Der Pater und der Philosoph

Die abenteuerliche Rettung von Husserls Vermächtnis

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Erscheinungstermin 04.03.2021 | Archivierungsdatum 01.08.2021

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Zum Inhalt

»Eine Geschichte, vergleichbar mit einem Roman von Umberto Eco oder Dan Brown – nur, dass sie wirklich passiert ist.« De Volkskrant

Edmund Husserl war der Begründer der philosophischen Phänomenologie, einer Methode, die die Philosophiegeschichte des 20. Jahrhunderts entscheidend prägte, – Martin Heidegger, zuerst sein Lieblingsschüler und Assistent, seit 1928 auch sein Nachfolger auf dem Freiburger Lehrstuhl. Als Husserl 1938 starb, hatte Heidegger, der inzwischen sogar Rektor der Universität Freiburg gewesen war, seinen jüdischen Mentor allerdings längst fallengelassen – er war enthusiastischer Anhänger der Nazis. Husserls Witwe drohte die Deportation, dem zehntausende Seiten umfassenden philosophischen Nachlass, in dem Husserl sein Hauptwerk sah und den er in jahrzehntelanger akribischer Arbeit für spätere Benutzer vorbereitet hatte, die Auflösung oder Vernichtung. Bis ein junger flämischer Franziskanermönch, der Husserl-Fan war, für eine Studienarbeit nach Freiburg kam, die Gefahr erkannte und beschloss, zu handeln …

Pater Herman Leo Van Breda setzt trotz Kriegswirren und -gefahren alles daran, den philosophischen Schatz für die europäische Geistesgeschichte zu retten und ins Ausland zu schaffen und auch Malvine Husserl die Flucht zu ermöglichen. Doch kaum hat er nach zahlreichen Fehlschlägen die Schriften nach Belgien geschmuggelt, und in Leuven das Husserl-Archiv gegründet, fallen die Deutschen ein … was als Forschungsvorhaben beginnt wird zur Lebensaufgabe für Van Breda.

»Eine Geschichte, vergleichbar mit einem Roman von Umberto Eco oder Dan Brown – nur, dass sie wirklich passiert ist.« De Volkskrant

Edmund Husserl war der Begründer der philosophischen Phänomenologie...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Anderes Format
ISBN 9783869712116
PREIS 24,00 € (EUR)
SEITEN 288

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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Es ist eine sehr interessante, aufschlussreiche, spannend erzählte Geschichte. Man erfährt nicht nur, wie das Vermächtnis Husserls vor Nazis Zugriff gerettet wurde. Hier findet man noch viel mehr, z.B. Was Phänomenologie und phänomenologische Reduktion nach Husserl ist, wer sich damit befasst hat, auch in unserer Zeit, und warum es so wichtig war, Husserls Aufzeichnungen zu retten.
Als Protagonist tritt Pater Van Breda auf, der dem Husserls Vermächtnis dank seines unermüdlichen Einsatzes und wohl guter Portion Idealismus auch nach dem Krieg einen gebührenden Rahmen geben konnte.
Mir gefiel vor allem, wie diese Geschichte erzählt wurde. In der ersten Hälfte fast wie ein spannender Thriller, geschickt die Ereignisse vorausdeutend, und diese nur allmählich preisgebend.
Auch der geschichtliche Aspekt kam gut zur Geltung, hier vom Blickwinkel der Philosophie. Bildhaft, anhand von konkreten Menschenschicksalen wurde vor Augen geführt, welche schreckliche Zeiten es gewesen waren. Dass die Dokumente doch noch gerettet werden konnten, grenzt an ein Wunder. Deutlich wurde aber auch gezeigt, welch oft selbstlosen Einsatz so viele Menschen geleistet hatten, damit diese erhalten bleiben konnten.
Man hörte auch so einiges von damals aktiven Philosophen. Vor allem über Heidegger gab es so einige aufschlussreiche Momente, welche Rolle er bei all dem gespielt hatte. Hier wurde Klartext geredet, was mir auch ausnehmend gut gefiel.
Auch der Ausdruck zeichnete sich durch Klarheit und Präzision. Komplexe Sachverhalte wurden einfach und zugänglich erklärt.
Fazit: Ein spannend geschriebenes Buch über Husserls Vermächtnis und Pater van Breda, der mit seinem unermüdlichen Einsatz dafür gesorgt hat.

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Ein äußerst spannendes Stück Philosophie und Geschichte des 20. Jahrhunderts! Der junge Pater Hermann Leo Van Breda fährt 1938 von Belgien nach Freiburg. Er will über den verstorbenen jüdischen Philosophen Husserl (dem Lehrer Heideggers) promovieren, entdeckt und rettet 40.000 unveröffentlichte Seiten in spezieller Kurzschrift vor den Nazis. Er lies z. Bsp. einen Teil der Dokumente in belgischen Klöstern einmauern und versuchte, Husserls Witwe und Mitarbeiter zu retten. Die mutige Rettung und Verbreitung der Denkprotokolle wurde Bredas leidenschaftlicher Lebensinhalt. Anhand von konkreten Menschenschicksalen wurde vor Augen geführt, welche schreckliche Zeiten es gewesen waren und wie selbstlose Menschen über sich hinaus wachsen können..

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Der belgische Autor Toon Horsten begibt sich in einem spannenden Sachbuch auf die kaum bekannte und doch so tiefe Spur, die sein Verwandter, der Pater Herman Leo Van Breda (1911-1974), in der an prominenten Namen reichen Philosophiegeschichte des 20. Jahrhunderts hinterlassen hat. Ohne Van Breda hätte die Philosophiegeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg vielleicht eine andere Richtung eingeschlagen; nicht dank einer besonderen philosophischen Theorie, die er selbst geformt hätte, sondern dank einer im Nachhinein wahrhaft spektakulären Rettungsaktion, die der junge Pater während des Krieges unternahm und die ein archivarisches und wissenstransferierendes Werk in Gang setzte, dem er sich ein Leben lang mit vollem Einsatz verschreiben würde.

Van Breda trat als junger Mann dem Franziskanerorden bei, ließ sich zum Priester weihen und studierte an der katholischen Universität Leuwen Philosophie. Besonders angetan hatte es ihm die Philosophie Edmund Husserls, der mit der von ihm entworfenen Phänomenologie viele Denker des 20. Jahrhunderts nachhaltig prägen sollte, darunter Martin Heidegger, Maurice Merleau-Ponty, Emmanuel Levinas. Für seine Dissertation reiste Van Breda 1938 zu Husserls Witwe Malvine nach Freiburg. Die beiden verstehen sich auf Anhieb gut, und so vertraut Malvine dem jungen Belgier die nachgelassenen und bisher unveröffentlichten Handschriften ihres Mannes an, deren philosophiegeschichtliche Bedeutung Van Breda sofort erkennt. Tatsächlich gelingt es ihm, nicht nur etwa 40.000 Manuskriptseiten, sondern auch Teile der Bibliothek Husserls und zuletzt auch Malvine selbst aus dem nationalsozialistischen Deutschland hinauszuschleusen. Die Husserls waren ursprünglich jüdischen Glaubens, weshalb das Werk des Philosophen ebenso wie das Leben seiner Witwe von der Auslöschung durch die Nationalsozialisten akut bedroht waren. Auf ehemalige Weggefährten wie Martin Heidegger, der sich noch zu Husserls Lebzeiten von ihm distanzierte, war kein Verlass mehr.

Welche Kraftanstrengungen, Versteckspiele, Überredungskünste Van Breda unternimmt, um den philosophischen Schatz nicht nur zu retten, sondern dann auch der Öffentlichkeit und der Nachwelt zugänglich zu machen, welche Hartnäckigkeit er an den Tag legt, welche Widerstände er umschifft, welche Umwege er auf sich nimmt, bis er endlich das Husserl-Archiv in Leuwen gründen und in der Folge am Leben halten kann, schildert der Autor Toon Horsten historisch detailliert und zugleich so mitreißend, wie es einem Sachbuch eben noch angemessen ist. Schön ist dabei auch, dass er Van Bredas unermüdlichen Einsatz und sein unbestreitbares Talent als akademischer Netzwerker avant la lettre herauszustellen vermag, ohne ihn zum einzelkämpferischen Helden zu verklären. Die vielen Unterstützer und Mitstreiter im Dienste der Wissenschaft und der Mitmenschlichkeit, die er um sich schart, haben in diesem bewegenden Geschichtsbuch ebenfalls ihren Platz. Um etwa Husserls in der sogenannten Gabelsberger Stenographie niedergeschriebene Manuskripte zu transkribieren, brauchte es Expertise. Eindrücklich ist mir hier die Schilderung im Gedächtnis geblieben, wie das jüdische Ehepaar Strasser während des Krieges 25 Monate lang im geheimen Unterschlupf für Van Breda Husserls Schriften transkribiert. Auch wenn nicht immer ganz zu trennen ist, ob Van Breda hier vor allem im Sinne der Philosophie oder der Menschen handelt, so übernimmt er in den Kriegs- und Besatzungszeiten immer wieder Verantwortung auch für die Menschen, die mit ihm zusammen arbeiten, und für ihre Familien. Er hilft, wo er kann, und kümmert sich, geht aber auch taktische Kompromisse ein und nutzt seine Kontakte zu den nachsichtigeren Vertretern des Besatzungsregimes.

Nach dem Krieg ist Van Bredas Lebensprojekt, die Archivierung und Veröffentlichung von Husserls Werk, noch lange nicht abgeschlossen, im Gegenteil. Das Feilschen um Mitarbeiter, um Gelder, um Kontakte, um Aufmerksamkeit nimmt nun erst recht an Fahrt auf. Während in Frankreich mit dem Existentialismus das Interesse für Husserls Phänomenologie auf einmal merklich steigt und Van Breda hier einige wertvolle Kontakte knüpfen kann, tauchen an anderer Stelle neue Widerstände auf, wie die nach dem Krieg wieder aufflammende Rivalität zwischen den frankophonen und den flämischen Gruppierungen innerhalb Belgiens und auch innerhalb Leuwens, dem Standort des Husserl-Archivs. Auch den Einfluss der katholischen Kirche auf manche Wissenschaftsinstitutionen gilt es im Sinne von Husserls Erbe auszutarieren. Da steht der Pater als Vertreter der Kirche und der Wissenschaft bisweilen gefährlich zwischen den Stühlen.

Trotz der großen Faszination für Van Bredas Wirken lässt der Autor in seinem deutlich um Objektivität bemühten Text auch kritische Stimmen zu Wort kommen, er verherrlicht seinen Protagonisten und Verwandten an keiner Stelle, thematisiert vielmehr auch seine schwierige, impulsive Wesensart, die wohl auch mit seinem sich mit der Zeit immer mehr verschlechternden Gesundheitszustand -- der Pater litt an Diabetes -- zusammenhing, den er nach Kräften zu verdrängen suchte. Auch Van Bredas eher nachlässiger Umgang mit dem Werk der Philosophin und Karmelitin Edith Stein, einer Assistentin Husserls, die später im KZ umkam und deren Denken er im Vergleich zu dem Husserls geringschätzte, wird von Toon Horsten im philosophiegeschichtlichen Kontext eingeordnet und korrigiert.

So schenkt einem die Lektüre dieser doppelten Biographie -- derjenigen des Paters und Begründers des Husserl-Archivs Van Breda sowie derjenigen des Nachlasses von Husserl --, die sich passagenweise wie ein Roman liest, ohne die sachliche Ebene der Fakten je aus dem Blick zu verlieren, aus einer ungewöhnlichen Perspektive heraus einen tiefen historischen Einblick in das Schicksal und Handeln einzelner Menschen in einer vom Schatten der Kriegsgewalt verfinsterten Zeit.

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Wer noch nie etwas von dem Philosophen Edmund Husserl gehört hat, wird durch dieses Buch wohl Appetit bekommen haben, etwas von ihm selbst zu lesen: Zwar sind seine Texte durchaus anspruchsvoll, aber es gibt auch kleinere Schriften die preiswert im Verlag Felix Meiner oder beim Verlag Reclam lieferbar sind und auch für den interessierten Laien lesbar sind.
Aber zurück zu diesem Buch: Toon Horsten erzählt eine spannende Geschichte aus der Philosophie- und Kulturgeschichte aus dem 20. Jahrhundert: Die "Flucht" oder "Emigration" (kann man beinahe sagen) des Husserl-Nachlasses aus Nazi-Deutschland nach Belgien, für die sich der junge Franziskanermönch Herman Leo van Breda ins Zeug legt. Der Autor beschreibt sehr ausführlich und bunt die (Vor-)Geschichte des Husserl-Archivs in Leuven, die noch heute die gesammelten Werke Edmund Husserls (die "Husserliana") herausgeben.

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Bestimmt kennen Sie das: da gibt es ein Thema, einen Philosophen, einen Gedanken, mit dem Sie sich immer schon eingehender beschäftigen wollten, aber irgendwie hatten Sie nie die Muse dafür. Da kommt der Sommerurlaub doch gerade recht, um das endlich nachzuholen. Toon Horsten hat sich auf die abenteuerliche Spurensuche nach Husserls Vermächtnis begeben. Edmund Husserl (1898—1938), der Schöpfer der Phänomenologie, dem Versuch, die Philosophie (zurück) auf wissenschaftliche und logische Füße zu stellen, wäre vermutlich nicht die Bedeutung zugewachsen, die er für die Philosophie des 20. Jahrhunderts hat, hätte van Breda nicht seine Schriften gerettet und archiviert. Lassen Sie sich von dieser außergewöhnlichen Geschichte fesseln, die Toon Horsten so spannend zu erzählen weiß.

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