumentarfilmerin Andrea beginnt im Dorf nach ehemaligen Bekannten und Freunden von Wechsler zu suchen. In einem Buch findet sie Hinweise auf eine Jugendliebe, die sein Leben beeinflusst hat, von der aber nie jemand wusste. Sie trägt Information um Information zusammen und verirrt sich immer mehr im Dorf und im Leben von Richard Wechsler. In meinem 138. Buchtipp sage ich Ihnen, wie Peter Stamm in seinem Buch zeigt, dass das Leben eines Schriftstellers keine Rolle spielt, sondern nur sein Werk.

Wenn ein Schriftsteller von sich selbst erzählt und diese Erzählung tatsächlichem Erleben entspricht, dann ist das Resultat eine Autobiographie, also die Selbstbeschreibung eines Lebens. Wenn ein Schriftsteller sich selbst als fiktiven Charakter einsetzt und dieses Alter Ego eine erfundene Geschichte erleben lässt, dann ist das Autofiktion. Ein Meister dieses Fachs ist Peter Stamm: Die Leserinnen und Leser seiner Bücher wissen nie, was in seinen Büchern real ist und was erfunden. Es spielt auch keine Rolle: So oder so ist es «ben trovato», gut erfunden – und gut erzählt.

Ganz besonders gilt das für sein neustes Buch «In einer dunkelblauen Stunde». Es ist ein Vexierspiel von Ebenen und Verspiegelungen. In der Realität wollten die beiden Dokumentarfilmer Georg Isenmann und Arne Kohlweyer für das Schweizer Fernsehen SRF einen Film über Peter Stamm drehen. Statt ein klassisches Portrait zu drehen, wollten sie die Entstehung seines neusten Romans dokumentieren. Sie begleiteten Peter Stamm von der ersten Idee bis zum fertigen Roman, beginnend in Paris, wo sich Stamm einen Sommer lang in ein Atelier einquartiert hatte. Die Reise führte aber auch in seine alte Thurgauer Heimat. Während der Dreharbeiten merkten die beiden Regisseure, dass Peter Stamm daran ist, einen Roman über einen bekannten Schweizer Schriftsteller zu schreiben, der von Dokumentarfilmern porträtiert werden soll. Sie realisierten, dass sie selber zum Sujet des neuen Buchs werden, dessen Entstehung sie eigentlich dokumentieren wollten. In der Realität ist dieser Film bereits als DOK-Sendung im Schweizer Fernsehen ausgestrahlt worden.

Im Roman «In einer dunkelblauen Stunde» erzählt Peter Stamm, wie die beiden Dokumentarfilmer Tom und Andrea einen Film über einen bekannten Schweizer Schriftsteller drehen wollen. Während sich die beiden Filmer in der Realität auf das Spiel von Stamm eingelassen haben, scheitern die Filmer im Roman, weil sie dem Schriftsteller zu sehr auf den Leib rücken wollen. Sie meinen, dass sie im Leben des Autors die Wahrheit finden würden und finden doch nur Schnipsel von Fakten.

Richard Wechsler ist berühmt für seine autofiktionalen Bücher. Aber was sagen sie über ihn aus? Als Letztes hat er ein Buch mit dem Titel «Alle Tage meines Lebens» veröffentlicht.

«Nicht dass darin viel Verwertbares stehen würde. Es sind die immer gleichen Szenen, die in seinen Büchern vorkommen, die immer gleichen Schauplätze, das Dorf seiner Kindheit, Paris, ansonsten namenlose Orte, Provinznester, Agglomeration, Industrielandschaften und Gewässer, Flüsse, Seen, Weiher. Und ganz oft diese Frau, diese Jugendliebe, von der er besessen zu sein scheint. Eigentlich ist es erstaunlich, dass das überhaupt jemand liest.» (S. 42f.)

Das schreibt Schriftsteller Peter Stamm über sein Alter Ego Richard Wechsler – eine wunderbar selbstironische Spiegelung des eigenen Werks.

Eigentlich haben die Dokumentarfilmer im Roman vereinbart, den Schriftsteller in seinem Heimatdorf zu treffen. Doch der Autor taucht nicht auf. Also suchen die Filmer im Dorf nach Spuren. Sie reden mit dem Metzger, der sich zwar an den ehemaligen Mitschüler erinnert, aber seine Erinnerungen sicher nicht mit einer Fernsehcrew teilen will. Dokumentarfilmerin Andrea stöbert eine Jugendliebe auf und redet mit ihr, ohne Tom, den Kameramann mitzunehmen. Judith redet tatsächlich über Wechsler. Doch Andrea begreift, dass ihr das nicht weiterhelfen wird:

«Solange sie redet, wird sie nichts sagen. Sie spricht über die gemeinsame Schulzeit mit Wechsler am Gymnasium, darüber, dass er immer viel gelesen hat, dass er der Klassenclown war, aber auch eine verschlossene Seite hatte. Dass sie immer ein bisschen Angst vor ihm hatte, weil er so böse sein konnte. Aus lauter Unsicherheit wurde er verletzend. Statt mir zu sagen, dass er verliebt ist in mich, hat er sich über meine Frisur lustig gemacht oder über meine Kleider. Wobei wir damals wirklich schreckliche Frisuren hatten und komische Kleider trugen. Sie spricht über ihre Lehrer, erzählt Anekdoten, alles austauschbar. Wechsler hatte recht, sein Leben sagt nicht viel über ihn aus. Und besonders interessant ist es auch nicht. Oder jedenfalls nur für ihn.» (S. 54)

Das haben Fussballer und Schriftsteller gemeinsam: Gespräche mit ihnen neigen dazu, am Wesentlichen vorbeizugehen. Fussballer mögen noch so flink sein mit dem Ball am Fuss, sie haben oft kaum etwas dazu zu sagen. Schriftsteller mögen noch so eloquente Schreiber sein, was sie dazu sagen, ist selten relevant. Und ihr Leben ist im besten Fall Rohstoff und oft nicht einmal das. Stamm hat recht: Das Leben eines Schriftstellers sagt nicht viel über ihn aus. Oder jedenfalls nur für ihn. Oder sagt das gar nicht Stamm, sondern nur Wechsler, die Schriftstellerfigur im Buch des Schriftstellers?

Das mag jetzt etwas verkopft tönen, Stamms Buch ist dabei aber eine äusserst vergnügliche Lektüre. Es ist ein Spiegelkabinett der Autofiktion. So stellt sich Filmerin Andrea vor, wie die Begegnungen mit Wechsler hätten verlaufen können. Mit der Zeit interessiert sie sich mehr für den Wechsler, den sie sich vorstellt, als für den realen Wechsler. Der aber ist so wenig real wie Andrea selbst, beide sind nur ein Fiktion von Peter Stamm. Eine Fiktion, die beim Lesen so viel Vergnügen bereitet, dass man richtig überrascht ist, wenn man auf der letzten Seite des Buchs landet. Schön.

Peter Stamm: In einer dunkelblauen Stunde. S. Fischer Verlag, 256 Seiten, 27.10 Franken; ISBN 978-3-10-397128-6

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Gekonnte Beschreibungen bei blassen Figuren und einer sprunghaften Erzählweise geprägt von einer lebhaften Zitierfreude

Die Filmemacherin Andrea und ihr Freund Tom, der meist für die Kamera verantwortlich ist, arbeiten mit Unterstützung der Tontechnikerin Sascha an einem Film über den Schriftsteller Richard Wechsler. Die Idee dazu ist ihnen gekommen, als sie Wechsler bei einer Lesung im Museum kennengelernt haben, da Tom alle seine Bücher begeistert gelesen hat. Nachdem sie in Paris gedreht haben, wo der in die Jahre gekommene Wechsler lebt, sind sie in sein Heimatdorf gereist. Doch als Wechsler am vereinbarten Tag nicht im Dorf eintrifft, überbrücken Andrea und Tom die Wartezeit damit Jugendfreunde von Wechsler aufzuspüren und diese nach dem Autor zu befragen. So hoffen sie, mehr über den sein Privatleben so geheim haltenden Schriftsteller zu erfahren, um ein wenig Licht in das Rätsel zu bringen, das Wechsler immer noch für sie bedeutet. Welchen von seinen Geheimnissen werden sie auf die Spur kommen? Und weist sein Werk tatsächlich die autobiographischen Bezüge auf, die Andrea und Tom diesem unterstellen?

In einer dunkelblauen Stunde wird aus Sicht von der nicht sonderlich erfolgreichen Dokumentarfilmerin Andrea geschildert. Sie hat bislang nur wenige Filme u.a. Auftragsarbeiten für ein Museum realisiert und lebt so im Wesentlichen von der Entwicklungsförderung, die sie auch für den Film über Wechsler beantragt hat.
Obwohl ich aufgrund der von Stamm gewählten Perspektive eigentlich ganz nah an Andrea hätte dran sein sollen, indem ich Gelegenheit hatte tief in ihre Gedankenwelt einzutauchen, ist sie mir doch seltsam fremd geblieben. Dazu trägt wohl auch bei, dass ich die vom Autor integrierte Meta-Ebene als nicht so gelungen empfunden habe. Andrea betrachtet ihre Umgebung meist wie durch die Linse einer Kamera, die dadurch einer Kulisse in einem Film gleicht. Und in Andreas Gesprächen mit Wechsler, in denen dieser wenig von sich preisgibt, spinnt sie jede Andeutung, die in einem unvollendeten Satz stecken könnte, in umfangreichen Was-wäre-wenn-Szenarien weiter. Da ihr dafür entscheidende Informationen fehlen entwirft sie Alternativen oder ergänzt die Lücken mit Szenen aus Wechslers Büchern und lässt so die in diesem Roman entworfene Wirklichkeit auf die in Gestalt von Wechslers Werk gegebene Fiktion treffen, die dabei verschwimmen. Andrea beschränkt sich in dieser Sichtweise nicht nur auf in Zusammenhang mit ihrem Film stehenden Personen (u.a. Wechslers Jungendfreunde), sondern scheint die Welt im Allgemeinen auf diese Weise zu betrachten, wie ihre zufällige Begegnung mit dem Nachtportier des Hotels, als sie nicht schlafen kann, zeigt. So ergeht sich Andrea in ihren Gedankenspielereien statt ihre Mitmenschen als echte Individuen wahrzunehmen und diese mit einem Mindestmaß an Respekt zu behandeln.
Auf der einen Seite gibt es Filme wie Matrix, der sogar in diesem Buch zitiert wird und in dem auf gekonnte, fast schon philosophische Weise die Grenze zwischen Fiktion und Realität ausgelotet wird. Auf der anderen Seite wird beispielsweise im Woody Allen-Film Melinda und Melinda auf leichtfüßige Art mit alternativen Szenarien gespielt. In diesem Roman gelingt leider weder das eine noch das andere.

Zu Beginn des Buchs wähnte ich mich noch in einem von seiner meditativen Stimmung geprägten Roman. Denn zunächst stehen die vom Team mit Wechsler in Paris gedrehten Teile des Dokumentarfilms im Mittelpunkt. Und weil Wechsler in den mit ihm geführten Interviews kaum etwas Brauchbares erzählen wollte, beschränken sich die für den Film verwendbaren Szenen darauf, wie der Schriftsteller durch die Straßen von Paris läuft. Diese Spaziergänge von Wechsler werden mit Gedankenfetzen von Andrea und Bruchstücken ihrer Gespräche mit Tom im Hotelzimmer in Wechslers Heimatdorf verknüpft. Dabei wird eine besondere, fast schon meditative Atmosphäre aufgebaut. Leider belässt es Stamm nicht bei diesem ruhigen Erzähltempo, sondern springt bald schon hin und her, was zwar Abwechslung in sein Buch bringt, obwohl an sich wenig passiert, mir aber nicht sonderlich gut gefallen hat.
Zu den Stärken dieses Romans zählen neben seinen gelungenen Beschreibungen auch die vielen, darin enthaltenen interessanten Ansätze. Damit meine ich etwa die Idee die Momente zu schildern, bevor verschiedene Personen zum ersten Mal in ihrem Leben von einem zehn Meter Brett im Schwimmbad springen. Diese Erzählung hätte sich bestens als separate Kurzgeschichte geeignet. In diesen an Stories erinnernden Episoden habe ich den Roman als besonders gelungen empfunden. Insgesamt hätte mir dieses Buch besser gefallen, wenn dessen Kurzgeschichtenartiger Charakter - ähnlich wie in Candy Haus von Jennifer Egan - deutlicher herausgearbeitet und mehr betont worden wäre, indem etwa einzelne Kapitel auch nur für sich als Kurzgeschichten bestehen könnten.
In den Romanen, die ich bisher von Peter Stamm gelesen habe, habe ich die Charakterisierung der Figuren stets als sehr gelungen empfunden, weil ich sogar mit denen gut mitfühlen konnte, mit denen ich wenig gemeinsam hatte. Leider sind die Figuren dieses Romans, die auf mich eher wie Abziehbilder oder Schauspieler in einem Film wirkten, bis zum Schluss schwer greifbar für mich gewesen und deren Handlungen wenig nachvollziehbar geblieben. Nur Pfarrerin Judith, die zugleich als Sympathieträgerin in diesem Roman fungiert, konnte mich da von sich überzeugen.

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„In einer dunkelblauen Stunde“ hebt sich von vielem ab, für das Peter Stamm bekannt geworden ist. In der Geschichte um den Autor Richard Wechsler, erzählt aus der Perspektive der Dokumentarfilmerin Andrea, ist vieles anders, vor allem sprachlich. Stamm erzählt nicht so reduziert wie bisher, oft umgangssprachlicher, meinungsfreudiger. Auch thematisch wagt er Veränderungen, obwohl er seinem bekannten Terrain der verlorenen Jugendliebe einmal mehr treu bleibt. „In einer dunkelblauen Stunde“ hat mir vor allem gefallen, weil es ein Roman ist, der nicht nur an der Oberfläche bleibt und auf Tieferes verweist, sondern tatsächlich wieder tiefer geht in seiner Figurenzeichnung, in seiner Entwicklung. Es ist nicht allein ein intellektuelles Konstrukt, das den Roman trägt, es sind die Figuren und die Art, wie sie erzählt werden. So lebendig wirkte ein Stamm-Text selten – empfehle ich sehr!

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Gut Geschriebener, kurzer Roman über das Leben eines Autors und das Drehen eines Dokumentarfilms über Ihn.

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Die Story hat mich nicht so gefangen genommen, wie ich es mir erhofft hatte, aber die wunderbare Sprache und die sympathische Protagonistin haben mich doch fasziniert. Peter Stamm in Bestform.

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Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es geht um die junge Regisseurin Andrea und ihren Freund. Sie wollen einen Dokumentarfilm über den Schweizer Autoren Richard Wechsler drehen. Aber Wechsler lässt sich nicht in ein Format pressen und taucht zu den Terminen oft nicht auf, der Film droht zu scheitern. Doch die Geschichte wird Andrea über Jahre nicht loslassen, wir begleiten sie dabei. Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen.

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