Samson und Nadjeschda

Dieser Titel war ehemals bei NetGalley verfügbar und ist jetzt archiviert.

Bestellen oder kaufen Sie dieses Buch in der Verkaufsstelle Ihrer Wahl. Buchhandlung finden.

NetGalley-Bücher direkt an an Kindle oder die Kindle-App senden.

1
Um auf Ihrem Kindle oder in der Kindle-App zu lesen fügen Sie kindle@netgalley.com als bestätigte E-Mail-Adresse in Ihrem Amazon-Account hinzu. Klicken Sie hier für eine ausführliche Erklärung.
2
Geben Sie außerdem hier Ihre Kindle-E-Mail-Adresse ein. Sie finden diese in Ihrem Amazon-Account.
Erscheinungstermin 27.07.2022 | Archivierungsdatum 31.10.2022

Sprechen Sie über dieses Buch? Dann nutzen Sie dabei #SamsonundNadjeschda #NetGalleyDE! Weitere Hashtag-Tipps


Zum Inhalt

»Ein später Bulgakow, ein ukrainischer Murakami.«
Phoebe Taplin / The Guardian, London

In den Wirren nach der Russischen Revolution stößt der junge Samson, gerade zum Vollwaisen geworden, beinahe durch Zufall zur neuen sowjetischen Polizei in Kiew. Sein erster Fall ist gleich äußerst mysteriös: Ein abgeschnittenes Ohr, ein Knochen aus reinem Silber und ein sehr merkwürdiger Anzug aus feinem englischen Tuch geben ihm Rätsel auf. Zum Glück lernt Samson die patente Nadjeschda kennen, die ihm bei den Ermittlungen hilft.

»Ein später Bulgakow, ein ukrainischer Murakami.«
Phoebe Taplin / The Guardian, London

In den Wirren nach der Russischen Revolution stößt der junge Samson, gerade zum Vollwaisen geworden, beinahe durch...


Eine Anmerkung des Verlags

Der Auftakt zu einer historischen Krimiserie, in einer hochinteressanten Zeit, die von Umbrüchen und Herausforderungen geprägt ist

Der Auftakt zu einer historischen Krimiserie, in einer hochinteressanten Zeit, die von Umbrüchen und Herausforderungen geprägt ist


Marketing-Plan

• Aktionen auf Vorablesen
und LovelyBooks
• Social-Media-Kampagne
• Microsite
• Diogenes Blog
• Lese- und Pressereise inkl. Podien und Gesprächsreihen

• Aktionen auf Vorablesen
und LovelyBooks
• Social-Media-Kampagne
• Microsite
• Diogenes Blog
• Lese- und Pressereise inkl. Podien und Gesprächsreihen


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Hardcover
ISBN 9783257072075
PREIS 24,00 € (EUR)

Auf NetGalley verfügbar

NetGalley Bücherregal App (EPUB)
An Kindle senden (EPUB)
Download (EPUB)

Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Kiew 1919: Samson hat bereits Mutter und Schwester begraben, nun wird seit Vater auf offener Straße von einem russischen Säbel niedergestreckt und verstirbt in seinen Armen. Samson selbst verliert bei diesem Angriff nicht nur ein Ohr, sondern auch zunächst den Halt im Leben. Er holt noch den bestellten Mantel ab und findet den Weg nach Hause, wo ihm seine Nachbarin unter die Arme greift. Vor allem mit dem guten Rat, sich rasch um eine Frau zu kümmern, damit niemand seine Wohnung besetzt, doch hast du nicht gesehen sind schon zwei Offiziere einquartiert. Trotzdem freut sich Samson auf das Rendezvous mit Nadjeschda, einer jungen Frau, die burschikoser ist, als er es sich vorgestellt hatte, aber die ihm dennoch gut gefällt.
Schaurig schön, weil man in diesen Kriegstagen die Aktualität des Gelesenen spürt. Der Autor ist hart und einfühlsam zugleich, am Puls dessen, was man wohl Geschichte nennt, die sich wiederholt.

War diese Rezension hilfreich?

Rätsel um einen silbernen Oberschenkelknochen und einem Anzug aus gutem Stoff
Polizeiliche Ermittlungen in den Wirren nach der Russischen Revolution in Kiew um 1919 erfolgen durch Samson, der gerade zum Vollwaisen geworden ist. Durch Zufall gelangt er als Vollwaise zur neuen sowjetischen Polizei, gerade mal mit einer Schießübung vor Waffenaushändigung und grob zusammengestellter Uniform, denn er kann gut schreiben und formulieren. Nadjeschda lernt er kennen, die ganz in der Nähe im Amt für Statistik arbeitet. Sie wohnt in seinem elterlichen Schlafzimmer quasi zur Untermiete. Sehr gerne würde Samson sie heiraten. Sein abgeschnittenes, linkes Ohr verwahrt er in einer Blechdose. Seine Hörfähigkeit ist keineswegs eingeschränkt, ganz im Gegenteil.
Anfangs ist der Schreibstil etwas langwierig, zu ausladend, erfährt aber eine gewisse Verdichtung durch die Auflösung einiger Rätsel. Jedoch steht noch eine Fortsetzung hier aus.

War diese Rezension hilfreich?

Seine Mutter und seine Schwester sind bereits verstorben und nun hat auch sein Vater den Überfall auf sie beiden nicht überlebt. Der 17-jährige Samson ist auf sich allein gestellt und das mit nur noch einem Ohr. Als das Geld knapp wird - wie alles andere in den Wirren der Revolution von 1919 - stellt er sich bei der Miliz vor und erhält den Job, jemand, der schreiben kann, ist eindeutig nützlich. Kiew versinkt langsam im Chaos und Samsons erster Fall ist mehr als mysteriös: Diebstähle von Silber, während das Gold und Diamanten nicht angetastet werden, ein unfertiger Anzug in seltsamem Format und der ermordete deutsche Schneider Balzer. Samson stürzt sich in die Arbeit, wenn sein Vorgehen auch für Verwunderung sorgt.

Andrej Kurkows Roman „Samson und Nadjeschda“ ist der Auftakt einer historischen Krimiserie um den cleveren Samson Koletschko, der zur unübersichtlichen Zeit der Revolution spielt. Plötzlich auf sich allein gestellt muss er das Beste aus seiner Situation machen, mit der Hausmeisterwitwe und mit Nadjeschda hat er jedoch auch zwei patente Frauen an seiner Seite.

Samson löst den Fall mit Beharrlichkeit und guter Beobachtungsgabe. Dass er dabei von den üblichen Wegen abweicht und seinen Vorgesetzten mehr als einmal verwundert, erstaunt nicht, er hat die Ermittlungsarbeit ja nicht gelernt, bringt aber alles mit, um mit den richtigen Fragen und Schlüssen dem Geheimnis auf die Schliche zu kommen.

„Wenn ein Mensch sich in sein Gegenteil verkehrt, kann er auch mit Gut und Böse durcheinanderkommen.“

Neben der Kriminalhandlung überzeugt der Roman vor allem durch die Atmosphäre. Das Chaos der Revolution wird greifbar, Freund und Feind reichen als Kategorien nicht mehr aus und Sicherheit wird ein rares Gut. Redlichkeit und Gerechtigkeitssinn, wie Samson sie zeigt, werden immer seltener. Er ist zwar nicht ganz unbezwingbar wie sein biblischer Namensvetter und seine Liebe zu Nadjeschda wird ihm hier auch nicht zum Verhängnis, aber seinem Volk Gerechtigkeit zu verschaffen, ist auch sein Ziel.

Eine überzeugende Geschichte, mit ungewöhnlicher Falllösung, die atmosphärisch sofort verfängt.

War diese Rezension hilfreich?

Ein Kriminalroman in einer überaus spannenden Zeit angesiedelt.
Kiew 1919 - der Protagonist Samson, ein eher unscheinbarer und naiv wirkender junger Mann, stolpert durch Zufall auf seinen Posten als Protokollant und Ermittler bei der Miliz. Nadjeschda wird ihm auch mehr oder weniger an die Seite gestellt. Zusammen mit seinem Vorgesetzten ergibt sich ein interessantes Team.

Für mich stellt die Zeit und der Ort den großen Reiz dieser Geschichte dar.

War diese Rezension hilfreich?

Dieses Buch zur heutigen Zeit zu lesen geht noch mehr unter die Haut als sonst. Es ist als wäre es ein Deja-vu, eine Bestätigung, dass Geschichte sich wiederholt und leider die Leidtragenden die einfachen Bürger sind. Die Geschichte ist allerdings mehr als nur eine Geschichte über den Krieg und einem armen Jungen, der seine Familie verloren hat. Sie ist eine Mischung aus Drama-Coming-of-Age-Krimi. Ich hatte zwar das Gefühl, dass die Geschichte nicht so ein starkes Ende hatte wie der Anfang, trotzdem war es ein lesenswertes Buch. Man bekommt ein Gefühl für den ständigen Zustand von Angst und Terror. Und wie man trotzdem versucht den Alltag zu leben, auch wenn der Tod dein ständiger Nachbar ist.

War diese Rezension hilfreich?

Andrej Kurkow - Samson und Nadjeschda

Meinung
Ich mag den Schreibstil.
Kiew, 1919, eine Welt im Umbruch -
Samson ist alleine, der letzte seiner Familie.
Die Kosaken haben den Vater getötet und ihm das Ohr abgeschnitten.
Der neuen Alltag von Samson zeigt die bedrückende Armut des russischen Volks
Die Rotarmisten ziehen durch die Stadt, um Dinge zu konfiszieren.
Auch bei dem Waisen Samson.
Die Hausmeisterwitwe will ihn verkuppeln...
So lernt er seine Nadjeschda kennen.
In einer einfachen und klaren Sprache beschreibt Andrej Kurkow das Leben im damaligen Kiew..
Ein tolles Buch, das ich gern empfehle

War diese Rezension hilfreich?

Eine Zeit des Umbruchs
Mit dem Roman „Samson und Nadjeschda“ startet der in Russland geborene und heute in der Ukraine lebende Schriftsteller Andrej Kurkov eine eine neue Krimiserie um das junge Paar Samson und Nadjeschda. Die Serie spielt in Kiew in der Zeit nach der Ablösung des zaristischem Reiches durch die kommunistische Revolution 1918. Der Roman spiegelt die damaligen Lebensverhältnisse sehr realistisch wieder. Auf der einen Seite die bedrückenden materiellen Lebensumstände , auf der anderen Seite die politischen Unterdrückungsmechanismen. Der Schauplatz Kiew wird ebenfalls sehr realistisch dargestellt, man könnte auf einem alten Stadtplan die Wege der Romanfiguren nachverfolgen. Dies alles ist sehr beeindruckend dargestellt und gerade unter dem Aspekt des aktuellen totalitären russischen Systems sehr aktuell.
Auch die Hauptfigur Samson ist gut für den Leser nachvollziehbar gestaltet. Er ist ein junger Mann, der eigentlich Elektrotechniker werden will, dann aber miterleben muss, wie sein Vater auf der Straße von der Miliz erschlagen und ihm selbst ein Ohr abgehauen wird. Er bekommt, mehr oder weniger ohne eigenes Zutun, einen Posten bei der örtlichen Polizei und soll im Folgenden einen Mordfall aufklären. Dies gelingt ihm dank seiner Hartnäckigkeit, trotz seiner Unerfahrenheit und gegen vielerlei bürokratische Hindernisse. Er lernt die junge Nadjeschda kennen, die dann aber, entgegen der Ankündigung des Buchklappentextes, nur eine sehr unbedeutende Rolle in dem Roman spielt. Hier wird man abwarten müssen, wie sich im Verlaufe der Serie das Verhältnis der beiden entwickeln wird.
Die Kriminalhandlung selbst ist weniger überzeugend, der Roman lebt vielmehr von der Milieuschilderung und der Gestaltung der unterschiedlichen Figuren, die jeweils für bestimmte Aspekte des politischen Systems stehen.
Eine Leseempfehlung für diejenigen, die sich weniger für einen spannenden Kriminalroman als vielmehr für die literarische Darstellung historischer Epochen interessieren.

War diese Rezension hilfreich?

Vom Diogenes-Verlag wird "Samson und Nadjeschda" auch als Krimi angekündigt. Ein Krimi ist es aber nur bedingt. Der Protagonist Samson wird zwar im Laufe des Buches Polizist und beschäftigt sich dadurch mit einer Einbruch- und Mordserie, aber vor allem nimmt der Autor Andrej Kurkow sich Zeit, seine Charaktere einzuführen (es soll wohl eine Krimiserie werden) und den Handlungsort Kiew im Jahr 1919 zu beschreiben. Für mich ist das Buch deshalb in erster Linie eine Charakterisierung der Zeit, in der die Bolschewiken auch in Kiew die Macht übernahmen. Die Beschreibung des fragilen Alltags der Menschen in Kriegszeiten lässt einen beim Lesen auch immer wieder an die derzeitige Situation der Menschen in der Ukraine denken, was die Lektüre manchmal bedrückender macht, als sie wahrscheinlich vom Autoren während des Schreibens gedacht war. In jedem Fall fand ich die Beschreibung der Nöte, der Unsicherheiten, der Kuriositäten, der Zufälle in Zeiten des Umbruchs sehr interessant dargestellt.
Wer in erster Linie einen spannenden Krimi sucht, ist mit diesem Buch schlecht beraten. Wen auch die historischen Hintergründe interessieren, wird hier intelligent unterhalten.

War diese Rezension hilfreich?

Ein Zeit des Umbruchs, eine gefährliche Zeit, das Leben kann von jetzt auf gleich zu Ende sein. 1919 in Kiew, vorher russisches Zarenreich jetzt auf dem Weg zur Sowjetunion. Keiner weiß so genau was richtig und was falsch ist, jeder handelt nach Gefühl oder hängt sein Fähnchen in den Wind.
Samson ist ein intelligenter junger Mann, friedlich und seit kurzen ganz allein. Mutter und Schwester starben in den Kriegsjahren an Krankheiten und der Vater wurde auf offener Straße erschlagen. Er verliert dabei ein Ohr. Seitdem hört er anders und denkt anders.
Nadjeschda ist eine junge Frau die er durch Zufall kennen lernt. Sie ist zielstrebig und von der neuen Ordnung restlos überzeugt, Wo Samson zweifelt, zeigt sie die Richtung gemeinsam machen sie das Beste aus der Situation. Samson landet bei der Miliz weil er schreiben und lesen kann. Dann hat er seinen ersten Fall. Ein silberner Knochen und ein qualitativ sehr guter Anzug.
Die Atmosphäre ist düster, passt zu den Vorstellungen die man von dieser Zeit hat. Schwermütig wie russische Geschichten, Romane oder Musik. Ein Hauch von Traurigkeit gepaart mit einem Jetzt erst recht.
Der Kriminalfall ist ungewöhnlich, was Samson alles bedenken muss und wo er sich Informationen beschafft. Wie Nadjeschda hinter ihm steht, immer geradeaus blickend, während Samson auch hinten Augen und vor allem Ohren hat.
Die Zeit an sich ist schwer vorstellbar, der Autor vermittelt aber mir als Leserin ein leises Gefühl das ich die beiden ein Stück weit begleite. Ich bekam eine Ahnung davon was ich als Nächstes erwarten durfte und war dann trotz der so verschiedenen Umstände ( meine Behaglichkeit gegen die Ungewissheit und Angst ) mitten im Geschehen.
Weitere Fälle von diesem Paar würde ich mir wünschen.

War diese Rezension hilfreich?

Der russische Autor Andrej Kurkow, der in der Ukraine lebt, entführt seine Leser in eine Zeit des Umbruchs. Schauplatz ist die Stadt Kiew im Jahr 1919. Das Zarenreich ist Geschichte, doch eine neue Ordnung hat sich noch nicht so recht etabliert. So kämpfen verschiedenste Gruppierungen gegeneinander. Samson gerät gemeinsam mit seinem Vater in einen dieser Straßenkämpfe. Der Vater wird getötet und Samson verliert ein Ohr. Dieses abgetrennte Ohr bewahrt er in einer Blechdose auf und es scheint, als höre dieses Ohr und kommuniziere mit Samson.

Durch einen Zufall, der möglicherweise auch durch seine Hausmeisterin ein wenig gesteuert ist, lernt Samson Nadjeschda kennen. Sie ist, anders als der intelligente, aber zurückhaltende Samson, eine die Nägel mit Köpfen macht. Wenig später erhält Samson eine Arbeit als Schreiber bei der Miliz und stolpert in einen Kriminalfall in dem ein Knochen aus massivem Silber und ein Maßanzug von bester Stoffqualität eine große Rolle spielen.



Meine Meinung:

Autor Andrej Kurkow versteht es sehr gut, diese düstere Zeit des Umbruchs mit allen ihren gewalttätigen Ausprägungen darzustellen. Man ist seines Lebens nicht mehr sicher. Willkür seitens der wechselnden lokalen Machthaber sowie kriminelle Elemente tyrannisieren die Menschen. Der Hass auf vermögende Personen, und sei das Vermögen auch noch so gering, lässt den Mob wahllos Menschen töten. Keiner weiß so genau was richtig und was falsch ist, jeder handelt nach Gefühl oder hängt sein Fähnchen in den Wind.

Der Kriminalfall entpuppt sich als sehr interessante Geschichte, hinter der mehr steckt, als „nur“ der Raub von Gold und Silber.

Authentisch wirkt die Schilderung, wie Samson von Pontius zu Pilatus laufen muss, um Informationen, Erlaubnisscheine oder andere Dokumente, die er für seine Ermittlungen benötigt, zu erhalten. Manchmal hat es den Anschein, als ob sich Samson im Dickicht der Bürokratie des Umbruchs verlieren würde. Doch der klare, analytische Blick von Nadjeschda hilft ihm immer wieder, den roten Faden aufzunehmen. Gerne würde ich einen weiteren Fall mit diesen beiden gut gelungenen Charakteren lesen.

Fazit:

Ein historischer Roman, der als Krimi endet. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

War diese Rezension hilfreich?

Der Kriminalroman "Samson und Nadjeschda" von Autor Andrej Kurkow ist der Auftakt zu einer Reihe an Büchern und dieser Auftakt ist durchaus gelungen. Wenngleich ich einige Schwierigkeiten hatte in die Handlung hinein zu kommen, hat mich das Buch insgesamt überzeugen können.
Die Handlung beginnt mitten im Geschehen, Samsons Vater wird getötet, ihm selbst ein Ohr abgetrennt. Das Ohr wird für den weiteren Verlauf des Buches von hoher Wichtigkeit sein. Doch dann dümpelt die Story einige Zeit vor sich hin, ich hatte den Eindruck, dass nicht wirklich etwas nenneswertes passiert. Die wichtigsten Charaktere wurden gemächlich eingeführt, als Leser:in hatte man etwa die Hälfte des Buches Zeit diese gut kennen zu lernen. Erst in der zweiten Buchhälfte nahm die Story deutlich an Geschwindigkeit und Dynamik zu.
Sprache und Schreibstil haben mir durchweg gut gefallen, ich habe mir die Szenen allesamt gut vor meinem inneren Auge vorstellen können. Auch die Charaktere sind allesamt realistisch und ausreichend detailiert beschrieben. Der Autor hat es insbesondere geschafft Kiew im Jahre 1919 lebendig erscheinen zu lassen, ich konnte mir die damaligen Umstände sehr bildlich vorstellen.
Nachdem die Handlung an Fahrt aufgenommen hat, habe ich mit Samson auf die Auflösung um den Fall hingefiebert. Dabei ist jedoch der Kl,appentext des buches ein wenig irreführend, denn Nadjeschda spielt keine nennenswerte Rolle bei den Ermittlungen.

War diese Rezension hilfreich?

Vor wenigen Monaten las ich "Graue Bienen" von Andrej Kurkow und war ziemlich hingerissen. Als nun "Samson und Nadjeschda" als neuester Roman Kurkows erscheint, war für mich klar, dass ich ihn unbedingt lesen wollte. Gleich vorneweg - die Bücher unterscheiden sich beträchtlich, sowohl vom Zeitgefüge als auch in der Erzählweise. Eine Enttäuschung ist "Samson und Nadjeschda" allerdings dennoch nicht, sondern für sich ein spannender und erhellender Roman, für den Kurkow allerdings in die Vergangenheit eintaucht, als gäbe es aus seiner ukrainischen Heimat nicht aktuell unendlich viel Material für einen Schriftsteller.

Wobei: Die Unsicherheiten, die Gewalt, der Überlebenskampf, mit dem sich Samson im Kiew nach dem ersten Weltkrieg konfrontiert sieht, ähnelt dem vieler Kiewer gut 100 Jahre später. Wie allgegenwärtig der Tod ist, bekommt Samson gleich auf den ersten Seiten zu spüren. Kosaken töten seinen Vater, als er gemeinsam mit Samson unterwegs zum Schneider ist. Samson hätte ein ähnliches Schicksal erlitten, doch der Kosakensäbel traf "nur" sein Ohr, das künftig in einer Bonbondose ruht und noch eine ganz besondere Rolle spielen wird.

Samson bleibt alleine zurück in der großen, bürgerlichen Wohnung - Mutter und Schwester sind schon vor Jahren gestorben, Die Hausmeisterwitwe will ihn verkuppeln - einerseits, damit er jemand in seinem Leben hat, andererseits, weil sonst schon die neue Sowjetmacht jemanden in der für Samson viel zu großen Wohnung einquartieren dürfte. Mit Nadjeschda hat sie schon jemanden im Auge. Doch die junge Frau, deren Name "Hoffnung" bedeutet, hat ein ganz anderes Ziel als Amouren, will sie doch ein neuer Mensch sowjetischer Prägung sein und mit ihrer Arbeit im Amt für Statistik zum Erfolg der Weltrevolution beitragen.

Eher zufällig stolpert auch Samson in die Arme der Staatsmacht und wird in einem Schnellkurs sowjetischer Milizionär. Ein Kriminalfall, mit dem er es zu tun bekommt, hat indirekt auch mit ihm zu tun. Bei seinen Ermittlungen bewegt er sich in allen Gesellschaftsschichten, sucht in einer Welt, die sich noch selbst erfindet, nach Anhaltspunkten und Verlässlichkeiten. Das Kiew des Jahres 1919, es ist von Gewalt, Umsturz und Versorgungsknappheit gekennzeichnet. Auch ein historischer Roman kann recht aktuell klingen.

Wie es weitergeht mit Samson und Nadjeschda, den Rätseln eines Schneiders und eines Silberdiebstahls. das soll hier nicht verraten werden. Doch Kurkow hat schon angedeutet, dass weitere Abenteuer und Herausforderungen auf den Milizionär und die Statistikerin warten.

War diese Rezension hilfreich?

Es fing sehr spannend an. Ich mag Romane bzw Krimis mit denen man in eine andere Zeit, ein anderes Land abtauchen kann. Ich bin aber ausgestiegen, als ich merkt dass der Protagonist noch mit seinem abgeschlagenen Ohr hört, dass in der Schreibtischschublade liegt obwohl er weit entfernt ist. Vielleicht probiere ich es später noch einmal.

War diese Rezension hilfreich?

Zum Inhalt:
Samson landet eher durch Zufall bei der sowjetischen Polizei und gleich sein erster Fall ist äußerst seltsam. Ein abgeschnittenes Ohr, ein silberner Knochen und ein feinster Anzug geben Rätsel auf. Wie gut dass Samson Nadjeschda kennen lernt, die ihn tatkräftig bei den Ermittlungen hilft und die auch sein Herz berührt.
Meine Meinung:
Diogenes Bücher sind meist etwas besonderes, sei es durch ungewöhnliche Themen, Orte oder auch besondere Schreibstile. Hier trifft gleich alles zusammen auch wenn man sich schon eine ganze Weile fragt, wann die Geschichte denn so richtig losgeht. Aber es lohnt sich dran zu bleiben, denn insgesamt ist das mal wieder so ein besonderes, dass es länger im Kopf bleiben wird. Ich musste mich zwar erst mal an die vielen ungewohnten Begriffe gewöhnen aber das gab sich irgendwann.
Fazit:
Ungewöhnlicher Krimi

War diese Rezension hilfreich?

Kiewer Revolutionswirren

Seit ich ‚Graue Bienen‘ im Frühjahr las, bin ich ein großer Fan von Andrej Kurkow. Er schreibt im Original auf Russisch und wurde von Johanna Marx und Sabine Grebing hervorragend übersetzt. Hier nun also ein Kriminalroman, der auch in der Ukraine spielt, die geistige Heimat von Andrej Kurkow, auch wenn seine prägenden Jahre zur Zeiten der Sowjetunion waren.
Hier wird nun noch einmal weiter in die Vergangenheit zurück gegangen, denn der Krimi spielt zur Zeit der russischen Revolution, das heißt ca 1905 bis 1922 – wir starten 1919. Wir stolpern in das Leben von Samson, der Vollwaise ist und in diesem Towabouwa der Revolution zur sowjetischen Polizei in Kiew findet. Nicht nur diese Stelle findet Samson, sondern auch die titelgebende Nadjeschda, an die er sein Herz verliert, aber eine patente Helferin findet.
Der Fall den er löst ist passend zur damaligen Zeit wie ein Whodunit aufgebaut und nett gemacht. Was hier aber neben der Kriminalhandlung entscheidender ist (wie bei allen Krimis aus dem Hause Diogenes), ist die Komposition: Der Rahmen der hier beleuchtet wird, die historische Zeit und seine Wirren. Außerdem trifft Kurkow es sprachlich wieder besonders schön.
Mich hat es gut unterhalten, meinen Horizont erweitert und sprachlich gesättigt. Was will man mehr!

War diese Rezension hilfreich?

!ein Lesehighlight 2022!

Klappentext:

„Kiew, 1919: In den Wirren nach der Russischen Revolution stößt der junge Samson, gerade zum Vollwaisen geworden, beinahe durch Zufall zur neuen sowjetischen Polizei. Sein erster Fall ist gleich äußerst mysteriös: Ein abgeschnittenes Ohr, ein Knochen aus reinem Silber und ein Anzug aus feinem englischem Tuch geben ihm Rätsel auf. Doch die Zeiten sind gefährlich und halten jeden Tag neue Überraschungen bereit. Zum Glück lernt Samson die patente Nadjeschda kennen, die ihm bei den Ermittlungen hilft und an die er schon bald sein Herz verliert.“



Autor Andrej Kurkow ist mir seit seinem literarischen Knaller „Graue Bienen“ in bester Erinnerung geblieben und zählt mittlerweile zu meinen liebsten Autoren. Sein neuestes Werk „Samson und Nadjeschda“ ist ebenfalls wieder so ein Highlight, wenn man es liebt, zwischen den Zeilen zu stöbern, mit der heutigen Zeit Vergleiche anstellen mag und kann (ganz wichtig!) und zudem das Menschliche gern beleuchtet. Kurkow nimmt uns hier diesmal in einem Krimi mit auf die Reise durch Kiew im Jahre 1919 (und weiter). Mittlerweile hat die Welt einen Weltkrieg hinter sich und ist auf der Suche nach einem ruhigen Moment des Friedens. Für Hauptprotagonist Samson wird es aber mehr als turbulent. Samson wird hier in einen vermeintlich abstrusen Fall verwickelt, welcher aber gar nicht so abstrus ist bei genauerer Betrachtung. Kurkow spielt mit geschichtlichen Parts und mit Metaphern wo es nur geht (abgeschnittnes Ohr - siehe van Gogh beispielsweise als Metapher oder eben jene silberne Knochen als „Reliquie“?!). Ja, vor Metaphern strotzt dieser Krimi und vor (Welt)Geschichte gleichermaßen. Sicherlich ist dieser Stil nicht jedermanns Sache aber ich bin ein großer Fan davon. Kurkow bringt hier sogar ein wenig Romantik mit ins Spiel und als Nadjeschda auftaucht, beflügelt es das Leserherz für unseren Hauptprotagonisten Samson mit. Der Fall hat einen schönen Anspruch für alle Leser. Man muss kein Krimi-Fan sein für diese Geschichte, aber man wird dennoch mitgerissen! Der rote Faden ist hier wahrlich rot und reißt einem von Spannungshoch zu Spannungshoch. Es wird rasant und genau das macht diese Geschichte aus!

Kurkow hat auch hier wieder ein ganz feines Händchen bewiesen und bringt mehr als gekonnt Krimi, Geschichte, ein wenig Liebelei und allgemeines Weltwissen hervorragend in einer Geschichte unter. Für mich wieder eine sehr genussvolle Leseerfahrung in jedem Sinne. Wortwahl und Ausdruck waren wieder perfekt gewählt, was sicherlich auch an der Übersetzung liegt.

Fazit: ein Lesegenuss erster Güte à la Kurkow - 5 von 5 Sterne!

War diese Rezension hilfreich?

Ukraine 1919: Samson und sein Vater werden von Reitern überfallen, der Vater tot, Samson verliert ein Ohr.
So fängt das Buch Samson und Nadjeschda an. Somit ist Samson nicht nur Vollwaise, sondern auch einziger Mieter der grossen Wohnung. Die Vermieterin kümmert sich um den jungen Mann und versucht ihn auch zu verkuppeln, eben mit jener Nadjeschda, einer auf dem Boden der Tatsachen stehender jungen humorvollen jungen Frau.
Dann bekommt Samson einen Posten bei der neugegründeten Polizei und einen ersten schwierigen Fall, den es zu lösen gibt. Aber er schafft das nicht alleine. Gut das es Nadjeschda gibt.

In diesem Buch erhalten wir einen guten Einblick in die Ukrainische Geschichte, nachdem die Sowjets das Kommando übernommen haben. Dies macht den Roman so interessant und lesenswert.
Erschienen bei Diogenes.

War diese Rezension hilfreich?

Andrej Kurkow ist ein wunderbarer Erzähler, einer, der seine Leser langsam und behutsam in seine Geschichten mitnimmt und es versteht, atmosphärisch dicht und realistisch zu erzählen. Samson, der Held seines kriminalistischen Stückes, muss sich als Waise in den Wirren des Jahres 1919 in Kiew zurechtfinden. Scheinbar ziellos beginnt er damit, seinem Leben eine neue Ausrichtung zu geben und landet eher zufällig bei der Polizei, wo er, gemeinsam mit der jungen Nadjeschda, findig und geistreich zum Ermittler aufsteigt. Kleine Grotesken am Rande der Geschichte, wie das abgeschlagene Ohr, das als Hörrohr dient und Samson vor mancher Gefahr warnt, geben der Erzählung eine surreale Note, die im krassen Gegensatz zu der rohen Vorgehensweisen der Rotarmisten steht. Wer allerdings einen waschechten Krimi erwartet, wird nicht ganz auf seine Kosten kommen. Die etwas bedächtige Erzählform lässt einen rasanten Spannungsaufbau kaum zu. Trotzdem sehr lesenswert, da die Zeit zu Beginn des 20. Jahrhundert gut eingefangen und dargestellt wird.

War diese Rezension hilfreich?

Ein Kriminalroman? Nein, eher ein Schelmenroman mit Samson in der Rolle des naiven Schelmes. 
Man schreibt das Jahr 1919 in einem Kiew, in dem es drunter und drüber geht. Es herrscht Korruption und fast schon etwas wie Anarchie, weil verschiedenste Gruppierungen um die Vorherrschaft kämpfen. Bei einem Überfall verliert Samson erst seinen Vater, dann sein Ohr, das im Lauf der Geschichte ein interessantes Eigenleben entwickelt. 
Per Zufall landet Samson bei der Polizei, wo er für Ordnung sorgen soll. Ein merkwürdiger Knochenfund, ein Oberschenkelknochen aus purem Silber, fasziniert ihn, und er widmet der Angelegenheit besondere Aufmerksamkeit. Wirklich eine verzwickte Geschichte, doch die Auflösung ist weit von einem Kriminalfall entfernt.
Wie gesagt, eher ein Schelmenstück.
Die Sprache ist umständlich, langatmig und sehr auf winzige Details fokussiert. Man muss es mögen, ansonsten fängt man am besten gar nicht erst mit dem Lesen an. Ich denke, ein besonderes Augenmerk richtet der Autor auch auf die sehr spezielle Situation, die damals in Kiew herrschte. Die Leute waren arm. Es gab noch eine (wechselnde?) Obrigkeit, die unkontrolliert Macht ausüben konnte. Bezahlt wurde in Gutscheinen, die man vielleicht einlösen konnte, vielleicht auch nicht. Kurz eine Situation, die man sich heute nicht mehr vorstellen kann.
Mir hat das Buch sehr gefallen, deswegen 5 Lesesterne, aber es ist auch sehr, sehr speziell.

War diese Rezension hilfreich?

Ein historischer Roman
Erster Eindruck: Das Cover finde ich genial, es spielt auf die Zeit um 1919 an, in der der Krimi/ Roman spielt.

Es ist das erste Buch von Andrej Kurkow, das ich lese. Er ist ein genialer Schriftsteller, der es versteht, mit seinen genauen Beschreibungen und Skizzierungen der Charaktere, sowie der Geschichte, den Leser in den Bann zu nehmen.

Gut gewählt finde ich die Zeit, denn somit versteht man die geschichtlichen Zusammenhänge bis heute, aber eigentlich noch mehr, es entsteht ein Gefühl dafür, wie sich das Leben zu dieser Zeit zugetragen hat. Teils düster und trist beschrieben, aber auch mit gewissem Staunen verfolgt man die Handlung von Samson, der gleich zu Anfang des Buchs in einen Fall verwickelt wird und ein Teil seines Ohrs verliert.

Es geht - leider wie so oft - um die Gewalt der Stärkeren und über den Überlebenskampf derer, die darunter leiden müssen. Es herrschen widrige Bedingungen für Samson. Fraglich auch, wieviel Autorbiografisches der Autor in dieses Werk hat fließen lassen.

Es gleicht einem Suchen und Finden in einer Rolle, in der sich Samson ein und aus bewegt - und auf der anderen Seite, die Frage, wie man nach Anhaltspunkten für einen Kriminalfall suchen soll, wenn alles verschwommen wirkt. Nadjeschda bietet dazu gekonnt, das zweite Gegenstück des Romans.

Wirklich spannend ist der historische Hintergrund und der Schauplatz Kiew.

Klare Empfehlung.

War diese Rezension hilfreich?

Samson muss mit ansehen, wie sein Vater ermordet wird. Dabei wird er selbst ebenfalls verwundet. Ein Hieb und seine Ohrmuschel liegt auf der Straße. Er kann sie zwar bergen aber nach einem Besuch beim Arzt muss er sich mit dem Verlust abfinden. Das Annähen verspricht keinen Erfolg. Aber zum Glück verbindet der Arzt die Wunde, sodass der Blutfluss gestoppt wird. Dass er danach für die Polizei in Kiew arbeitet und sogar noch ein nettes Mädchen kennenlernt, hilft ihm, sein Schicksal zu ertragen. "Samson und Nadjeschda" ist nicht „nur“ ein Kriminalroman, sondern eine Milieustudie.

Samson lebt in Kiew und das bei einer Frau die ihn nervt. Sie ist zwar ganz nett, aber sie will ihn verkuppeln. Und nun, da er nur noch eine Ohrmuschel hat meint sie, dass eine Heirat für ihn noch wichtiger wurde. Das vergisst sie, als Samson noch zwei Soldaten in seiner Wohnung unterbringen muss. Die beiden sind nicht ehrlich und es ist gut, dass Samson ohne Ohrmuschel außerordentlich gut hört. Das wiederum hilft ihm auch bei seiner Arbeit. Er wird mit dem Aufklären von Mord und Raub beauftragt. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten findet er sich sehr gut zurecht.

Kein leicht zu lesendes Buch. Es gibt etliche Wechsel bei den Zeiten und der rote Faden ist nicht immer gut erkennbar. Gefallen hat mir, dass der Autor recht authentisch berichtet, wie die Situation damals in Kiew war. Die Furcht vor Denunzianten und die absolute Treue, welche Obrigkeiten vom Volk verlangten. Das Cover ist wie eigentlich immer bei Diogenes passend ausgewählt.

War diese Rezension hilfreich?

Man findet genug Gegenwart in diesem historischen Krimi. Manchmal krass und düster, aber auf jedem Fall spannend

War diese Rezension hilfreich?

Kiew 1919, welche Wirren - sind in Kiew nicht immer Wirren,
1919 weiss man noch nicht wohin sich das alles entwickelt, Revolution, Russen, Belagerung, keine Kohle, kein Licht mittendrin wird der Vater von Samson ermordet.
Samson verliert sein Ohr, aber irgendwie nicht das Gehör.
Kurkow schmeisst uns mittern rein in das Gewirr der Zuständigkeiten. Samson vollkommen überrollt von der Situation handelt,er geht zur Polizei und wird dort direkt angestellt und versucht sein bestes zu tun für sich und die Gesellschaft. Er lernt Nadjeschda kennen und versucht sich ihr zu nähern.
Aber eigentlich passiert nicht viel im Buch, aber mir hat die Stimmung gefallen, das Wirrwarr der Zuständigkeiten, wer auf wen schiesst und morgen doch wieder vereint ist, wer ist Feind wer ist Freund?
Dieses ganze altertümliche Atmosphäre die Empörung über falsche Papiere, das Schreiben von langen Berichten auf Altpapier alles hat seine Ordnung und doch ist es das totale Chaos.
Ein Krimi ist es nicht, aber eine schöne Geschichte im russischen/ukrainischen Stil.

War diese Rezension hilfreich?

Samson kommt nach Ende der russischen Revolution zur Polizei nach Kiew. Doch hat er es gleich mit einem mysteriösen Fall zu tun, den er mit Hilfe von Nadjeschda löst. Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es war spannend und entführt uns in ein Land, über das ich noch nicht sehr viel weiß. Auch die geschichtlichen Hintergründe jener Zeit haben mich interessiert. Die Figuren sind sympathisch und man kann sich gut mit ihnen identifizieren. Auch den Schreibstil fan dich gut. Das Cover passt. Ein tolles Buch, das ich gerne empfehle.

War diese Rezension hilfreich?

Leseempfehlung, nicht nur für Kurkow-Fans
Ich schätze den Autor Andrej Kurkow schon länger und so war es natürlich ein Muss, auch den neuen Roman zu lesen. Und wieder wurde ich nicht enttäuscht. Sein feinsinniger Humor und Charaktere, die es alles andere als leicht haben, verwoben mit historischen Begebenheiten geben ein rundum gelungenes Gesamtbild. In diesem Fall werden wir durch säbelschwingende Reiter mitten in die Umbruchstimmung nach dem Ende des Zarenreiches katapultiert. Während Samsons Vater getötet und er somit zum Waisen wird, trifft es Samson auch körperlich: Ein Ohr wird ihm abgeschlagen. Dieses bewahrt er ab diesem Zeitpunkt in einer Blechdose auf. Plötzlich merkt Samson, dass er durch dieses Ohr trotzdem hört was in der Nähe der Blechdose gesprochen wird. Doch Samson muss nicht nur sein Ohr beklagen, auch der Schreibtisch seines Vaters wird requiriert, womit Samson so gar nicht klarkommt.
Samsons Leben ändert sich von Grund auf. Nicht nur, dass er in den Polizeidienst eintritt, auch die junge Nadjeschda lernt er kennen, die sein Leben umkrempelt. Außerdem stolpert Samson mitten in einen Kriminalfall, in dem es nicht nur um Knochen aus reinem Silber und einen Anzug aus feinster Stoffqualität in einer eigenartigen Größe geht.
Der Autor versteht es auch dieses Mal, einen guten Einblick in die Anfänge des 20. Jahrhunderts zu geben. Auch damals war es keine einfache Zeit, die Willkür der Mächtigen hat Gewaltbereitschaft, Tod und Unterdrückung hervorgebracht. Hat sich in den letzten hundert Jahren viel verändert?
Interessant finde ich die Auflösung der „Knochengeschichte“. Wieder konnte mich der Autor überraschen und mit Freude warte ich auf eine Fortsetzung oder einen neuen Roman von Andrej Kurkow (wobei ich noch einige ungelesene in meinem Bücherregal habe). 5 Sterne

War diese Rezension hilfreich?

Ein (historischer) Kriminalroman, der in Kiew im Jahre 1919 spielt. Die Helden kommen schon im Titel vor und der ukrainische Autor entführt in eine Zeit über die wir nicht viel wissen.
Allerdings hat Kurkow schon viele bessere Bücher geschrieben!

War diese Rezension hilfreich?

„Samson und Nadjeschda“ erzählt die Geschichte eines jungen Mannes, der in der Sowietunion während des Übergangs von der Kaiserzeit zum russischen Staat von 1917 lebt. Die Bewohner Kiews leben in ständiger Angst, Kosaken und Rotarmisten streifen durch die Straßen und plündern was ihnen und die Hände fällt, v.a. aber silberne Gegenstände.

Einem dieser Raubzüge fällt Samsons Vater zum Opfer, er selbst büßt ein Ohr ein.
Jetzt, da er nach dem Tod allein ist, und er nur mehr eine Ohrmuschel hat, will ihn seine Vermieterin verkuppeln (was auch tatsächlich gelingt). Samson muss noch zwei Soldaten in seiner Wohnung unterbringen, die jedoch Gauner sind. Ohne Ohrmuschel kann er besonders gut mitanhören welche Raubzüge u.a. Taten sie planen. Das wiederum hilft ihm auch bei seiner Arbeit bei der Miliz, wo er mit dem Aufklären von Mord und Raub beauftragt wird.

Das Buch ist ein Kriminalroman, was auf den ersten Blick nicht auffällt, da es ausgezeichnet die Lebensbedingungen während dieser Zeit schildert (Beerdigungen sind schwierig, Bürokratie nimmt überhand, Ausgangssperre etc.). Jeder der Figuren, auch die weniger zentralen, kämpfen ums Überleben.

Die tragenden Protagonist:innen sind gut charakterisiert. Samson ist sehr sympathisch, etwas tolpatschig sein unbeholfener Umgang mit Waffen.
Nadjeschda wird als Kontrapunkt zu Samson gezeichnet, sie ist idealistisch, dort wo Samson eher kritische Ansichten vertritt.

Der Schreibstil des Autors ist knapp und teilweise sarkastisch, was sehr gut zur Handlung des Romans passt. Trotz weniger Spannungselemente, die man von einem Krimi erwarten würde, ist dieses Buch sehr lesenswert. Allerdings muss man sich als Leser:in auch darauf einlassen, dass es sich nicht wie ein Pageturner verschlingen lässt, sondern die Geschichte ruhig entwickelt, mit vielen Details der Situation des damaligen Kiews.

War diese Rezension hilfreich?

Beim Titel von Andrej Kurkows Roman "Samson und
Nadjeschda" könnte man auf die Idee kommen, es handele sich hier um einen Liebesroman. Doch die Liebe spielt in diesem Buch nur eine Rolle unter mehreren.
Der 11. Mai 1919 wird für Samson zu einem Schicksalstag: Als er mit seinem Vater zu Fuß in Kiew unterwegs ist, werden die beiden von einer Gruppe berittener Kosaken überfallen. Mit einem Säbelhieb spaltet einer von ihnen Samsons Vater den Schädel, mit einem weiteren schlägt er Samson ein Ohr ab. Die Brutalität und Sinnlosigkeit der Tat passen zu dieser Zeit: Nach der russischen Revolution setzte sich die Krise in einem Bürgerkrieg fort. Auf dem Gebiet der Ukraine entbrannte der sowjetisch-ukrainische Krieg, in den sich in dessen letzten Jahren weitere europäische Staaten - auch Deutschland - einschalteten. Die Bolschewiken versuchten 1919, die Macht in der Ukraine zu übernehmen und ihre Gesellschaftsordnung zu implementieren. Die Bevölkerung lebte in einer anarchischen Umgebung von Gewalt, Willkür, Gesetzlosigkeit und ständiger Warenknappheit.

Samson ist nach dem Tod seines Vaters allein. Er hofft, dass ein ihm bekannter Augenarzt die Ohrmuschel wieder annähen kann, aber der verpackt das Körperteil in einer Puderdose, die er Samson überreicht. All das geschieht in einer fast schon sachlichen Atmosphäre ohne Pathos. Der junge Mann wird zunächst von den Ereignissen mitgetragen: Die Hausmeisterwitwe in seinem Mietshaus, die dort so etwas wie eine graue Eminenz ist, möchte, dass Samson nicht mehr allein ist und fädelt die Bekanntschaft mit Nadjeschda (dt.: Hoffnung), einer glühenden Bolschewikin, ein, die dann tatsächlich nach und nach zu einer Liebesbeziehung wird.

Als sich zwei Rotarmisten in Samsons Wohnung einquartieren, ändert sich sein Leben ein weiteres Mal. Nicht nur, dass sie das Arbeitszimmer des verstorbenen Vaters besetzen, sie tragen auch Kisten mit Gegenständen herein, die sie angeblich requiriert haben. Als Samson beim Nachhausekommen sieht, dass auch der Schreibtisch des Vaters samt Inhalt beschlagnahmt wird, um in einem Milizrevier aufgestellt zu werden, ist das Maß voll. Er beschwert sich vor Ort, wird aufgefordert, einen Rapport zu schreiben, und am nächsten Tag als Milizionär eingestellt, weil er so gut schreiben kann. Samson ist ab sofort dafür zuständig, Diebstähle zu bekämpfen und für Ordnung zu sorgen. Dass sein Ohr in der Puderdose ihm das Leben retten würde, ahnt er noch nicht. Und dass die beiden Rotarmisten in seiner Wohnung in einen rätselhaften Fall, in dem wertvoller Stoff und ein Oberschenkelknochen aus Silber eine Rolle spielen, verwickelt sein würden, ebenfalls nicht. Aber Samson geht der Sache mit sehr speziellen Ermittlungsmethoden auf den Grund, die seinem Vorgesetzten nicht immer gefallen.

In der mir vorliegenden E-Book-Ausgabe lautet der Untertitel "Kriminalroman", aber das ist irreführend. Wer hier ein spannungsgeladenes Whodunit erwartet, ist auf der falschen Fährte. Die kriminalistische Arbeit des völlig unerfahrenen Nachwuchsmilizionärs Samson ist lediglich ein Gerüst, um den sich Kurkows Schilderung der desolaten Zustände in der Ukraine in dieser Zeit rankt. Trotz der unwürdigen Bedingungen, unter denen die Menschen leben, verlieren sie jedoch nie die Hoffnung, sondern versuchen, aus ihrer Situation das Beste zu machen - mit oder ohne Gewalt.

War diese Rezension hilfreich?

Den Schalk im Nacken. Wer Andrej Kurkow kennt, dem ist bekannt, was in seinen Romanen zu erwarten ist. In St.Petersburg geboren, in Kiew lebend und russisch schreibend, kennt sich Kurkow aus mit dem Verbrechertum in dieser Welt, zumal er selbst auf Erfahrungen als Gefängniswärter zurückgreifen kann. Dieses Mal nimmt er unsLesende mit nach Kiew und versetzt uns zurück in Zeiten großen Durcheinanders und politischer Wirren, zurück in die Zeit nach der russischen Revolution in das Jahr 1919. Direkt zu Beginn wird der Vater der Hauptperson Samson durch Kosaken getötet und ihm selbst wird dabei ein Ohr abgetrennt. Wegen seines guten sprachlichen Ausdrucksvermögens bekommt Samson - unterstützt durch kleine Zufälle - eine Anstellung bei der Miliz und darf ermitteln. Die Kriminal-Story ist hierbei für mich nicht das Wesentliche an dem Roman (zumal es recht seltsam zugeht, ein Oberschenkelknochen aus Silber, ein unfertiger Anzug aus teurem Stoff und auch Samsons abgeschnittenes und in einer Blechdose gelagertes Ohr eine Rolle spielen); die Beschreibung der Zustände, die Absurditäten der Ereignisse und Andrej Kurkows Augenzwinkern, welches einen über die Seiten hinweg begleitet - das ist der wahre Kern des Romans. Enttäuscht sein werden also diejenigen, die einen klassischen Krimi erwarten - Menschen mit eigenem Schalk im Nacken werden "Samson und Nadjeschda" mögen... und auf die Fortsetzung warten... auch um zu erleben, wie sich das zarte Gespinst der Liebe zwischen den Namensgebern des Romans weiter entwickeln wird.

War diese Rezension hilfreich?

Über den Autor: / Verlag

Andrej Kurkow, geboren 1961 in St. Petersburg, lebt seit seiner Kindheit in Kiew und schreibt in russischer Sprache. Er studierte Fremdsprachen, war Zeitungsredakteur und während des Militärdienstes Gefängniswärter. Danach schrieb er zahlreiche Drehbücher. Seit seinem Roman ›Picknick auf dem Eis‹ gilt er als einer der wichtigsten zeitgenössischen ukrainischen Autoren. Sein Werk erscheint in 42 Sprachen. Kurkow lebt als freier Schriftsteller mit seiner Familie in der Ukraine.

Kurzbeschreibung:/ Amazon

Kiew, 1919: In den Wirren nach der Russischen Revolution stößt der junge Samson, gerade zur Vollwaise geworden, beinahe durch Zufall zur neuen sowjetischen Polizei. Sein erster Fall ist gleich äußerst mysteriös: Ein abgeschnittenes Ohr, ein Knochen aus reinem Silber und ein Anzug aus feinem englischem Tuch geben ihm Rätsel auf. Doch die Zeiten sind gefährlich und halten jeden Tag neue Überraschungen bereit. Zum Glück lernt Samson die patente Nadjeschda kennen, die ihm bei den Ermittlungen hilft und an die er schon bald sein Herz verliert.

Meine Meinung:

Der Roman beginnt ohne Einführung. Die Handlung spielt sich im Kiew im Jahr 1919 ab. Die Stadt leidet unter der verschiedenen politischen Vertretern, die sich einen Krieg in Kiew liefern. Es ist eine unruhige Zeit nach der Revolution, Zeit der Anarchie und Willkür. Bolschewiken versuchen ihre Macht zu stabilisieren, doch Rotgardisten, Tschekisten, Kosaken agieren nebenher, und destabilisieren das System. Die Macht der Roten Armee ist noch schwach, die versuchen sich zurechtzufinden, und anhand des Romans, kann der Leser sehen, wie viele Fehler dabei begangen werden. Aber zurück zu dem Hauptprotagonisten Samson. Er und sein Vater wurden von Kosaken überfallen, sein Vater wird ermordet, und Samson verliert sein linkes Ohr. Nun muss Samson erwachsen werden...

Sein weiterer Weg ist sehr spannend erzählt. Wobei ich dazu sagen muss, dass der Erzählstil des Autors unaufgeregt und ruhig ist. Außerdem versucht er die Handlung in einfachen Worten zu erzählen, um die Atmosphäre der damaligen Zeit zu schildern. Es ist ein Pageturner, auch wenn es sich dabei keinesfalls um einen Krimi handelt, wie das Genre beim Verlag heißt. Es ist ein Roman mit Krimielementen, aber eher ein Roman, und zwar ein sehr guter.

Zum Teil könnte man die Geschichte satirisch bezeichnen. Ein Beispiel dafür, die Tätigkeit der Miliz und Rotgardisten beim Requirieren von Möbel und Kleidung bei der Bevölkerung, beim Einquartieren usw. Die Arbeit der Bolschewiken erstickt in der Bürokratie. Die ist zwar auch heutzutage nicht weniger präsent, aber in dem Roman ist es schon sehr stark überzeichnet.

Was noch kennzeichnend für Andrej Kurkow ist, er beschreibt die Umstände dieser Zeit, ohne Partei zu ergreifen, er schildert nur, beurteilt aber nicht. Das überlässt er dem Leser.

Eine lesenswerte Geschichte, nicht nur um die Kriegs- und Revolutionsauswirkungen, auch eine nicht dominierende Liebesgeschichte findet hier statt. Dazu ein Hauch von magischem Realismus. Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es gibt 4 Sterne von mir und eine Empfehlung.

War diese Rezension hilfreich?

Das Cover ist ein typisches Diogenes Cover und passt gut zu der Geschichte. Die Geschichte allerdings firmiert als Krimi, das würde ich aber verneinen. In den ersten 25 Kapiteln findet man eine russische Geschichtsstunde des Kiew 1919. Sehr ausführlich werden die politischen Verhältnisse beschrieben, die Entbehrungen, die Kämpfe, die Risse die durch ganze Familien gehen. Das ist interessant geschrieben, aber eben kein Krimi im eigentlichen Sinne. Das Buch kann gut als historischer Roman durchgehen, dafür ist es sehr ausführlich und die Figuren sind eindringlich gezeichnet und manche der beschriebenen Szenen sind nichts für schwache Nerven. Das Buch ist durchaus lesenswert, aber ich gebe hier nur *** Sterne, da mir die Geschichte für einen Krimi zu langatmig war und doch eher eine interessante Geschichtsstunde. Ein Buch, was man nicht so einfach nebenbei lesen kann.

War diese Rezension hilfreich?

Seit dem Kriegsbeginn im letzten Februar hatte ich mir vorgenommen, ein paar Bücher ovn ukrainischen Autorinnen und Autoren zu lesen, um mehr über dieses Land zu seine Menschen zu erfahren. Über Kurkow stolperte ich dann aber zufällig: nämlich, weil mir das Cover von «Samson und Nadjeschda» ins Auge sprang und neugierig machte. Ich kaufe selten in Buch nach seinem Cover – aber hier konnte ich nicht widerstehen.

Erst als ich feststellte, dass die Geschichte in Kiew spielt, realisierte ich, dass ich hier auf einen der aktuell höchstdekoriertesten ukrainischen Autoren gestossen war, und was soll ich schon sagen: Die Lektüre von «Samson und Nadjeschda» war ein Fest!
Die Geschichte

Es ist 1919, mitten in der Russischen Revolution. Verschiedene Fraktionen bekämpfen sich gegenseitig, und die Menschen im ehemaligen Zarenreich versuchen irgendwie, lebendig durch den Winter zu kommen. So auch der 17-jährige Samson und sein Vater. Es sind gefährliche Zeiten:

«Das Geräusch des Säbels, der auf den Kopf seines Vaters krachte, betäubte Samson. Aus dem Augenwinkel sah er das Aufblitzen einer funkelnden Klinge und trat in eine Pfütze. Der linke Arm seines bereits toten Vaters stiess ihn zur Seite, und so traf der nächste Hieb nicht Samsons rothaarigen Kopf, aber auch nicht daneben – er schlug ihm das rechte Ohr ab, Samson sah es fallen, konnte noch die Hand ausstrecken, fing es auf und hielt es festumschlossen in der Faust, während sein Vater mit gespaltenem Schädel direkt auf die Strasse stürzte und das Pferd ihn mit einem beschlagenen Hinterhuf noch einmal niedertrat.»

Was für ein Anfang! Gleich in den ersten Sätzen erfahren wir, wie marodierende Kosaken Samsons Vater umbringen und ihm das rechte Ohr abschlagen. Ein Ohr, das im Laufe der weiteren Geschichte noch eine wichtige Rolle spielen wird!

«Die Ohren sind uns nicht zum Hören gegeben, sondern vor allem zum Hinhören.»

Nun ist Samson allein. Zum Glück nimmt seine Hauswartin den naiven Burschen unter ihre Fittiche, kocht für ihn und stellt ihm Nadjedschda vor, eine junge Frau, die statistische Erhebungen macht:

«Die hat Haare auf den Zähnen, sie kann weich wie Butter sein und hart wie Gusseisen! Schau sie dir mal an, mit so einer Frau wärst du wie bewaffnet. Vor so einer haben sogar die Soldaten Angst!»

Aber auch die beiden Frauen können nicht verhindern, dass die sowjetische Armee zwei zwielichtige Soldaten in Samsons nunmehr viel zu grosser Wohnung stationiert. Prompt stellt sich heraus, dass die Beiden, statt ihrer Aufgabe nachzukommen, lieber die Leute bestehlen. Samson geht zur Polizei und sie werden verhaftet.

Weil er gut lesen und sehr gut Berichte schreiben kann, stellt die Polizei Samson dann gleich ein und fleissig, wie er ist, macht er sich direkt an die Arbeit. Ein silberner Knochen, ein nicht zusammengenähter Anzug und ein toter belgischer Schneider geben ihm Rätsel auf, die er im Laufe der Geschichte mit Nadjeschdas Hilfe und einer guten Portion mit Naivität kombinierter Sturheit eines ums andere lösen kann.
Mein Fazit

Kurkow ist ein Autor mit einer wunderbaren Sprache und der Fähigkeit, Menschen in kleinen Nebensätzen zu beschreiben, dass man sie direkt vor sich sehen kann und das Gefühl hat, als würde man sie kennen.

Dasselbe gilt für Ortsbeschreibungen: Kurkow katapultiert einem mit wenigen Worten mitten in eine Szene hinein, ohne dafür endlose Beschreibungen abzugeben, sondern nur hier und da einen Nebensatz, eine Bemerkung, und schon fühlt man die nassen Füsse oder die Kälte der sternenklaren Nacht, während man mit den Protagonisten durch das winterliche Kiew der Revolutionszeit schlendert.

Streckenweise ist die Geschichte herrlich absurd (das Ohr!), und schafft trotz den sparsam eingestreuten Fantasy-Elementen (das Ohr!) eine Storyline, die die Realität nie verlässt. Ich weiss nicht, wie der Autor das hinbekommt… aber es ist grosse Magie!

Die Dialoge, die Ortsbeschreibungen, die Charaktere – ich könnte stundenlang einfach lesen und geniessen, ohne überhaupt auf den Plot zu achten. Und ganz nebenher lernt man etwas über die Geschichte der Sowjetunion und der Ukraine, über die Mentalität der Menschen in Kiew und über die Zeit der Russischen Revolution, wo alle paar Wochen eine andere Fraktion die Macht übernahm und es mehr verschiedene Währungen gab als Suppenküchen.

Und alles durchdringend natürlich diese mit feinem Humor gepaarte allumfassende Melancholie, die man schon aus der russischen Literatur kennt:

«Seine Augen fielen zu. Es waren weder Wille noch Furcht übrig, um ihn wachzuhalten.»

Sehr dringende Leseempfehlung!

War diese Rezension hilfreich?

Das Buch spielt in Kiew während der russischen Revolution und der Übernahme der Bolschewiki. Samson ein junger Mann verliert innerhalb kurzer Zeit seine ganze Familie, auch er ist nur ganz knapp mit dem Leben davongekommen und hat lediglich sein Ohr verloren. Durch mehrere Zufälle wird Samson als Hilfspolizist rekrutiert und löst ab jetzt Fälle für die Polizei, dabei hilft ihm auch sein Ohr weiter.
Ich finde das Buch hat trotz des Humors mit Samson und seinem Ohr, die bedrückende Stimmung, die zur damaligen Zeit geherrscht haben muss, sehr gut rübergebracht. So konnte man sich die Morde und den Terror dem die Menschen damals ausgesetzt waren, fast bildlich vorstellen. Der Krimi Aspekt des Buches, kam mir leider etwas zu kurz und die Geschichte und die Auflösung waren auch sehr vorhersehbar, nichtsdestotrotz hat mich das Buch gut unterhalten.

War diese Rezension hilfreich?

LeserInnen dieses Buches mochten auch: