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Mädchen, Frau etc. - Booker Prize 2019
Roman
von Bernardine Evaristo
Erscheinungstermin 23.01.2021
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Zum Inhalt
Booker Prize 2019
»Ein beeindruckender, leidenschaftlicher Roman über das Leben schwarzer britischer Familien, ihre Kämpfe, Schmerzen, ihr Lachen, ihre Sehnsüchte und Lieben.«
Jury des Booker-Preises
In »Mädchen, Frau etc.« verwebt Bernardine Evaristo die Geschichten schwarzer Frauen über ein Jahrhundert zu einem einzigartigen und vielstimmigen Panorama unserer Zeit. Ein beeindruckender Roman über Herkunft und Identität, der daran erinnert, was uns zusammenhält.
Die Dramatikerin Amma steht kurz vor dem Durchbruch. In ihrer ersten Inszenierung am Londoner National Theatre setzt sie sich mit ihrer Identität als schwarze, lesbische Frau auseinander. Ihre gute Freundin Shirley hingegen ist nach jahrzehntelanger Arbeit an unterfinanzierten Londoner Schulen ausgebrannt. Carole hat Shirley, ihrer ehemaligen Lehrerin, viel zu verdanken, sie arbeitet inzwischen als erfolgreiche Investmentbankerin. Caroles Mutter Bummi will ebenfalls auf eigenen Füßen stehen und gründet eine Reinigungsfirma. Sie ist in Nigeria in armen Verhältnissen aufgewachsen und hat ihrer Tochter Carole aus guten Gründen einen englischen Vornamen gegeben.
Auch wenn die Frauen, ihre Rollen und Lebensgeschichten in Bernardine Evaristos Mädchen, Frau etc. sehr unterschiedlich sind, ihre Entscheidungen, ihre Kämpfe, ihre Fragen stehen niemals nur für sich, sie alle erzählen von dem Wunsch, einen Platz in dieser Welt zu finden.
Stimmen zum Buch:
»Evaristo hat die Gabe, von ihren Figuren mit Sympathie und Anmut zu erzählen und dabei deren Anspruchshaltung sanft aufs Korn zu nehmen. Der lockere Ton und der Humor geben diesem Roman seinen Auftrieb.«
The New York Times
»Komplex, scharfsinnig, schmerzhaft, witzig, aufschlussreich und vor allem unterhaltsam.«
The Boston Globe
»Evaristos Fähigkeit, zwischen den Stimmen, Orten und Stimmungen zu wechseln, erinnert an eine außergewöhnliche Dirigentin und ihr Orchester.«
The Paris Review
»Bernardine Evaristo gehört zu den Autorinnen, die von jedem gelesen werden sollten, überall.«
Elif Shafak
»Bernardine Evaristo hat einen halben Booker-Preis bekommen, aber sie verdient den ganzen Ruhm.«
The Washington Post
»Sprüht vor Vitalität«
Financial Times
»Der Roman des Jahres.«
Washington Review of Books
»Ein beeindruckender, leidenschaftlicher Roman über das Leben schwarzer britischer Familien, ihre Kämpfe, Schmerzen, ihr Lachen, ihre Sehnsüchte und Lieben.«
Jury des Booker-Preises
In »Mädchen, Frau etc.« verwebt Bernardine Evaristo die Geschichten schwarzer Frauen über ein Jahrhundert zu einem einzigartigen und vielstimmigen Panorama unserer Zeit. Ein beeindruckender Roman über Herkunft und Identität, der daran erinnert, was uns zusammenhält.
Die Dramatikerin Amma steht kurz vor dem Durchbruch. In ihrer ersten Inszenierung am Londoner National Theatre setzt sie sich mit ihrer Identität als schwarze, lesbische Frau auseinander. Ihre gute Freundin Shirley hingegen ist nach jahrzehntelanger Arbeit an unterfinanzierten Londoner Schulen ausgebrannt. Carole hat Shirley, ihrer ehemaligen Lehrerin, viel zu verdanken, sie arbeitet inzwischen als erfolgreiche Investmentbankerin. Caroles Mutter Bummi will ebenfalls auf eigenen Füßen stehen und gründet eine Reinigungsfirma. Sie ist in Nigeria in armen Verhältnissen aufgewachsen und hat ihrer Tochter Carole aus guten Gründen einen englischen Vornamen gegeben.
Auch wenn die Frauen, ihre Rollen und Lebensgeschichten in Bernardine Evaristos Mädchen, Frau etc. sehr unterschiedlich sind, ihre Entscheidungen, ihre Kämpfe, ihre Fragen stehen niemals nur für sich, sie alle erzählen von dem Wunsch, einen Platz in dieser Welt zu finden.
Stimmen zum Buch:
»Evaristo hat die Gabe, von ihren Figuren mit Sympathie und Anmut zu erzählen und dabei deren Anspruchshaltung sanft aufs Korn zu nehmen. Der lockere Ton und der Humor geben diesem Roman seinen Auftrieb.«
The New York Times
»Komplex, scharfsinnig, schmerzhaft, witzig, aufschlussreich und vor allem unterhaltsam.«
The Boston Globe
»Evaristos Fähigkeit, zwischen den Stimmen, Orten und Stimmungen zu wechseln, erinnert an eine außergewöhnliche Dirigentin und ihr Orchester.«
The Paris Review
»Bernardine Evaristo gehört zu den Autorinnen, die von jedem gelesen werden sollten, überall.«
Elif Shafak
»Bernardine Evaristo hat einen halben Booker-Preis bekommen, aber sie verdient den ganzen Ruhm.«
The Washington Post
»Sprüht vor Vitalität«
Financial Times
»Der Roman des Jahres.«
Washington Review of Books
Booker Prize 2019
»Ein beeindruckender, leidenschaftlicher Roman über das Leben schwarzer britischer Familien, ihre Kämpfe, Schmerzen, ihr Lachen, ihre Sehnsüchte und Lieben.«
Jury des Booker-Preises
...
»Ein beeindruckender, leidenschaftlicher Roman über das Leben schwarzer britischer Familien, ihre Kämpfe, Schmerzen, ihr Lachen, ihre Sehnsüchte und Lieben.«
Jury des Booker-Preises
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Zum Inhalt
Booker Prize 2019
»Ein beeindruckender, leidenschaftlicher Roman über das Leben schwarzer britischer Familien, ihre Kämpfe, Schmerzen, ihr Lachen, ihre Sehnsüchte und Lieben.«
Jury des Booker-Preises
In »Mädchen, Frau etc.« verwebt Bernardine Evaristo die Geschichten schwarzer Frauen über ein Jahrhundert zu einem einzigartigen und vielstimmigen Panorama unserer Zeit. Ein beeindruckender Roman über Herkunft und Identität, der daran erinnert, was uns zusammenhält.
Die Dramatikerin Amma steht kurz vor dem Durchbruch. In ihrer ersten Inszenierung am Londoner National Theatre setzt sie sich mit ihrer Identität als schwarze, lesbische Frau auseinander. Ihre gute Freundin Shirley hingegen ist nach jahrzehntelanger Arbeit an unterfinanzierten Londoner Schulen ausgebrannt. Carole hat Shirley, ihrer ehemaligen Lehrerin, viel zu verdanken, sie arbeitet inzwischen als erfolgreiche Investmentbankerin. Caroles Mutter Bummi will ebenfalls auf eigenen Füßen stehen und gründet eine Reinigungsfirma. Sie ist in Nigeria in armen Verhältnissen aufgewachsen und hat ihrer Tochter Carole aus guten Gründen einen englischen Vornamen gegeben.
Auch wenn die Frauen, ihre Rollen und Lebensgeschichten in Bernardine Evaristos Mädchen, Frau etc. sehr unterschiedlich sind, ihre Entscheidungen, ihre Kämpfe, ihre Fragen stehen niemals nur für sich, sie alle erzählen von dem Wunsch, einen Platz in dieser Welt zu finden.
Stimmen zum Buch:
»Evaristo hat die Gabe, von ihren Figuren mit Sympathie und Anmut zu erzählen und dabei deren Anspruchshaltung sanft aufs Korn zu nehmen. Der lockere Ton und der Humor geben diesem Roman seinen Auftrieb.«
The New York Times
»Komplex, scharfsinnig, schmerzhaft, witzig, aufschlussreich und vor allem unterhaltsam.«
The Boston Globe
»Evaristos Fähigkeit, zwischen den Stimmen, Orten und Stimmungen zu wechseln, erinnert an eine außergewöhnliche Dirigentin und ihr Orchester.«
The Paris Review
»Bernardine Evaristo gehört zu den Autorinnen, die von jedem gelesen werden sollten, überall.«
Elif Shafak
»Bernardine Evaristo hat einen halben Booker-Preis bekommen, aber sie verdient den ganzen Ruhm.«
The Washington Post
»Sprüht vor Vitalität«
Financial Times
»Der Roman des Jahres.«
Washington Review of Books
»Ein beeindruckender, leidenschaftlicher Roman über das Leben schwarzer britischer Familien, ihre Kämpfe, Schmerzen, ihr Lachen, ihre Sehnsüchte und Lieben.«
Jury des Booker-Preises
In »Mädchen, Frau etc.« verwebt Bernardine Evaristo die Geschichten schwarzer Frauen über ein Jahrhundert zu einem einzigartigen und vielstimmigen Panorama unserer Zeit. Ein beeindruckender Roman über Herkunft und Identität, der daran erinnert, was uns zusammenhält.
Die Dramatikerin Amma steht kurz vor dem Durchbruch. In ihrer ersten Inszenierung am Londoner National Theatre setzt sie sich mit ihrer Identität als schwarze, lesbische Frau auseinander. Ihre gute Freundin Shirley hingegen ist nach jahrzehntelanger Arbeit an unterfinanzierten Londoner Schulen ausgebrannt. Carole hat Shirley, ihrer ehemaligen Lehrerin, viel zu verdanken, sie arbeitet inzwischen als erfolgreiche Investmentbankerin. Caroles Mutter Bummi will ebenfalls auf eigenen Füßen stehen und gründet eine Reinigungsfirma. Sie ist in Nigeria in armen Verhältnissen aufgewachsen und hat ihrer Tochter Carole aus guten Gründen einen englischen Vornamen gegeben.
Auch wenn die Frauen, ihre Rollen und Lebensgeschichten in Bernardine Evaristos Mädchen, Frau etc. sehr unterschiedlich sind, ihre Entscheidungen, ihre Kämpfe, ihre Fragen stehen niemals nur für sich, sie alle erzählen von dem Wunsch, einen Platz in dieser Welt zu finden.
Stimmen zum Buch:
»Evaristo hat die Gabe, von ihren Figuren mit Sympathie und Anmut zu erzählen und dabei deren Anspruchshaltung sanft aufs Korn zu nehmen. Der lockere Ton und der Humor geben diesem Roman seinen Auftrieb.«
The New York Times
»Komplex, scharfsinnig, schmerzhaft, witzig, aufschlussreich und vor allem unterhaltsam.«
The Boston Globe
»Evaristos Fähigkeit, zwischen den Stimmen, Orten und Stimmungen zu wechseln, erinnert an eine außergewöhnliche Dirigentin und ihr Orchester.«
The Paris Review
»Bernardine Evaristo gehört zu den Autorinnen, die von jedem gelesen werden sollten, überall.«
Elif Shafak
»Bernardine Evaristo hat einen halben Booker-Preis bekommen, aber sie verdient den ganzen Ruhm.«
The Washington Post
»Sprüht vor Vitalität«
Financial Times
»Der Roman des Jahres.«
Washington Review of Books
Verfügbare Ausgaben
AUSGABE | Anderes Format |
ISBN | 9783608504842 |
PREIS | 25,00 € (EUR) |
Auf NetGalley verfügbar
An Kindle senden (MOBI) |
Download (EPUB) |
Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Meine Bewertung:
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Ein Buch, über das viel gesprochen wurde und das sogar den Booker Prize gewinnen konnte: Natürlich ging ich an "Mädchen, Frau etc." mit hohen Erwartungen heran. Enttäuscht wurde ich nicht. Evaristo erzählt die Geschichten von zwölf Charakteren, die meisten schwarze Frauen. Auf indirekte Weise besteht eine Verbindung zwischen ihnen, obwohl sie so vollkommen unterschiedlich sind - nicht nur, was ihre Persönlichkeiten angeht, sondern auch ihre sexuelle Orientierung, ihr Alter, die gesellschaftliche Schicht, der sie angehören. Dabei werden ebenso unterschiedliche Themen angesprochen: von Rassismus über Feminismus, Missbrauch, Drogenabhängigkeit, Radikalismus bishin zu Genderfragen. Das ist viel Inhalt, aber es wird niemals <i>zu</i> viel. Es macht alles Sinn und wird zusammengehalten durch komplexe Charaktere mit ihren eigenen, einzigartigen Perspektiven und Alltagsproblemen. Wie immer gehen einem manche Charaktere und ihre jeweiligen Kapitel mehr ans Herz, aber jedes einzelne Kapitel weiß trotzdem, die Leser*innen zu packen. Allerdings besteht dieses Buch nun einmal auch aus zwölf unterschiedlichen Perspektiven, sodass keinem der Charaktere allzu viel Platz eingeräumt werden kann. Der Schreibstil ist besonders und erst einmal gewöhnungsbedürftig. Evaristo verwendet kaum Punktuation, insbesondere keine Punkte am Ende ihrer Sätze und keine Anführungszeichen bei direkter Rede. Das macht es manchmal ein wenig anspruchsvoller, der Geschichte zu folgen, führt aber nach einer Weile zu einem ganz besonderen Flow der Geschichte. Immer wieder schwankt das Buch zwischen Prosa und Poesie, auch durch den Einsatz von Textumbrüchen, die den Eindruck eines Gedichtes vermitteln. Ich kann mir vorstellen, dass manche Leser*innen mit dieser Form weniger anfangen können, sie ist schon speziell. Definitiv ein besonderes Buch, das es sich zu lesen lohnt - man sollte sich aber auch die Zeit dafür nehmen. Eine schnelle Lektüre ist das hier nicht. |
Meine Bewertung:
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Meine Bewertung:
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Eigentlich möchte ich in einer Besprechung von Mädchen, Frau, etc… gar nicht so sehr politische Positionen referieren und diskutieren. Nicht, um politische Anliegen klein zu halten, sondern weil man dazu tendiert, über das Politische das Ästhetische zu übersehen, und weil diese Behandlung stets nur bestimmten Büchern angedeiht, und nicht etwa den nicht minder politischen etwa von Mann oder Dostojewskij. Dennoch wird man darum nicht herumkommen. Deshalb vorab eine kurze Überlegung zum „Warum?“. Denn sicher ist Mädchen, Frau, etc… ein politisches Buch in dem Sinne, dass seine Figuren politische Haltungen vertreten. Und auch in dem Sinne, dass Autorin Bernardine Evaristo natürlich eine Auswahl trifft, welche Figuren mit welchen Haltungen sie auftreten lässt. Das aber gilt eben auch für eine ganze Reihe anderer Romane, die man nicht vordergründig um ihrer politischen Inhalte willen bespricht. Vorüberlegung Erstens scheint mir, ist es dem Konservativen gelungen, tatsächlich so etwas wie die Anmut des Natürlichen zu gewinnen. Nicht nur gegenüber Konservativen und sogenannten „mittigen“ Menschen, sondern überhaupt. Ein Roman mit eher konservativem Setting, das bei Dostojewski ja durchaus weit ins Reaktionäre spielt, ist nichts besonderes. Man kann sich also gleich ganz darauf konzentrieren, wie er gearbeitet ist. Eine Kirchengruppe in einem Stadtroman stellt „Alltag“ dar, eine Anarchokomune wird als „Statement“ wahrgenommen. Das hat eine gewisse Folgerichtigkeit, denn der Konservativismus blieb zumindest oberflächlich bis zum Aufstieg des Thatcherismus über Jahrhunderte sich selbst relativ gleich. Ein Roman dagegen, der durchweg mit thatcheristisch denkenden Figuren bevölkert wäre, würde wohl durchaus verstören. So sehr, dass man ihn wahrscheinlich nur als Satire wahrnehmen könnte (nebenbei: Natürlich ist der Thatcherismus nicht all zu konservativ, sondern Teil einer radikal kapitalistischen Revolutionsbewegung von oben, die sich im Bereich der Rhetorik und der Kulturpolitik teils an Elementen der Linken Counterculture bedient hat). Zweitens aber gewinnen konservative Schriftsteller daraus eine Lockerheit, die es ihnen erlaubt, ihre Haltung tatsächlich nicht in den Mittelpunkt zu stellen und ein breites Ensemble mittiger und auch sehr progressiver Figuren überzeugend und durchaus mit Sympathie auftreten zu lassen. Dostojewskijs Die Dämonen etwa dürfte in jüngerer Zeit deutlich mehr begeisterten jungen Lesern den Anarchismus schmackhaft gemacht haben als das orthodoxe Christentum, das der Autor doch eigentlich vertritt. Eine solche Souveränität ist natürlich etwas, das die gesellschaftlichen Umstände Menschen, die mit ihnen aktuell zu kämpfen haben, schwer macht. Der Roman Mädchen, Frau, etc… ist ein Roman, der von Anfang an klar macht, dass er den Blick auf eine bestimmte, allerdings sehr diverse Gruppe Menschen lenken will, deren hauptsächliches, vielleicht einziges vereinigendes Merkmal ist, dass sie auf die ein oder andere Weise als nicht zur Mehrheitsgesellschaft gehörig betrachtet werden. Die Hauptfiguren, von denen es insgesamt mindestens 12 gibt (mindestens, weil einige Nebenfiguren durchaus ähnlich viel Raum bekommen), sind allesamt lesbisch, bi oder verorten sich außerhalb solcher Zuordnungen. Die meisten sind schwarz und sie selbst oder ihre Eltern haben Migrationserfahrungen. Des Weiteren sind auch viele innerhalb der britischen und/oder amerikanischen Szene geschlechtspolitisch sowie teils auf anderen politischen Feldern engagiert. Der Klappentext verspricht ein Umspannen dieser Thematik über die letzten etwa 100 Jahre, wobei der Großteil der Handlung sich zwischen den Erlebnissen der Generation Ammas, der ersten Protagonistin, die zu Romanbeginn in ihren Fünfzigern vorgestellt wird und ihrer Tochter Yazz, die gerade erwachsen wird, abspielt. Einige Figuren führen zurück bis in die Großelterngeneration. Und man kann Autorin Evaristo nicht vorwerfen, dass sie mit Welt und Szene, die möglicherweise auch die ihre ist, für die sie in jedem Fall Sympathien zu hegen scheint, zahm umspringt. Wie oft, wenn der Blick akribisch genug auf ein Thema gelenkt wird, treten negative Momente deutlicher hervor. Da sind die Kämpfe der Machtblöcke in einem selbstverwalteten Hausprojekt, die Versuche, ständig wieder neue Ausschlüsse zu produzieren, neue Gruppen zu definieren, die noch diskriminierter sind, und den anderen Regeln aufzudrängen – solche Momente möchte man beinahe pythonesk nennen. Da sind gewaltvolle Liebesbeziehungen, darunter eine, in der eine afroamerikanische Bauarbeiterin und Projektleiterin eine Freundin Ammas über deren schlechtes Gewissen, bisher immer auf weiße Blondinen abgefahren zu sein, mit der Zeit total unterwirft, ihren Freunden entfremdet, und versucht alles bis hin zum Kleidungsstil zu diktieren, bis es den Freunden endlich gelingt, die Frau zu befreien. Da sind viele unglaublich erfolgreiche Menschen, beruflich, künstlerisch und ganz besonders auch sexuell, die dennoch stets darauf bestehen, besonders unterprivilegiert zu sein. Und Evaristo lenkt den Blick immer wieder genau auf diese Widersprüche, indem etwa die Tochter die Mutter mit ihrem „elitären“ Anspruch konfrontiert und ihr gleichzeitig erklärt, ihr frauenzentrierter Feminismus sei sowas von vorgestern, während die Mutter das Gefühl hat, in dem queeren Humanismus, dem sich die Tochter verschrieben hat, verschwämmen langsam alle Kategorien und damit auch die Möglichkeit, überhaupt noch für eine Interessensgruppen politische Verbesserungen durchzusetzen. Und so weiter und so fort. Die Bruchstellen und Konflikte sind so mannigfaltig wie die Erfahrungen von Rassismus und anderen Formen der Ausgrenzung durch die Mehrheitsgesellschaft, wobei die einzelnen Figuren durchaus auch darüber im Clinch liegen, was überhaupt als Diskriminierung zu bewerten sei und wie schwer das jeweils genommen werden sollte. Mädchen, Frau, etc… ist alles andere als ein Meinungsroman, es ist ein Werk, das Positionen und deren Entwicklung und Weiterentwicklung aufeinander prallen lässt, die in dieser Form selten gehört werden, auch wenn sie heute jeder zu kennen glaubt, der irgendwelchen Streitereien auf Twitter folgt. Die Form Nun aber endlich zu dem, was meines Erachtens für einen Roman dann doch entscheidend ist: Wie liest es sich? Ist das Ganze gelungen? Ist es schön? Ja. Im Großen und Ganzen ist es das. Der ganze Text ist in einer etwas eigentümlichen Weise in flatternden Zeilen verfasst, die vom Satz her ein wenig an Verse erinnern könnten. Man bekommt das Gefühl, einen Vortrag in einer Art schleifenförmigem Rhythmus zu lesen, bei dem ein Textblock immer in den nächsten hinein schwappt. Ich habe das zwanghafte Schreiben in Versen anlässlich von Annette, ein Heldinnenepos kritisiert. Doch hier stellt sich die Sache anders da. Wo Anne Webers Verse eigentlich recht trockene Prosa sind, deren Rhythmus, so vorhanden, in keiner Weise mit den Zeilenumbrüchen harmoniert, aber auch keinen gewollten Kontrapunkt setzt (vielmehr durchweg ein „ich will aber jetzt halt da Verse stehen haben“ nahelegen, wo eigentlich gar keine auskomponierten Verse stehen), ist die Sprache von Evaristo melodisch, rhythmisch, tatsächlich darauf ausgelegt, Leser durch ein vielschichtiges und durchaus nicht ganz kurzes Buch zu tragen und behauptet sich zugleich nie als strenger Vers, sondern eben als Flattersatz, der nur leise an Verse anklingt. Ja, der ungewöhnliche Satz dürfte sogar eher unnötiges Gimmick sein, die sprachliche Gestaltung funktioniert auch so. Sie macht auch die größte Schwäche des Werkes halbwegs ertragbar. Dass nämlich neue Figuren gern mit einem längeren biographischen Abriss eingeführt werden, der wenig mehr enthält als reine Aufzählung von Lebensdaten und Stationen. Das liest sich manchmal wie Steckbriefe über Dinge, die besser in der Erzählung entwickelt oder verschwiegen worden wären. Doch das ist nur ein kleiner Kritikpunkt. Mädchen, Frau, etc… ist im Großen und Ganzen sehr lesenswert, gestaltet viele überzeugende Figuren und setzt deren Stimmen glaubhaft voneinander ab. Ein lesenswerter Roman bereits in der mir zur Rezension vorliegenden Übersetzung von Tanja Handels. Ich habe in das Original nur kurz reingelesen, doch gehe ich davon aus, dass man es bei guten Englischkenntnissen definitiv vorziehen sollte. Die rhythmisch-melodische Gestaltung ist Evaristo offenkundig wichtig, und es ist einfach unmöglich, so etwas komplett in eine andere Sprache zu retten. Dennoch: Auch die Übersetzung kann sich sehen lassen. Das Jahr ist noch nicht alt, aber bisher ist das mein Buch des Jahres. |
Meine Bewertung:
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Meine Bewertung:
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Wirklich stark, dieser Roman von Bernadine Evaristo! Und wirklich schwer, diese kraftvolle Schilderung miteinander verbundener Frauenschicksale zu beschreiben, die sich da über mehrere Generationen spannen: Frauen, davon zwölf Hauptpersonen und einige „Nebencharaktere“, die zweierlei gemeinsam haben: Sie leben in England und sie haben eine dunkle Hautfarbe. Wie also soll man das beschreiben: Als „Bilderbogen unterschiedlicher Frauenleben“? Als „Feuerwerk von Geschichten“? Als „Kaleidoskopartige Erzählung“? Oder als „Puzzle verschiedener Frauenbiographien“? Vielleicht passt ja letzteres am besten: Denn jedes der Frauenschicksale ist verschieden, da ist die Regisseurin, die Bankerin, eine Bäuerin, die Lehrerin an einer Problemschule...Und doch sind all diese Schicksale alle mit einander verbunden wie Puzzleteilchen, die am Ende ein Gesamtbild ergeben. Ein Gesamtbild, das sehr viel darüber erzählt, wie es ist und war, als farbige Frau in England zu leben. Und da sich die Geschichten über mehrere Generation erstrecken, bekommt das Bild auch eine historische Dimension, auch wenn der Schwerpunkt auf der Gegenwart, seit den 1980 Jahren, liegt. Homosexualität (und auch Transsexualität) ist ein anderes Thema, das in vielen der Geschichten eine wichtige Rolle spielt: So lebt die lesbische Regisseurin Amma ganz offen in wechselnden Beziehungen, andere Frauen entdecken erst spät ihre homosexuellen Neigungen. Tatsächlich ist vieles an den Lebensumständen und Verhältnissen, die hier geschildert werden, typisch für England, z.B. das politische Klima der Thatcher-Ära. Man könnte fast sagen, dass hier die britische Geschichte der letzten hundert Jahre noch einmal aus einer anderen Perspektive erzählt wird. Allgemeingültig ist dagegen das Thema der Ausgrenzung, das sich als roter Faden durch die Geschichten zieht: Diskriminierung wegen der Hautfarbe, der sexuellen Orientierung, oder ganz einfach nur, weil man arm, alleinerziehend oder im falschen Stadtviertel geboren ist. Es geht darum, wie es ist, anders zu sein als die anderen, zu einer – oft verachteten oder sogar verfolgten – Minderheit zu gehören. Und darum, wie es gelingen kann, die Fesseln abzustreifen und trotz aller Hindernisse das Leben zu meistern und glücklich zu werden. Ungewöhnlich ist der Stil Evaristos: Sie schreibt sozusagen„ohne Punkt und Komma“… Nun gut, Kommas (und auch Fragezeichen) verwendet sie schon, doch Punkte gönnt sie den Lesern nur am Kapitelende. Statt dessen arbeitet sie mit Absätzen, Einrückungen und Zeilenumbrüchen. So kommt, an wichtigen Stellen, oft nur ein Wort in einer Zeile zu stehen: „im Schlaf wo bösen kleinen Mädchen Böses widerfährt weil sie’s drauf anlegen“ Dadurch gelingt es der Autorin, einen ganz bestimmten Erzähl- bzw. Leserhythmus vorzugeben, der teils an den Rhythmus gesprochener Sprache, teils aber auch an Gedichte erinnert: So als könnte die Autorin wie bei einem Musikstück das Tempo verlangsamen oder beschleunigen, wie es gerade zur Geschichte passt. (Und sie benutzt Klammern für Anmerkungen und "Subtext".) So ungewöhnlich sich das jetzt anhören mag, es ist ganz wunderbar lesbar. Man gewöhnt sich schnell ein und nach kürzester Zeit erscheint der Schreibstil völlig natürlich. Ich jedenfalls habe Evaristos Feuerwerk/Kaleidoskop/Bilderbogen/Puzzle großartiger Geschichten mit Begeisterung verschlungen. Das Buch ist lebendig, fesselnd und relevant, es hat mich sehr beeindruckt und nachdenklich gemacht. Es ist eines der Bücher, die man nicht vergisst und über die man lange sprechen wird. Fünf Sterne und eine Verneigung vor der Autorin! |
Meine Bewertung:
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Meine Bewertung:
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Heute erscheint das mit dem Booker Prize 2019 ausgezeichnete und vielgelobte Buch „Mädchen, Frau etc.“ von Bernadine Evaristo. Ich durfte es vorab schon lesen und kann die guten Bewertungen nachvollziehen, bin aber nicht ganz so geflasht, wie viele andere. Evaristo erzählt die Geschichte von 12 Frauen, vorwiegend Women of Color aus England mit allen Schrecklichkeiten, die das Leben ihnen angetan hat. Die Bandbreite der vorgestellten Frauen ist groß und umfasst mehrere Generationen. Alle Geschichten hängen mehr oder weniger mit anderen zusammen. Die Geschichten sind spannend, teilweise erschreckend, Augen öffnend, interessant. Was ich als einziges Manko anmerken muss, ist dass mir die Darstellung zu negativ ist. Auch die Frauen, die sich trotz aller Schwierigkeiten einen Weg in ein gutes Leben gebahnt haben, bleiben mit einer negativen Grundstimmung zurück. Mir fehlt die Begeisterung für deren Mut, deren Lebenswille, mit dem sie ihren Weg gegangen sind. Stolz und Freude über das was sie erreicht haben. Was ich außerdem kritisch sehe, ist der Schreibstil Evaristos. Er ist individuell und eigen. Sie verzichtet weitestgehend auf Interpunktion und Kennzeichnung direkter Rede. Das macht das Lesen schwer und umständlich. Ich bin immer offen für Neues, aber nennt mich Spießer, die Regeln der Rechtschreibung und Grammatik halte ich für wichtig und richtig. Nichtsdestotrotz ist das Buch absolut lesenswert. Gerade in der aktuellen, wichtigen Diskussion um Rassismus, Frauenrechte und Gleichberechtigung leistet das Buch einen wichtigen Beitrag. 4/5 #lesen #rezension #leseliebe #buecherliebe #bookstagram #bookstagramdeutschland #bookstagramgermany #ausliebezumlesen #buchblog #buchblogger #MädchenFrauetc #NetGalleyDE #feminismus #feminism #rassismus #blacklivesmatter #bernadineevaristo |
Meine Bewertung:
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Meine Bewertung:
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Empfehlenswert Mit dem Roman „Mädchen, Frau etc.“ erhielt die britischen Schriftstellerin Bernardine Evaristo 2019 den Booker Prize. Die Autorin verwebt in diesem Roman die Erlebnisse von zwölf britischen meist Schwarzer Frauen in London, . Jede der Frauen hat eine besondere und unterschiedliche Lebensgeschichte, die sie gut beschreibt.Jede Frau erzählt ihre eigene Geschichte, von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter. Man erfährt von den Sehnsüchten und Träumen der Beteiligten. Da die Autorin einen ähnlichen Hintergrund wie ihre Protagonistin hat, hat sie bestimmt ab und an ähnliches erlebt. Mädchen, Frau etc ist ein brillant geschriebener Roman, der beim Leser immer interessanter wird. Da hat Bernardine Evaristo ein Meisterwerk geschaffen. Der Roman ist unterhaltend und unbedingt zu empfehlen. |
Meine Bewertung:
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Meine Bewertung:
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wir die Frauen / deren Lob keiner singt / deren Stimmen keiner hört In diesem überaus beeindruckendem Buch gibt Bernardine Evaristo Frauen eine Stimme! Menschen unterschiedlichster Herkunft, Orientierung, Alter erzählen aus ihrem Leben. Woher sind sie gekommen, wohin sind sie gegangen und warum ist das alles so... Buchstäblich ohne Punkt, dafür durchaus mit Komma wird hier in einem etwas anderem Schreibstil die Welt auf beeindruckende Art und Weise geöffnet. Die ersten Seiten sind durch den Stil etwas schwierig und fremdartig - man ist aber sehr schnell in diesem Buch gefangen. Dabei bleibt der Leser einerseits seltsam distanziert, andererseits ist er mitten in den bewegenden Geschichten der einzelnen Personen, die irgendwie alle miteinander verwoben sind. Vereint sind sie durch ihr "Anders" Sein, sei es die Hautfarbe, die Herkunft, die sexuelle Orientierung, das teilweise krankhafte Verhalten.... Dabei wird überhaupt keine Wertung vorgenommen, was es sehr angenehm macht, sich selbst im Buch zu verlieren. Ich empfand das Buch als sehr aufrütteln und mahnend bezüglich der angeblichen Chancengleichheit und auch bezüglich eigener teilweise unbewusster Vorurteile, Werte und Denkmuster. |
Meine Bewertung:
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Meine Bewertung:
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Amma Bonsu kämpfte 40 Jahre lang darum, dass in England schwarze Frauen auf der Theaterbühne und im Zuschauerraum selbstverständlich dazugehörten. Als sie ihre Liebe für das Theater entdeckte, waren Theaterstücke offensichtlich noch nicht mitgedacht für die Nachkommen afrokaribischer und asiatischer Einwanderer aus ehemaligen britischen Kolonien. Amma kämpfte gegen Marginalisierung aufgrund von Hautfarbe und war Aktivistin für Diversität lange bevor der Begriff in aller Munde gelangte. Heute steht sie als erfahrene und bekannte Regisseurin vor der Premiere ihres Stücks im National Theatre. Das festliche Ereignis liefert dem Roman die Rahmenhandlung. Zu den Ehrengästen werden ihre Tochter, deren biologischer Vater und Gefährtinnen aus Ammas Kampf gegen das männlich dominierte und größtenteils weiße Establishment zählen. Falls Amma, die zur in den 60ern geborenen Generation der Baby-Boomer gehört, je ein anstrengender Teenager war, hat sie ihre frechen Sprüche inzwischen vielfach von ihrer kämpferischen Tochter Jazz zurückbekommen. Aus dem Baby, das im Tragetuch immer dabei war, wurde ein eloquenter Wirbelsturm, der seine Mutter heute gnadenlos an die Wand argumentiert. Die 19-jährige Jazz hat Amma belehrt, dass ihre Generation keinen „Cliquen“ mehr bilden würde, sondern Crews. Aus den Crews/Clustern in Ammas Leben kombiniert Bernardine Evaristo die Geschichte farbiger Einwanderinnen auf die britischen Inseln, ihrer Töchter und Enkelinnen. Auch die Werte, die von drei Frauengenerationen vertreten werden, könnte man als eigene Cluster wahrnehmen. Am kompliziertesten erschien mir anfangs Ammas Abstammung von einem indisch-stämmigen Vater und einer schwarzafrikanischen Mutter, die sich jedoch in Guyana trafen, ehe sie ihr Glück im ehemaligen Kolonialstaat suchten. Ammas Lehrerin Shirley, ohne die sie heute nicht an diesem Ort stände, ihre Klassenkameradinnen (Carole und Latisha), Vorfahrinnen, aber auch alternative Projekte wie ein besetztes Haus und eine feministische Kommune in den USA verknüpft Evaristo zu einem dichten Bild-Teppich, der die Geschichte des Feminismus erzählt. Warum sich Shirley sich z. B. ausgerechnet gegen die einzige Frau im Lehrerkollegium auflehnte, symbolisiert noch heute eine der Kernfragen des Feminismus. Die Suche danach, wie die Cluster zusammenhängen und welche couragierten Vorfahrinnen die Frauen geprägt haben könnten, markiert den roten Faden des Romans. Geschrieben ist das preisgekrönte Mosaik, als würde es atemlos ohne Punkt und Komma erzählt, Absätze stehen an Stelle der erwarteten Satzzeichen. Das mag zu Anfang als Hürde wirken, ich fand diese Struktur jedoch leicht nachvollziehbar. Sie wird von einer Autorin angewandt, für die es vor 40 Jahren noch normal war, ständig von männlichen Halbgöttern unterbrochen zu werden, selbst wenn die nichts zum Thema beizutragen hatten. Wer ohne Punkt und Komma erzählt, einschiebt, ausholt, erklärt, kann nicht so leicht unterbrochen werden. In sensibler Übersetzung und mit köstlich ironischem Unterton legt Bernardine Evaristo eine amüsante Geschichte schwarzer lesbischer (und trans) Feministinnen vor. Ihre Berg-und Talfahrt der Emotionen wird Uralt-Feministinnen einen Toast auf die Freundinnen von Greenham Common ausbringen lassen – und ist einfach ein urkomisches wie berührendes Buch. |
Meine Bewertung:
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Meine Bewertung:
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Bernardine Evaristo - Mädchen, Frau etc. zum Inhalt Die Dramatikerin Amma steht kurz vor dem Durchbruch. In ihrer ersten Inszenierung am Londoner National Theatre setzt sie sich mit ihrer Identität als schwarze, lesbische Frau auseinander. Ihre gute Freundin Shirley hingegen ist nach jahrzehntelanger Arbeit an unterfinanzierten Londoner Schulen ausgebrannt. Carole hat Shirley, ihrer ehemaligen Lehrerin, viel zu verdanken, sie arbeitet inzwischen als erfolgreiche Investmentbankerin. Caroles Mutter Bummi will ebenfalls auf eigenen Füßen stehen und gründet eine Reinigungsfirma. Sie ist in Nigeria in armen Verhältnissen aufgewachsen und hat ihrer Tochter Carole aus guten Gründen einen englischen Vornamen gegeben. Meinung Nachdem ich viel über diesen Roman gehört hatte, war ich unglaublich gespannt darauf, ihn zulesen. Das Buch berichtet über Leben und Überleben in einer weiß dominierenden Kultur und ihren Implikationen und Auswirkungen, des Denkens und die Fragen der Identität geht. Eine zutiefst bewegende, wunderschön geschriebene und einfallsreiche Lektüre Wirklich zu empfehlen |
Meine Bewertung:
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Meine Bewertung:
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Ich liebe Bücher, die mich in ihrer Komplexität etwas überfordern. Die so viele Aspekte eröffnen, dass ich sie beim ersten Lesen zwar erfassen kann, ich aber gleichzeitig weiß, dass sich bei jedem weiteren Lesen ein Mehrwert daraus ergeben würde, weil ich immer mehr Aspekte und Zusammenhänge entdecken würde. Mädchen, Frau etc. ist ein solches Buch. Bernardine Evaristo zeichnet in ihrem Roman ein komplexes Netz aus Figuren. Immer wieder werden neue Protagonist:innen eingeführt (bis auf eine Figur sind alle Mädchen oder Frauen, Morgan identifiziert sich als nicht-binär), bei denen erst nach einiger Zeit ersichtlich wird, in welcher Beziehung sie zu den anderen Protagonist:innen stehen. Von Anfang an wimmelt es in dem Buch nur vor lauter Namen; ich malte mir beim Lesen Stammbäume und Beziehungsstrukturen auf, um die Komplexität irgendwie erfassen zu können. Dennoch geschieht es ununterbrochen, dass spätere Hauptcharaktere bereits vor 150 Seiten aus einer anderen Perspektive betrachtet eingeführt und von mir kaum wahrgenommen wurden – und sobald sie im Mittelpunkt stehen, ist es unmöglich, diese kleinen, aber aussagekräftigen Stellen wiederzufinden. Um Mädchen, Frau etc. richtig erfassen zu können, müsste ich es noch einige Male lesen. Dagegen hätte ich aber auch nichts einzuwenden. Der Roman gliedert sich in fünf Kapitel und einen Epilog. Vier der Kapitel gliedern sich wiederum in drei Abschnitte, die jeweils aus einer anderen Perspektive von einer anderen Figur erzählt werden. Innerhalb der einzelnen Kapitel hängen die Figuren in der Regel stärker zusammen als mit den anderen Figuren; hier werden vor allem innerfamiliäre Beziehungen thematisiert, während der Zusammenhang mit den anderen Figuren vor allem auf Freundschaften oder spontanen Begegnungen basiert. Beispielsweise stehen im ersten Kapitel Amma, Yazz und Dominique im Vordergrund. Amma hält die Rahmenerzählung des Buches aufrecht: am Tag der Premiere ihres Theaterstücks über schwarze, lesbische Amazoninnen, treffen an dessen Ende so gut wie alle eingeführten Protagonist:innen aufeinander. Yazz ist ihre sehr eigenwillige Tochter und Dominique ihre beste Freundin, mit der sie früher zusammen Theater gemacht hat. Vor allem Amma und Dominique geben dem Buch sehr viel; ihre Freundschaft erinnert mich an eine schwarze Variante von Grace & Frankie. Zusammen führen sie mich zurück in ihre Jugend, die aus besetzten Häusern in London, wilden Trips und sehr vielen One-Night-Stands mit Frauen bestand – ein Dasein, bei dem sie nur sich selbst verpflichtet waren: »Amma empfand es als Freiheitsentzug, sich an einen einzigen Menschen zu binden, schließlich war sie doch nicht auf der Suche nach einem Leben in Freiheit und Abenteuer von zu Hause weggegangen, um sich dann von den Wünschen einer anderen Person fesseln zu lassen«. So cool und eigensinnig, wie so viele Figuren in diesem Buch sind, ist auch der Schreibstil von Bernardine Evaristo. Es gibt keine Punkte, keine großgeschriebenen Satzanfänge, keine Kennzeichnung der wörtlichen Rede. Doch anstatt mich zu stören, bringt mich dieser Schreibstil in eine Art Flow. Nicht nur die Figuren und die Handlung, sondern auch die Sätze fließen zusammen. »du solltest deine Stücke in die Stadtteilzentren und Bibliotheken bringen, Amma, nicht zu den Mittelschichtspfeifen am National sie entgegnete, das letzte Mal, als sie mit einer Inszenierung in einer Bibliothek gewesen sei, habe das Publikum größtenteils aus Obdachlosen bestanden, die im besten Fall geschlafen, im schlimmsten Fall geschnarcht hätten das sei etwa fünfzehn Jahre her, und sie habe sich geschworen, es nie wieder zu tun soziale Inklusion ist wichtiger als Rampenlicht, oder sollte ich lieber Schlampenlicht sagen? gab Sylvester zurück, und Amma gelang es nicht, ihn davon zu überzeugen, dass es gut war, auf Größeres abzuzielen, während er sich ein Bier nach dem anderen hinter die Binde goss, auf ihre Rechnung (du machst doch jetzt sicher richtig Kohle, wo du so groß rauskommst)« Alle Protagonist:innen des Buches vereint nicht nur, dass sie sich als Frauen identifizieren oder identifiziert haben, alle Figuren sind auch People of Colour oder haben zumindest schwarze Vorfahren. Die wohl eindrücklichste Wandlung erlebt in dem Zusammenhang wohl Penelope, die latent rassistisch ist, bis sie herausfindet, dass ihre leibliche Mutter schwarz ist: »dieses drahthaarige, wilde Wesen aus dem Busch mit den durchdringenden Raubtieraugen ist ihre Mutter das ist sie sie ist es wen interessiert da noch ihre Hautfarbe? wie hat Penelope jemals glauben können, das würde eine Rolle spielen? ihr Gefühl in diesem Moment ist so rein und ursprünglich, dass es sie überwältigt sie sind Mutter und Tochter, alle Selbstwahrnehmung richtet sich daran neu aus«. (Anti-) Rassismus ist neben (Anti-) Feminismus ein zentrales Motiv des Romans. Zunächst liegt der Fokus auf Rassismus im Theater – Regisseure, die schwarze Frauen nur halbnackt oder als Sklaven einsetzen –, später auf Rassismus im Feminismus, Rassismus als ›normaler‹ Bestandteil der eigenen Familiengeschichte. Mädchen, Frau etc. behandelt neben den bereits genannten noch weitere, unfassbar viele Aspekte, die ich in dieser Rezension einzeln weder ausführlich erläutern kann noch möchte. Nur so viel: Neben dem Dasein als Women of Colour werden auch toxische, lesbische Beziehungen thematisiert, Privilegien, Narzissmus, das Problem an Kunst für ›die Elite‹, das Problem an Kunst für ›die Unterschicht‹, Homosexualität, Adoption, (Gruppen-) Vergewaltigung, der Job als Lehrerin an einer Brennpunktschule, Geschlechtsangleichung, sehr viele Mahlzeiten mit Gemüse und Reis, die geheime Beziehung zwischen einer Mutter und ihrem Schwiegersohn – und immer wieder Feminismus. Bernadine Evaristo versteht es, in den Untertönen immer wieder feministische Konzepte einzubauen, die ich ohne mein Hintergrundwissen wahrscheinlich nicht einmal wahrnehmen würde. Alles in allem fängt sie so nicht nur den woken Geist der Gegenwart ein; sie erschafft gleichzeitig ein Universum aus Figuren, die sonst keinen Platz in anderen Büchern finden und ungehört bleiben. Die Figuren in dem Roman sind so komplex konstruiert mit ihren zahlreichen Stärken und Schwächen. Sie sind voller Doppelmoral in Bezug auf Gentrifizierung, das Establishment, das Patriarchat oder homosexuelle Beziehungen. Das führt dazu, dass mir kaum eine Figur vollkommen sympathisch ist – und gleichzeitig alle überwältigend menschlich, erfrischend, vielfältig und im doppelten Sinn anders erscheinen. |
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wie erwartet ganz toll. Musste nur Pausen einlegen, um der Fülle der einzelnen Portraits gerecht zu werden und nihct zu schnell darüber weg zu lesen. Starte Bilder, gute Sprache, spannende Themenfülle |
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„Mädchen, Frau etc.“ von Bernardine Evaristo und übersetzt von Tanja Handels ist Gewinner des Bookers Price 2019. Dementsprechend hohe Erwartungen hatte ich an dieses Buch und ich wurde nicht enttäuscht. Das Buch erzählt die Geschichte von verschiedenen Frauen in London. Sie sind schwarz und LBGTQ+. Und damit immer noch mehrfach diskriminiert. Auf die Handlung an sich möchte ich gar nicht eingehen. Diese ist zwar interessant, aber meiner Meinung nach nicht die eigentliche Stärke des Buches. Denn das sind die Figuren die in dem Buch gezeichnet werden. Wir haben viele verschiedene Charaktere, die zwar ihr Gemeinsamkeiten haben aber trotzdem alle ihre individuellen Charakterzüge und Geschichten. Da der Fokus nicht nur auf eine Person gelenkt wird, sondern schon relativ bald auf mehrere habe ich mich am Anfang mit den Namen etwas schwer getan. Das hat sich aber bald gelegt. Auch die zwischenmenschlichen Beziehungen fand ich interessant ausgearbeitet und spannend gestaltet. Die Autorin ist, wie die meisten Charaktere in dem Buch,schwarz. Deswegen sind dargestellten Sichtweisen und Erfahrungen auch umso wichtiger. Denn leider repräsentieren die meisten (ausgezeichneten) Bücher immer noch die Sicht von weißen Menschen. Der Schreibstil ist teilweise fast poetisch und immer gut zu lesen. Insgesamt hat mir das Buch sehr viel gegeben. Ich hatte das Gefühl immer mehr in die Welt und Perspektive unsere Charaktere einzutauchen und ich habe es sehr genossen das Buch zu lesen. |
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Bernardine Evaristo hat einen großartigen Roman vorgelegt, in dem sie klug und facettenreich die Lebenswege von Schwarzen britischen Frauen / trans- oder genderfreien Menschen aus verschiedenen Generationen, verschiedenen Gesellschaftsschichten, mit unterschiedlicher sexueller Orientierung und unterschiedlicher Politisierung entwickelt. Alle müssen sich auf teils ähnliche, teils ganz unterschiedliche Weise mit ihrer Identität und mit ihrer Position als Schwarze Person in der britischen Gesellschaft auseinandersetzen. Mich haben sämtliche Figuren und Lebensläufe intensiv angesprochen, auch wenn ich nicht alle sympathisch fand und bei der Menge an Figuren gelegentlich den Überblick verlor. Trotzdem fand ich jedes einzelne Schicksal spannend, bewegend und nachdenklich stimmend. Als besonders gelungen und raffiniert umgesetzt habe ich die mal feste, mal lockere Verknüpfung der Figuren miteinander empfunden. Das einzige, was mich gestört hat, war die ungewohnte Rechtschreibung und Interpunktion mit kleingeschriebenen Satzanfängen und fehlenden Punkten am Ende. Mir erschließt sich nicht, was das für den Inhalt oder die ästhetische Ebene des Romans bringen soll; es stört einfach nur den Lesefluss, bis man sich daran gewöhnt hat. Ich werde dieses Buch sicher nochmals lesen, gern weiterempfehlen und auch verschenken. Dem Verlag danke ich herzlich für das Rezensionsexemplar. |
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Was für ein interessantes, wichtiges und berührendes Buch! Es spielt in Großbritannien und geht um farbige Einwanderinnen, ihre Töchter und Enkelinnen. Bernardine Evaristo erzählt uns aus dem Leben verschiedener schwarzer Frauen aus London. Sie verwebt deren Schicksale oder lässt sie überlappen. Es sind individuelle Geschichten und doch stehen sie für universelle Themen. Es geht darum, sich selbst und seinen Platz zu finden, sowie zu seiner Individualität und Andersartigkeit zu stehen und es geht um die Auseinandersetzung mit seiner Herkunft und darum, seinen persönlichen Weg zu entdecken. Wir erfahren völlig unterschiedliche Lebensentwürfe, lesen von Diskriminierung, Rassismus, Feminismus, Beziehungen, Männern und Kindern sowie über Hausfrauendasein, Arbeitsleben und Karriere. Äußerst originell finde ich die Idee, dass sich alle Frauen gleich zu Beginn des Buches bei der Theaterpremiere der schwarzen und lesbischen Regisseurin Amma Bonsu „treffen“. Sie alle befinden sich ganz zufällig am gleichen Ort, sie sind einander aber nicht alle bekannt. Mit Amma, die jahrzehntelang dafür kämpfte, dass schwarze Frauen ihre Daseinsberechtigung im Theater haben, beginnt und endet der Roman. Ammas Geschichte ist wie eine Klammer, die alles dazwischen zusammenhält und schafft einen Rahmen, innerhalb dem sich alle „Kurzgeschichten“ bewegen. Die Autorin erweckt ihre Protagonistinnen zum Leben. Sie haben Ecken und Kanten und werden in all ihrer Vielschichtigkeit gezeichnet. Brillant arbeitet sie deren Charakterzüge, Eigenheiten und Beziehungen heraus. Jede Figur und jede Situation bekommt ihren eigenen Ton. Es ist beeindruckend, wie scheinbar leicht und locker sie zwischen ihnen hin- und verwechselt. Bernardine Evaristo ist eine scharfsinnige Beobachterin, die flüssig, schwungvoll und lebendig von schmerzhaften oder auch humorvollen Begebenheiten erzählt. Wenn man sich erstmal an ihren etwas eigenwilligen Stil gewöhnt hat - atemlos, ohne Punkt, aber mit Komma und Absätzen, und zeitweise fast lyrisch und poetisch -, dann kann man das Buch, ein Mosaik aus Lebensgeschichten, nicht mehr aus der Hand legen. Dieser ungewöhnliche Stil beeindruckt mich, symbolisiert er doch die Dringlichkeit, mit der diese Geschichten erzählt werden müssen und die Forderung und Erwartung der Autorin, bei ihrer Erzählung nicht gebremst oder unterbrochen zu werden. Sie will gehört werden. Sie muss gehört werden! Obwohl sich in dem Werk sehr viele Figuren tummeln und obwohl nicht wenige Themen behandelt werden, wirkt es nicht überfrachtet und wird man nicht überfordert oder verwirrt. Das halte ich für echte schriftstellerische Kunst! Mädchen, Frau etc. ermutigt dazu, zu sich selbst zu stehen, sprüht vor Elan und ist ein eindrückliches, engagiertes und bewegendes Plädoyer für Toleranz, das mich äußerst gut unterhalten und bereichert hat. Es regt zum Mit- und Nachdenken an und hallt nach. Dass Bernardine Evaristo mit diesem Werk 2019 den Booker Prize gewonnen hat, verwundert mich nicht. |
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Ich hatte extrem hohe Erwartungen und war auch skeptisch, ob das Buch auch meine Erwartungen erfüllen wurde. Diese Kurzgeschichtensammlung, die lose miteinander verbunden sind, erzählt die Lebensgeschichte von schwarzen Frauen, die verschieden alt sind, sich in verschiedenen sozialen Positionen befinden und aus verschiedenen Hintergründen und Beweggründen kommen. Es war höchstinteressant und spannend die einzelnen Schicksale und Leben der Frauen zu lesen, und wie diese Personen miteinander verbunden sind. Mit Amma, eine berühmte lesbische schwarze Theaterregisseurin, beginnt und endet die Geschichte, da sich alle Charaktere bei einer Premiere ihre Theaterstücks zufällig am selben Ort befinden ohne dass alle einander kennen. Was mir bei diesem Buch besonders gefallen hat, waren die wirklich verschiedenen Personen, die hier vorgestellt wurden und eine Stimme bekommen haben. Auch wenn wirklich viele Personen zu Wort kommen, war es nicht durcheinander und man lernt jede Person zu verstehen als Individuum. Man wird nicht auf eine Rasse, eine "Farbe" oder gar auf ein Geschlecht reduziert. Sondern das Buch verdeutlicht, dass es letztendlich Menschen sind, die das Leben leben wollen wie jede andere Person auch. Klar wurden auch rassistische und feministische Fragen aufgeworfen, da es leider zum Leben von POC gehört, aber nie so, dass es aufgezwungen war. Geschickt bringt es den Leser eher dazu bereits bestehende soziale Konstruktionen in Frage zu stellen und Dinge zu hinterfragen. Die Autorin bedient sich zwar den Klischees, aber schafft es diese so in die Geschichten einzubetten, dass es mehr als nur Klischees sind. Die Schreibweise war am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, aber ich hatte mich schnell daran gewöhnt und auch großen Gefallen daran gefunden. Es hat sich zum Teil wie ein Gedicht gelesen und es brachte regelrecht Schwung in die Geschichte. Das Buch hat meine Erwartungen auf jeden Fall erfüllt und das Buch ist absolut empfehlenswert! |
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Das Cover ist schlicht und doch gleichzeitog ziemlich auffällig. Das ist etwas, was doch sehr gut zu dem Schreibstil passt, der "schlicht" ist, während die Aussagen sehr wichtig sind. Mir gefällt es also wirklich gut. Beim Schreibstil muss ich zugeben, dass er mich manchmal aus dem Lesefluss gebracht hat, besonders, wenn ich das Buch nach einer Pause wieder weitergelesen habe. Wenn man sich jedoch nach einer Weile dran gewöhnt hat, ist der Schreibstil auf jeden Fall flüssig und gut zu lesen. Ich empfehle einfach mal, einen Blick in die leseprobe zu werfen, kann aber wirklich nur dazu sagen, dass man sich daran gewöhnt. Die verschiedenen Lebensabschnitte der unterschiedlichsten Frauen in diesem Buch waren unglaublich gut, ehrlich und emotional beschrieben. Die wichtigen Aussagen die hier getroffen werden, sind einfach unglaublich wichtig. Die Kapitel waren mir persönlich nicht zu kurz, sondern genau richtig gewählt - nicht zu lang und auch nicht zu kurz. Man begleitet sie über einen bestimmten Zeitraum und so wird es auch nicht zu "viel" und trotz der Kürze ist es meiner Meinung nach durchaus gelungen, dass man eine emotionale Bindung herstellen kann. Insgesamt also ein wirklich gutes und absolut lesenswertes Buch, das ich jedem ans Herz legen kann, auch wenn es nicht in das bevorzugte Genre von einem passt - so ist es auch bei mir gewesen und ich kann nur sagen, dass ich froh bin, es gelesen haben zu dürfen. Ohne die kleinen Probleme, die ich mit dem Schreibstil gehabt habe - der aber auch vielen Lesenden gut gefällt - ein sehr gutes Buch. Ich werde wohl mehr von der Autorin lesen :) 4,25/5 Sterne |
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Zwölf Frauen und ihre Geschichten Die Dramatikerin Amma steht kurz vor dem Durchbruch. In ihrer ersten Inszenierung am Londoner National Theatre setzt sie sich mit ihrer Identität als schwarze, lesbische Frau auseinander. Ihre gute Freundin Shirley hingegen ist nach jahrzehntelanger Arbeit an unterfinanzierten Londoner Schulen ausgebrannt. Carole hat Shirley, ihrer ehemaligen Lehrerin, viel zu verdanken, sie arbeitet inzwischen als erfolgreiche Investmentbankerin. Caroles Mutter Bummi will ebenfalls auf eigenen Füßen stehen und gründet eine Reinigungsfirma. Sie ist in Nigeria in armen Verhältnissen aufgewachsen und hat ihrer Tochter Carole aus guten Gründen einen englischen Vornamen gegeben. (Quelle: Auszug aus dem Klappentext – Tropen-Verlag) „Mädchen, Frau etc.“ von Bernardine Evaristo ist ein beeindruckender Roman, für den die Autorin im Jahr 2019 mit dem Booker Prize ausgezeichnet wurde. Im Januar 2021 erschien dieses Buch nun auch in deutscher Übersetzung. Das Außergewöhnliche an diesem Roman ist der Schreibstil: Es werden keine Punkte am Satzende verwendet, ebenso beginnt jeder neue Satz mit Kleinschreibung. Manche Zeilen bestehen nur aus einzelnen Worten: „wie hatten sie so herzlos sein können? Und wer waren sie überhaupt? Wenn sie nicht wusste, wer sie waren wie sollte sie dann wissen, wer sie selbst war?“ es gab keine Papiere sie war ein Findling anonym ohne Identität ein Rätsel - Seite 237, eBook Das Buch erzählt die Lebensgeschichten von zwölf schwarzen Frauen, die aus verschiedenen Generationen kommen. Jede Geschichte steht für sich allein und doch sind sie alle irgendwie miteinander verwoben. Zunächst lernen wir die fünfzigjährige Amma Bonsu kennen, der ein ganz besonderer Abend bevorsteht: Am Londoner National Theatre findet heute die erste Inszenierung ihres Theaterstücks statt – ein großer Moment für sie, denn vorher musste sie viele Rückschläge hinnehmen. Genau wie die anderen Frauen erinnert sie sich an Vergangenes und wir LeserInnen bekommen so einen Einblick in ihre Leben. Jede von ihnen hat eine eigene besondere Geschichte, vieles ist berührend, schmerzhaft, traurig – einige wurden Opfer von Rassismus, Gewalt und Ausgrenzung. Dann wird es aber auch hoffnungsvoll, denn alle kämpfen auf ganz eigene Art für ein glückliches Leben. Jede hat eigene Träume und Wünsche, aber auch Ängste. „Megan war zu gleichen Teilen Äthiopierin, Afroamerikanerin, Malawierin und Engländerin was sich komische anhörte, wenn man es so aufgliederte, denn im Kern war sie doch einfach nur ein vollständiger Mensch.“ – Seite 261, eBook Die Autorin passt ihren Erzählstil der jeweiligen Person an: So beschreibt sie sensible Situationen sehr behutsam, dann wird es auch mal schonungslos und direkt. Ein anderes Mal wird es sehr unterhaltsam, frech und etwas humorvoll. Diese Mischung ist ihr sehr gut gelungen. Auch wenn ich mich zunächst an den Schreibstil gewöhnen musste, konnte ich das Buch nur noch schwer aus der Hand legen. Nach und nach erfahren wir auch, wie manche Frauen untereinander verbunden sind – so entsteht ein ausführliches Gesamtbild. Auch werden gemeinsam erlebte Situationen bei der jeweils anderen nochmal aus einem anderen Blickwinkel gezeigt. Im Epilog gibt es dann noch eine Überraschung, die das Buch abrundet. Mein Fazit: Ein beeindruckendes Buch über zwölf Frauen, deren einzelne Geschichten gekonnt verwoben werden. Mal berührend und traurig, dann wieder frech, direkt und sehr unterhaltsam – die Autorin hat hier gekonnt sämtliche Gefühle, Situationen und Schicksale miteinander kombiniert. Der spezielle Schreibstil ist zunächst gewöhnungsbedürftig, passt aber im Gesamten betrachtet absolut zu diesem besonderen Buch. Sehr lesenswert! |
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dieses großartige Buch zu lesen macht einfach nur Freude. Evaristo ist mit Mädchen, Frau etc. ein wundervoller Roman gelungen, der in witziger und sehr unterhaltsamen Art und Weise das Leben sehr unterschiedlicher, beeindruckenden Frauen beschreibt. Die Lektüre dieses Romans kann ich nur ausdrücklich empfehlen. |
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Oh, der "Roman" ist ein unglaubliches Panorama: Zeitgeschichte, Frauengeschichte, Lebensgeschichten, alles fließt ineinander, geht in einander auf, ergibt ein grandioses Netz aus einzelnen Erzählfäden. Die Leben von zwölf Frauen "erzählen sich" in zwölf Kapiteln, alle sind miteinander verbunden, tauchen wechselseitig in den Leben der jeweils anderen auf. Ungewohnt ist der fast lyrikartige Schreibstil - ein Kapitel, ein Satz -, jedoch sorgt genau dies für einen Fluss, der die Leserin durch das Buch trägt, der auch Hartes, Sperriges noch "geschmeidig" macht. Ich finde Evaristos Bezeichnung "Fusion Fiction" dafür wunderbar. Ein Buch zum Ein- und Untertauchen, sicherlich zum mehrmals Lesen! |
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Dieser Roman bietet keine leichte Lektüre für zwischendurch, man muss sich - vor allem - auf den ungewöhnlichen Schreibstil und die Aufmachung gewöhnen und genau lesen. Dann erhält man hier faszinierende Einblicke in die Lebensgeschichte von zwölf Frauen, alle leben in London, die meisten sind schwarz. Ein buntes Kaleidoskop unterschiedlicher Träume, Hoffnungen, Erwartungen an das Leben, aber auch Enttäuschungen und Rückschläge. Die Geschichten handeln von Müttern und Töchter und Freundinnen, unterschiedliche Alter, unterschiedliche Ausbildungen,... Gemeinsamer Ausgangspunkt ist der Besuch des Theaterstückes der Premiere der schwarzen und lesbischen Regisseurin Amma Bonsu. Mich konnte dieses Buch beeindrucken. |
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Wer verstehen will, was Mehrfachdiskriminierung ist, was starke Frauen sind, was ein Leben mit rassistischer, homophober, sexistischer Ausgrenzung bedeutet, wer von Freundschaften, Liebe, Leid und Freude lesen will, wer Chimamanda Ngozi Adichies "Americanah" geliebt hat, ist hier genau richtig! |
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Die Erstaufführung von Ammas Theaterstück führt viele verschiedene Frauen nach London. Ihre Tochter nebst Hipsterfreundinnen; ihre Geliebten, Ex-Affären oder anderweitig Verflossenen; die spießige schon-ewig-Freundin; der Erzeuger ihrer Tochter usw. Eine mehr als bunte, aber auch explosive Mischung. Ausgehend von Ammas Lebensgeschichte hangelt sich die Autorin an Freund- oder Bekanntschaften entlang, und erzählt auf diesem Wege die Geschichte von zwölf Frauen. Diese sind recht unterschiedlich, allen gemein ist aber, dass sie anecken. Wegen ihrer Hautfarbe (alle sind schwarz), wegen ihrer sexuellen Vorlieben (viele sind homosexuell), warum auch immer. Mir hat Evaristos Herangehensweise an Themen wie Feminismus und Rassismus gut gefallen, sie zeigt viel auf, das falsch läuft, ohne zu stark mit dem Zaunpfahl zu wedeln. Der Erzählstil ist sicherlich etwas eigenwillig, z.T. fast lyrisch; manchmal war mir das zu drüber, meistens hat es mir jedoch gut gefallen. Dieser etwas unangepasste Stil passt auf jeden Fall hervorragend zu den meisten von Evaristos Charakteren. Die mochte ich mal mehr, mal weniger; die exzentrischen bringen Pepp in die Handlung, die „alltäglicheren“ zeigen, dass sich hinter jeder noch so gutbürgerlichen Fassade ein Geheimnis verstecken kann. Insgesamt werden viele Facetten abgedeckt, sodass sich jede Leserin irgendwo wiederfinden sollte. Bedauerlich ist allenfalls, dass aufgrund der Fülle der Figuren die Tiefe etwas leidet. Mir hat dieser Roman trotzdem wirklich gut gefallen, die etwas verschachtelte Konstruktion sowie die außergewöhnlichen Frauenbilder machen ihn überraschend anders und lesenswert. |
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Das Bücherjahr hat zwar erst angefangen, mit Bernardine Evaristos Roman "Mädchen, Frau etc" habe ich aber jetzt schon ein erstes Highlight erlesen. In zwölf Frauenportraits bringt die britische Schriftstellerin Lebenswirklichkeiten überwiegend schwarzer Frauen (ebenfalls nur überwiegend, es gibt auch eine nicht-binäre Figur) und schafft es dabei, trotzdem einen roten Faden im Erzählfluss und einer übergreifenden Handlung zu halten. Denn teils sind die Frauen durch Freundschaft oder Verwandtschaft miteinander verbunden, teils finden sie sich am selben Ort wieder, bei der Premiere der "Amazonen von Dahomey" im National Theatre. Regisseurin und Autorin des Stücks ist Amma, die auch die Protagonistin des ersten Kapitels ist: Schwarz und lesbisch, sah sie über lange Jahre ihre Rolle vor allem im Protest gegen das Establishment, mit der Inszenierung im Nation Theatre ist sie dort selbst angekommen, so gerne sie sich auch nonkonformistisch-bohemehaft gibt. Ein weiter Weg vom Sozialwohnungsviertel Peckham und der Gesamtschule, wo auch andere der porträtierten Frauen aufwuchsen, so wie Ammas Freundin Shirley, eine desillusionierte Lehrerin, die trotzdem immer wieder vielversprechende Schüler fördert, um ihnen den Weg zu einer guten Universität oder Ausbildung zu ebnen. Eine von ihnen ist die Finanzexpertin Carole, die es mit Ehrgeiz, harter Arbeit und Talent zur Vizedirektorin geschafft hat - ein Erfolg auch für ihre aus Nigeria eingewanderte und früh verwitwete Mutter Bummi, deren Mathematikstudium in Großbritannien nicht anerkannt wurde. Für die intelligente und tatkräftige Frau blieb nur die Arbeit als Putzfrau, bis sie sich schließlich mit einem eigenen Reingungsbetrieb selbständig macht. Wie als Kontrapunkt zu urbanem schwarzen Leben gibt es noch mehrere Frauen aus einer Familie in Nordengland, fast schon an der Grenze zu Schottland. Als ein Farmersohn sich in ein früh verwaistes Dienstmädchen mit afrikanischem Vater verliebt, begründen die beiden eine neue Dynastie schwarzer Landbewohner. Die Atemlosigkeit der Erzählung spiegelt sich in einem Staccato-Satzbau wieder, der über weite Abschnitte buchstäblich ohne Punkt und Komma zurechtkommt. Gleichzeitig schafft es Evaristo, auf jeweils wenigen Buchseiten lebensnahe Frauenfiguren mit Tiefe, Persönlichkeit und Individualität zu entwickeln. Sie mögen Gruppen verkörpern - alleinerziehende Mutter, Künstlerin, Arbeiterin, Karrierefrau, mögen in schwierigen sozialen Verhältnissen leben oder einen steilen Aufstieg erlebt haben, in einer glücklichen oder in einer toxischen Beziehung leben, hetero, lesbisch oder queer-divers. Was die meisten von ihnen dabei eint, ist die Erfahrung von Rassismus und sich als Frau in einer Gesellschaft durchsetzen zu müssen, in der viele Männer keineswegs von alten Rollenmodellen und-verständnissen Abstand nehmen wollen -sei es im Lehrerzimmer oder in der Business-Etage. Nur die junge Generation, verkörpert in Ammas Tochter Yazz und ihren Freundinnen und Morgan, nach dem harten Weg von Megan zur nicht-binären Selbstidentifikation gelangt und nun einflussreich für Trans-Themen auf social Media, stehen für die jüngere Generation, für die schon viel erkämpft worden ist und die als BiPoc eher einen Hype erleben, sofern sie den privilegierten Hintergrund von Yazz haben. Es gibt eben auch immer die soziale Perspektive - auch wenn das in manchen Diskussionen gerne vergessen wird. Schwarze Erfahrung aus Großbritannien und in den USA, Migrationsgeschichten aus Westafrika und aus der Karibik, unterschiedliche feministische Entwürfe oder traditionelles Rollenverständnis - "Mädchen, Frau, etc" zeigt weibliche und schwarze Vielfalt in der modernen Gesellschaft. |
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„im Publikum saßen mehr schwarze Frauen, als sie je bei einer Aufführung im National Theatre gesehen hat sie musterte sie in der Pause, mit ihren extravaganten Turbanen, den schweren Ohrringen, so groß wie afrikanische Skulpturen, den voodoo-artigen Ketten aus Perlen, Knochen, Ledersäckchen, die (vermutlich) Zaubersprüche enthielten, den Armreifen aus Metall, breit wie Gewichtsmanschetten, den Silberringen, so ausladend, dass sich ihre Flügelspannweite über mehrere Finger ausbreitete immer wieder wurde sie mit einem Black-Sisterhood-Nicken bedacht, als würde das Stück sie alle irgendwie verbinden …“ … heißt es, als man sich relativ gegen Ende dieses Romans wieder bei der Theaterpremiere findet, mit der alles beginnt, die als Rahmenhandlung dient und man weiß am Ende auch, ja die Frauen verbindet etwas. „Die letzte Amazone von Dahomey“ ist ein Stück, in dem nur schwarze Frauen auftreten und in dem es um Amazonen geht, um lesbische Kämpferinnen, das sicher provozieren wird und dementsprechend groß ist das Lampenfieber der schon älteren, vielfach ausgezeichneten Regisseurin Amma Bonsu, mit deren Lebensbericht die Erzählung über zwölf Mädchen, Frauen, etc beginnt. Die Autorin zeigt hier nicht nur bunte Ansammlung unterschiedlicher Frauenporträts, die sich zusammenhanglos aneinanderreihen, vielmehr sind alle Frauen, wie eine Art roter Faden, irgendwie über Generationen und soziale Grenzen hinweg miteinander verbunden. Sicher mit von Bedeutung ist hier ein gemeinsames Leben in Peckham. Das ist toll gemacht. Ganz besonders erwähnen muss ich hier auch den Epilog, bei dem sich noch einmal eine ganz besondere Verbindung zwischen zweien auftut, und der mich sehr berührt hat. Sehr gut hat mir auch gefallen, dass die Autorin die Frauen so ausgewählt hat, dass eine große Bandbreite abgezeichnet wird. Die betroffenen Frauen sind nicht allesamt harmonisch und als Opfer oder sanftmütige Menschen darstellt. Das macht das Buch äußerst authentisch. Hier werden nicht ausschließlich Männer als die Schuldigen gezeigt. Sie vergisst nicht darzustellen, dass sich auch unter Frauen Radikalität und Unterdrückung findet und Narzisstinnen und Psychopathinnen Täterinnen sein können. Ebenso klar deutlich wird durch die geschickte Zusammenstellung der Einzelschicksale, dass Schwarzsein eben auch nicht automatisch, solidarisch und sensibler für Unrecht zu sein, heißt. Benachteiligung ist nicht nur an eine Hautfarbe gebunden, sondern, "komplexer", so wie das auch Jazz´Freundin feststellt. Zahlreiche Perspektiven und diverse Grautöne werden in diesem Roman gelungen aufgezeigt. Gut gefallen haben mir, dass auch Einstellungen, wie z.B. „du gehst im Januar gefälligst zurück an diese Universität und hörst auf zu glauben, dass dich alle hassen, ohne ihnen erstmal eine Chance zu geben, hast du sie denn überhaupt gefragt? bist du hingegangen und hast gefragt, entschuldigt bitte, hasst ihr mich? du musst die Menschen finden, die deine Freunde sein wollen, selbst wenn es alles Weiße sind es gibt auf dieser Welt für jeden jemanden du gehst also gefälligst zurück und fichst die Kämpfe aus, die dir nach deinem britischen Geburtsrecht zustehen,“ nicht fehlen. „Besonders schockiert, und damit gefesselt, haben mich die Kapitel über Dominique, die in die Hände einer gewaltbereiten Lesbierin, ja eigentlich Psychopathin gerät. Ich war sprachlos, teilweise schon geschockt, wie man sich so einnehmen, so bevormunden lassen und das so lange so stillschweigend erdulden kann. Die Frau mit der ich zweifelsohne am meisten sympathisierte war Hatti, für die gilt, „Hattie hat überhaupt kein Problem mit Bibi, die als Mann zur Welt gekommen ist, sie kennt sie ja nur als Frau, und das leuchtet ihr auch noch irgendwie ein zu behaupten, man wäre weder-noch, ist allerdings so weithergeholt, dass es ihr nur noch lächerlich vorkommt“, und die ich als warmherzig, humorvoll und für ihr Alter super aufgeschlossenen empfand. Sicher wird mir auch ihr neuer Begriff für Weihnachten noch ein Weilchen in Erinnerung bleiben. „unter dem Baum stapeln sich die Geschenke, nur darum geht es den Leuten noch, mit Religion hat das nichts mehr zu tun, es sollte nicht Weihnachten heißen, sondern Giernachten“. Die Autorin hat mit meinen Emotionen gespielt. So hat sie es bei einer Windsome, die mir auf die ersten Blicke so sympathisch war, mit der ich fühlen konnte, mit einem Verhalten, das mich furchtbar entsetzt hat, geschafft, dass ich von einer Sekunde auf die andere völlig anders fühlen musste. Allerdings wechselte meine Betroffenheit, mein gebanntes Mehr-Erfahren-Wollen, auch je nach Porträt deutlich. Relativ wenig konnte ich so z.B. trotz der schrecklichen Gruppenvergewaltigung, die sie als Jugendliche erleiden muss bei La Tisha empfinden. Ja, sie hat alles andere als Glück mit Männern und Kindsvätern, aber viel mehr war da für mich nicht. Wenig anfangen konnte ich auch mit Megan, Morgan, für die sicher das etc. im Titel reserviert ist. Sicher mit ein Grund für den Wechsel meiner Begeisterung von Frau zu Frau, war auch, dass in manchen Porträts teils derbe Sprache vorherrscht, die gar nicht mein Ding ist. Klar, Anfeindungen, Ausgrenzungen, erlittenes Unrecht muss gar nicht schöngefärbt werden, es soll ja ein authentischer Eindruck entstehen. Aber ganz besonders die sexuellen Vorlieben hätte ich z.B. nicht und schon gar nicht in dieser teils doch in meinen Augen vulgären Sprache gebraucht. „gib das Balg an die Kirche, sonst fliegst du raus, sagte er zu Daisy als ob ich dich jemals im Stich gelassen hätte, Gracie, so unschuldig, rein und ganz, eins von Gottes gesegneten Geschöpfen? meine Aufgabe war es, dich zu beschützen.“ oder „Tränen aus der Wohnung ging und Mama dafür dankte, dass sie endlich wieder mit ihr redete, denn, sagte sie, wenn die eigene Mutter so tut, als wäre man gar nicht da, dann ist das doch, als wäre man tot“, Sätze wie diese haben mich tief betroffen gemacht, mir einen regelrechten Stich im Herzen versetzt. Auch das erlittene Unrecht, die Anfeindungen, wie z.B. keine Unterkunft erhalten, weil die schwarze Hautfarbe auf die Laken abfärben könnte, Vergewaltigungen und einiges mehr haben mich sehr betroffen gemacht. Gleichzeitig gab auch zahlreiche Stellen, bei denen ich mich so richtig mit den Frauen freuen konnte, so z.B. bei Grace, der Mama von Hattie, als gilt „Grace konnte ihr Glück kaum fassen, als Joseph um ihre Hand anhielt, er benahm sich, als wäre sie der Hauptgewinn und nicht der Trostpreis“ und die nach schweren Schicksalsschlägen dann doch noch einmal die Kurve bekommt. Ich habe abwechselnd gelesen und gehört und muss sagen, dass mir das Hören erheblich besser gefallen hat als das Selbst-Lesen. Die fehlende Interpunktation, bzw. die fehlenden Punkte, die ein Satzende kennzeichnen, das Aneinanderreihen des Textes war äußerst gewöhnungsbedürftig für mich. Am Schreibstil gut gefallen haben mir aber wieder die Beschreibungen mit vielen Bildern und Vergleichen. „Pullis, Jacken, Mäntel die wasserstoffblonden Dreadlocks das ganze Jahr über darauf getrimmt, hochzustehen wie die Kerzen einer Geburtstagstorte silberne Creolen, klobige afrikanische Armreifen und pinken Lippenstift das ist ihr immerwährender, persönlicher Statement-Style“, ist nur ein Beispiel dafür. Ich hatte stets alles deutlich vor Augen. Ich könnte mich nicht erinnern, dass ich schon einmal ein von Constanze Becker eingesprochenes Hörbuch gehört hätte. Aber das wird sicher nicht mein letztes sein. Der Klang ihrer kräftigen Stimme ist ganz meines und ich habe ihr unheimlich gerne zugehört. Ganz besonders positiv habe ich empfunden, dass sie der Erzählung genau an den für mich richtigen Stellen etwas an der Härte nimmt. Sie gleicht die an mancher Stelle ist die doch recht schroffe, derbe Ausdrucksweise, gelungen aus, indem sie diese nicht auch noch extra betont. Zudem zeigt sie unheimlich viel Empathie, die sie in ihren Vortrag legt und verleiht auch jeder Frau hier, ein ganz eigenes, zu den Beschreibungen passendes Profil. Alles in allem hatte ich mit Mädchen, Frau etc. gelungene, interessante Unterhaltung. Für fünf Sterne genügt es bei mir nicht ganz aber gute vier sind auf jeden Fall drin. |
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Ein absolut großartiger und wundervoll geschriebener Roman, der sich liest wie ein Rhythmus! Diese Frauen wachsen einem ans Herz und bereichern jedes Bücherregal. Schon lange habe ich nicht mehr so ein besonderes Buch gelesen, das einem die Augen und das Herz öffnet. So klug, so liebevoll, so einzigartig. |
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Das großartigste lesbisch-queere Buch, das ich seit langem gelesen habe. Bitte mehr solcher Bücher, die die aktuellen feministischen Debatten ausloten und letztlich das Miteinander in den Vordergrund stellen. Mehr Bücher mit Frauen, die mich an Freundinnen erinnern, die mitten im Leben stehen und sich trotzdem so lesen, wie moderne Heldinnen. |
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Bernadine Evaristo lässt uns teilhaben am Leben verschiedener Londoner Frauen . Vorwiegend schwarze Frauen, mit unterschiedlichsten Geschichten, jede einzelne berührend. Jede Frau sucht ihren Weg in der Gesellschaft, mal mehr,mal weniger erfolgreich. Nicht immer kann ich die Art zu leben nachvollziehen, manchmal ist mir manches zu derb und fremd aber jede einzelne Frau hat Respekt verdient und stiehlt sich ins Herz der Leser. Ein Buch, das für Toleranz und Freiheit steht und daher sehr, sehr wichtig und lesenswert. |
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Über dieses Buch hatte ich im Vorfeld sehr viel Positives gelesen und gehört. Entsprechend hoch waren meine Erwartungen. Und ich muss sagen, dass auch mir dieses Buch wirklich gut gefallen hat. Im Prinzip erzählt die Autorin "nur" die Lebensgeschichte von 12 Frauen in Großbritannien. Aber diese Frauen sind wirklich sehr verschieden. Zwar sind alle people of color, haben aber unterschiedliche sexuelle Orientierungen, Träume, Werte, Lebensentwürfe usw. Dadurch wirft man einen Blick auf völlig verschiedene und interessante Frauen. Das ist aber noch nicht das Besondere an diesem Buch. Besonders finde ich, wie großartig die Autorin die Leben der Frauen miteinander verknüpft hat. Mal ist die Verbindung sehr deutlich (z.B. Mutter und Tochter oder beste Freundinnen), mal berühren sich ihre Leben kaum. Aber der Autorin ist es gelungen, alle Geschichten sinnvoll und gelungen ineinander fließen zu lassen. Das hat mich absolut beeindruckt! Seltsam finde ich die fehlende Interpunktion. Es gibt quasi keine Punkte am Ende der Sätze und dementsprechend auch keine Großschreibung am Satzanfang. Das stört nicht wirklich beim Lesen, weil die Autorin jeden neuen Satz in einer neuen Zeile beginnen lässt. Aber ich habe mich das ganze Buch über gefragt, wozu das gut sein soll?! Natürlich ist mir klar, dass es ein bewusst gewähltes Stilmittel ist, und ich vermute, dass dies zusätzlich das Ineinanderfließen der einzelnen Frauenleben unterstreichen soll, aber mir gefällt es nicht. Für mich ist das Buch so gut, dass es dieses Stilmittel absolut nicht gebraucht hätte. Die Frauen stehen für sich. Die fehlende Interpunktion wirkt auf mich too much, als habe die Autorin dieses Stilmittel gewählt, um sich selbst als besonders künstlerisch darzustellen. Und das wäre nicht nötig gewesen. |
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Ungewöhnliche Schreibweise....... ohne Punkt, dafür mit Komma.......sprunghaft in den Zeiten, erforderte von mir aufmerksames Lesen .......... interessante Charaktere.....sehr fesselnd geschrieben |
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Mädchen, Frau, etc. Rezensionsexemplar In »Mädchen, Frau etc.« erzählt Bernardine Evaristo die Geschichten schwarzer und auch queerer Frauen/Personen, ein beeindruckender Roman über Identität und Herkufnt. Die Geschichten der Frauen sind sehr unterschiedlich, dennoch geht es den Frauen in gewisser Weise gleich, sie suchen alle ihren Platz in der Welt. Alle Geschichten waren unglaublich fesselnd und rührend. Man wird nicht verschont, es wird alles schöne und schlechte offen gelegt. Die Figuren sind äußert sympathisch und glaubhaft, viele von ihnen sind mir sehr ans Herz gewachsen. Jede einzelne Geschichte hat Tiefgang, es wird nicht nur an der Oberfläche gekratzt, sondern detailliert auf die Personen und deren Leben eingegangen. Ich muss sagen, dass mich ein paar Geschichten mehr in den Bann ziehen konnten, als andere, dennoch waren alle unglaublich lesenswert und wichtig. Wichtig zu wissen ist, dass in diesem Buch auf Interpunktion (Kommata ausgeschlossen) verzichtet wurde. Ich glaube es sollte ähnlich wie ein Gedicht geschrieben sein, allerdings kam das bei mir nicht gut an, ich hatte große Probleme voranzukommen. Ich habe kurz in das Original rein gelesen, was meine Vermutung bestätigt hat, die Autorin legt sehr viel Wert auf rhythmische Gestaltung und es ist vermutlich unglaublich schwer so etwas in eine andere Sprache mit zu übersetzen. Ich kann das Buch wirklich jedem, der sich für diese Thematik interessiert, empfehlen. Kleiner Tipp, wenn ich es euch zutraut, dann lest es auf Englisch, ich glaube das sorgt nochmal ein ganze anderes und besonderes Lesegefühl, welches durch die Übersetzung verloren geht. |
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Die Geschichte handelt von ganz normalen Frauen, die jedoch aufgrund ihrer Hautfarbe nicht so sorglos wie andere Menschen durch ihr Leben gehen können. Die Autorin hat unglaublich starke Charaktere erschaffen, deren Geschichten beim Lesen quasi ineinander fließen. Mit einem klaren und leichten Schreibstil schafft es Evaristo, dass der Leser nicht nur über sein eigenes Leben nachdenkt, sondern sich auch in andere Personen hineinversetzt. Meiner Meinung nach zu Recht Gewinner des Booker Prize 2019! Besonders in der heutigen Zeit sollte jeder dieses Buch lesen! |
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Amma, Shirley, Bummi, Penelope, Jazz... Bernardine Evaristo versammelt in ihrem Roman die Geschichten von Frauen. Frauen, die ihren Platz in der Gesellschaft erkämpfen müssen, die ihre Identitäten finden und verteidigen müssen, Rassismus- und Diskriminierungserfahrungen machen und sind die Stimmen des Feminismus - heute und früher. Denn die Wege dieser Frauen werden nicht nur in der aktuellen Zeit verfolgt, sondern zeigen auch, wo sie herkommen - und wie weit (oder wenig weit) sie gekommen sind. Amma beispielsweise schreibt Theaterstücke und erhofft sich ihren Durchbruch mit einem Stück, mit dem sie als schwarze Frau und als lesbische Frau ihre Stimme erheben will. Ihre Tochter Jazz sucht an der Universität ihren Weg - zwischen Privilegien und Kämpfen. Mit jeder neuen Figur, die Evaristo einführt, spinnt sie das Netz weiter, denn über die eine oder andere Ecke sind ihre Schicksale und Wege alle miteinander verbunden, was die Neugier auf die neuen Figuren nur steigert. In dieses Buch musste ich mich ein wenig hineinkämpfen, da bin ich ganz ehrlich. Die unkonventionelle Schreibweise, ohne Punkte, ohne wörtliche Rede, mutet beinahe lyrisch an und so hat es einige Kapitel gebraucht, bis ich den Ton des Buchs fühlen konnte und plötzlich feststellte, wie sehr es mich in seinen Bann gezogen hat. Mich faszinieren Geschichten, in denen Figuren auf so unterschiedliche Weisen zusammengehören. Außerdem erzählt die Autorin mit viel Macht über den Kampf der Feministinnen, der Schwarzen Frauen, derjenigen Frauen, die nicht dem heteronormativen, weißen Weg folgen (können und wollen) und damit die Gesellschaft wieder und wieder herausfordern - und damit eine Geschichte schwarzer Frau (in England) nachzeichnet. Ich konnte wieder einmal viel lernen und bin dafür sehr dankbar. Viele Situationen haben mich tief getroffen, sowohl aus einem Mitgefühl heraus als auch wegen einer gewissen Schuld, die ich empfinde wegen meines so leichten Weges. Dieses Buch trägt seine Preise zurecht und sollte von so viel mehr Menschen gelesen werden. |
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Dieses Buch hat ein sehr interessantes Konzept. Ich mochte es, aus all den verschiedenen Perspektiven zu lesen, das verlieh den Charakteren jedes Mal noch mehr Tiefe, zu sehen, wie sie sich selbst sahen, und wie sie von anderen gesehen werden. Der Schreibstil ist am Anfang gewöhnungsbedürftig, aber ich habe mich schnell damit zurechtfinden können. Zum Ende hin wird das Buch etwas langatmig, aber alles in allem ist es ein sehr gelungenes Buch mit einem durchaus überraschendem Ende. |
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Zusätzliche Informationen
Verfügbare Ausgaben
AUSGABE | Anderes Format |
ISBN | 9783608504842 |
PREIS | 25,00 € (EUR) |
Auf NetGalley verfügbar
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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

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Ein Buch, über das viel gesprochen wurde und das sogar den Booker Prize gewinnen konnte: Natürlich ging ich an "Mädchen, Frau etc." mit hohen Erwartungen heran. Enttäuscht wurde ich nicht. Evaristo erzählt die Geschichten von zwölf Charakteren, die meisten schwarze Frauen. Auf indirekte Weise besteht eine Verbindung zwischen ihnen, obwohl sie so vollkommen unterschiedlich sind - nicht nur, was ihre Persönlichkeiten angeht, sondern auch ihre sexuelle Orientierung, ihr Alter, die gesellschaftliche Schicht, der sie angehören. Dabei werden ebenso unterschiedliche Themen angesprochen: von Rassismus über Feminismus, Missbrauch, Drogenabhängigkeit, Radikalismus bishin zu Genderfragen. Das ist viel Inhalt, aber es wird niemals <i>zu</i> viel. Es macht alles Sinn und wird zusammengehalten durch komplexe Charaktere mit ihren eigenen, einzigartigen Perspektiven und Alltagsproblemen. Wie immer gehen einem manche Charaktere und ihre jeweiligen Kapitel mehr ans Herz, aber jedes einzelne Kapitel weiß trotzdem, die Leser*innen zu packen. Allerdings besteht dieses Buch nun einmal auch aus zwölf unterschiedlichen Perspektiven, sodass keinem der Charaktere allzu viel Platz eingeräumt werden kann. Der Schreibstil ist besonders und erst einmal gewöhnungsbedürftig. Evaristo verwendet kaum Punktuation, insbesondere keine Punkte am Ende ihrer Sätze und keine Anführungszeichen bei direkter Rede. Das macht es manchmal ein wenig anspruchsvoller, der Geschichte zu folgen, führt aber nach einer Weile zu einem ganz besonderen Flow der Geschichte. Immer wieder schwankt das Buch zwischen Prosa und Poesie, auch durch den Einsatz von Textumbrüchen, die den Eindruck eines Gedichtes vermitteln. Ich kann mir vorstellen, dass manche Leser*innen mit dieser Form weniger anfangen können, sie ist schon speziell. Definitiv ein besonderes Buch, das es sich zu lesen lohnt - man sollte sich aber auch die Zeit dafür nehmen. Eine schnelle Lektüre ist das hier nicht. |
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Eigentlich möchte ich in einer Besprechung von Mädchen, Frau, etc… gar nicht so sehr politische Positionen referieren und diskutieren. Nicht, um politische Anliegen klein zu halten, sondern weil man dazu tendiert, über das Politische das Ästhetische zu übersehen, und weil diese Behandlung stets nur bestimmten Büchern angedeiht, und nicht etwa den nicht minder politischen etwa von Mann oder Dostojewskij. Dennoch wird man darum nicht herumkommen. Deshalb vorab eine kurze Überlegung zum „Warum?“. Denn sicher ist Mädchen, Frau, etc… ein politisches Buch in dem Sinne, dass seine Figuren politische Haltungen vertreten. Und auch in dem Sinne, dass Autorin Bernardine Evaristo natürlich eine Auswahl trifft, welche Figuren mit welchen Haltungen sie auftreten lässt. Das aber gilt eben auch für eine ganze Reihe anderer Romane, die man nicht vordergründig um ihrer politischen Inhalte willen bespricht. Vorüberlegung Erstens scheint mir, ist es dem Konservativen gelungen, tatsächlich so etwas wie die Anmut des Natürlichen zu gewinnen. Nicht nur gegenüber Konservativen und sogenannten „mittigen“ Menschen, sondern überhaupt. Ein Roman mit eher konservativem Setting, das bei Dostojewski ja durchaus weit ins Reaktionäre spielt, ist nichts besonderes. Man kann sich also gleich ganz darauf konzentrieren, wie er gearbeitet ist. Eine Kirchengruppe in einem Stadtroman stellt „Alltag“ dar, eine Anarchokomune wird als „Statement“ wahrgenommen. Das hat eine gewisse Folgerichtigkeit, denn der Konservativismus blieb zumindest oberflächlich bis zum Aufstieg des Thatcherismus über Jahrhunderte sich selbst relativ gleich. Ein Roman dagegen, der durchweg mit thatcheristisch denkenden Figuren bevölkert wäre, würde wohl durchaus verstören. So sehr, dass man ihn wahrscheinlich nur als Satire wahrnehmen könnte (nebenbei: Natürlich ist der Thatcherismus nicht all zu konservativ, sondern Teil einer radikal kapitalistischen Revolutionsbewegung von oben, die sich im Bereich der Rhetorik und der Kulturpolitik teils an Elementen der Linken Counterculture bedient hat). Zweitens aber gewinnen konservative Schriftsteller daraus eine Lockerheit, die es ihnen erlaubt, ihre Haltung tatsächlich nicht in den Mittelpunkt zu stellen und ein breites Ensemble mittiger und auch sehr progressiver Figuren überzeugend und durchaus mit Sympathie auftreten zu lassen. Dostojewskijs Die Dämonen etwa dürfte in jüngerer Zeit deutlich mehr begeisterten jungen Lesern den Anarchismus schmackhaft gemacht haben als das orthodoxe Christentum, das der Autor doch eigentlich vertritt. Eine solche Souveränität ist natürlich etwas, das die gesellschaftlichen Umstände Menschen, die mit ihnen aktuell zu kämpfen haben, schwer macht. Der Roman Mädchen, Frau, etc… ist ein Roman, der von Anfang an klar macht, dass er den Blick auf eine bestimmte, allerdings sehr diverse Gruppe Menschen lenken will, deren hauptsächliches, vielleicht einziges vereinigendes Merkmal ist, dass sie auf die ein oder andere Weise als nicht zur Mehrheitsgesellschaft gehörig betrachtet werden. Die Hauptfiguren, von denen es insgesamt mindestens 12 gibt (mindestens, weil einige Nebenfiguren durchaus ähnlich viel Raum bekommen), sind allesamt lesbisch, bi oder verorten sich außerhalb solcher Zuordnungen. Die meisten sind schwarz und sie selbst oder ihre Eltern haben Migrationserfahrungen. Des Weiteren sind auch viele innerhalb der britischen und/oder amerikanischen Szene geschlechtspolitisch sowie teils auf anderen politischen Feldern engagiert. Der Klappentext verspricht ein Umspannen dieser Thematik über die letzten etwa 100 Jahre, wobei der Großteil der Handlung sich zwischen den Erlebnissen der Generation Ammas, der ersten Protagonistin, die zu Romanbeginn in ihren Fünfzigern vorgestellt wird und ihrer Tochter Yazz, die gerade erwachsen wird, abspielt. Einige Figuren führen zurück bis in die Großelterngeneration. Und man kann Autorin Evaristo nicht vorwerfen, dass sie mit Welt und Szene, die möglicherweise auch die ihre ist, für die sie in jedem Fall Sympathien zu hegen scheint, zahm umspringt. Wie oft, wenn der Blick akribisch genug auf ein Thema gelenkt wird, treten negative Momente deutlicher hervor. Da sind die Kämpfe der Machtblöcke in einem selbstverwalteten Hausprojekt, die Versuche, ständig wieder neue Ausschlüsse zu produzieren, neue Gruppen zu definieren, die noch diskriminierter sind, und den anderen Regeln aufzudrängen – solche Momente möchte man beinahe pythonesk nennen. Da sind gewaltvolle Liebesbeziehungen, darunter eine, in der eine afroamerikanische Bauarbeiterin und Projektleiterin eine Freundin Ammas über deren schlechtes Gewissen, bisher immer auf weiße Blondinen abgefahren zu sein, mit der Zeit total unterwirft, ihren Freunden entfremdet, und versucht alles bis hin zum Kleidungsstil zu diktieren, bis es den Freunden endlich gelingt, die Frau zu befreien. Da sind viele unglaublich erfolgreiche Menschen, beruflich, künstlerisch und ganz besonders auch sexuell, die dennoch stets darauf bestehen, besonders unterprivilegiert zu sein. Und Evaristo lenkt den Blick immer wieder genau auf diese Widersprüche, indem etwa die Tochter die Mutter mit ihrem „elitären“ Anspruch konfrontiert und ihr gleichzeitig erklärt, ihr frauenzentrierter Feminismus sei sowas von vorgestern, während die Mutter das Gefühl hat, in dem queeren Humanismus, dem sich die Tochter verschrieben hat, verschwämmen langsam alle Kategorien und damit auch die Möglichkeit, überhaupt noch für eine Interessensgruppen politische Verbesserungen durchzusetzen. Und so weiter und so fort. Die Bruchstellen und Konflikte sind so mannigfaltig wie die Erfahrungen von Rassismus und anderen Formen der Ausgrenzung durch die Mehrheitsgesellschaft, wobei die einzelnen Figuren durchaus auch darüber im Clinch liegen, was überhaupt als Diskriminierung zu bewerten sei und wie schwer das jeweils genommen werden sollte. Mädchen, Frau, etc… ist alles andere als ein Meinungsroman, es ist ein Werk, das Positionen und deren Entwicklung und Weiterentwicklung aufeinander prallen lässt, die in dieser Form selten gehört werden, auch wenn sie heute jeder zu kennen glaubt, der irgendwelchen Streitereien auf Twitter folgt. Die Form Nun aber endlich zu dem, was meines Erachtens für einen Roman dann doch entscheidend ist: Wie liest es sich? Ist das Ganze gelungen? Ist es schön? Ja. Im Großen und Ganzen ist es das. Der ganze Text ist in einer etwas eigentümlichen Weise in flatternden Zeilen verfasst, die vom Satz her ein wenig an Verse erinnern könnten. Man bekommt das Gefühl, einen Vortrag in einer Art schleifenförmigem Rhythmus zu lesen, bei dem ein Textblock immer in den nächsten hinein schwappt. Ich habe das zwanghafte Schreiben in Versen anlässlich von Annette, ein Heldinnenepos kritisiert. Doch hier stellt sich die Sache anders da. Wo Anne Webers Verse eigentlich recht trockene Prosa sind, deren Rhythmus, so vorhanden, in keiner Weise mit den Zeilenumbrüchen harmoniert, aber auch keinen gewollten Kontrapunkt setzt (vielmehr durchweg ein „ich will aber jetzt halt da Verse stehen haben“ nahelegen, wo eigentlich gar keine auskomponierten Verse stehen), ist die Sprache von Evaristo melodisch, rhythmisch, tatsächlich darauf ausgelegt, Leser durch ein vielschichtiges und durchaus nicht ganz kurzes Buch zu tragen und behauptet sich zugleich nie als strenger Vers, sondern eben als Flattersatz, der nur leise an Verse anklingt. Ja, der ungewöhnliche Satz dürfte sogar eher unnötiges Gimmick sein, die sprachliche Gestaltung funktioniert auch so. Sie macht auch die größte Schwäche des Werkes halbwegs ertragbar. Dass nämlich neue Figuren gern mit einem längeren biographischen Abriss eingeführt werden, der wenig mehr enthält als reine Aufzählung von Lebensdaten und Stationen. Das liest sich manchmal wie Steckbriefe über Dinge, die besser in der Erzählung entwickelt oder verschwiegen worden wären. Doch das ist nur ein kleiner Kritikpunkt. Mädchen, Frau, etc… ist im Großen und Ganzen sehr lesenswert, gestaltet viele überzeugende Figuren und setzt deren Stimmen glaubhaft voneinander ab. Ein lesenswerter Roman bereits in der mir zur Rezension vorliegenden Übersetzung von Tanja Handels. Ich habe in das Original nur kurz reingelesen, doch gehe ich davon aus, dass man es bei guten Englischkenntnissen definitiv vorziehen sollte. Die rhythmisch-melodische Gestaltung ist Evaristo offenkundig wichtig, und es ist einfach unmöglich, so etwas komplett in eine andere Sprache zu retten. Dennoch: Auch die Übersetzung kann sich sehen lassen. Das Jahr ist noch nicht alt, aber bisher ist das mein Buch des Jahres. |
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Wirklich stark, dieser Roman von Bernadine Evaristo! Und wirklich schwer, diese kraftvolle Schilderung miteinander verbundener Frauenschicksale zu beschreiben, die sich da über mehrere Generationen spannen: Frauen, davon zwölf Hauptpersonen und einige „Nebencharaktere“, die zweierlei gemeinsam haben: Sie leben in England und sie haben eine dunkle Hautfarbe. Wie also soll man das beschreiben: Als „Bilderbogen unterschiedlicher Frauenleben“? Als „Feuerwerk von Geschichten“? Als „Kaleidoskopartige Erzählung“? Oder als „Puzzle verschiedener Frauenbiographien“? Vielleicht passt ja letzteres am besten: Denn jedes der Frauenschicksale ist verschieden, da ist die Regisseurin, die Bankerin, eine Bäuerin, die Lehrerin an einer Problemschule...Und doch sind all diese Schicksale alle mit einander verbunden wie Puzzleteilchen, die am Ende ein Gesamtbild ergeben. Ein Gesamtbild, das sehr viel darüber erzählt, wie es ist und war, als farbige Frau in England zu leben. Und da sich die Geschichten über mehrere Generation erstrecken, bekommt das Bild auch eine historische Dimension, auch wenn der Schwerpunkt auf der Gegenwart, seit den 1980 Jahren, liegt. Homosexualität (und auch Transsexualität) ist ein anderes Thema, das in vielen der Geschichten eine wichtige Rolle spielt: So lebt die lesbische Regisseurin Amma ganz offen in wechselnden Beziehungen, andere Frauen entdecken erst spät ihre homosexuellen Neigungen. Tatsächlich ist vieles an den Lebensumständen und Verhältnissen, die hier geschildert werden, typisch für England, z.B. das politische Klima der Thatcher-Ära. Man könnte fast sagen, dass hier die britische Geschichte der letzten hundert Jahre noch einmal aus einer anderen Perspektive erzählt wird. Allgemeingültig ist dagegen das Thema der Ausgrenzung, das sich als roter Faden durch die Geschichten zieht: Diskriminierung wegen der Hautfarbe, der sexuellen Orientierung, oder ganz einfach nur, weil man arm, alleinerziehend oder im falschen Stadtviertel geboren ist. Es geht darum, wie es ist, anders zu sein als die anderen, zu einer – oft verachteten oder sogar verfolgten – Minderheit zu gehören. Und darum, wie es gelingen kann, die Fesseln abzustreifen und trotz aller Hindernisse das Leben zu meistern und glücklich zu werden. Ungewöhnlich ist der Stil Evaristos: Sie schreibt sozusagen„ohne Punkt und Komma“… Nun gut, Kommas (und auch Fragezeichen) verwendet sie schon, doch Punkte gönnt sie den Lesern nur am Kapitelende. Statt dessen arbeitet sie mit Absätzen, Einrückungen und Zeilenumbrüchen. So kommt, an wichtigen Stellen, oft nur ein Wort in einer Zeile zu stehen: „im Schlaf wo bösen kleinen Mädchen Böses widerfährt weil sie’s drauf anlegen“ Dadurch gelingt es der Autorin, einen ganz bestimmten Erzähl- bzw. Leserhythmus vorzugeben, der teils an den Rhythmus gesprochener Sprache, teils aber auch an Gedichte erinnert: So als könnte die Autorin wie bei einem Musikstück das Tempo verlangsamen oder beschleunigen, wie es gerade zur Geschichte passt. (Und sie benutzt Klammern für Anmerkungen und "Subtext".) So ungewöhnlich sich das jetzt anhören mag, es ist ganz wunderbar lesbar. Man gewöhnt sich schnell ein und nach kürzester Zeit erscheint der Schreibstil völlig natürlich. Ich jedenfalls habe Evaristos Feuerwerk/Kaleidoskop/Bilderbogen/Puzzle großartiger Geschichten mit Begeisterung verschlungen. Das Buch ist lebendig, fesselnd und relevant, es hat mich sehr beeindruckt und nachdenklich gemacht. Es ist eines der Bücher, die man nicht vergisst und über die man lange sprechen wird. Fünf Sterne und eine Verneigung vor der Autorin! |
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Heute erscheint das mit dem Booker Prize 2019 ausgezeichnete und vielgelobte Buch „Mädchen, Frau etc.“ von Bernadine Evaristo. Ich durfte es vorab schon lesen und kann die guten Bewertungen nachvollziehen, bin aber nicht ganz so geflasht, wie viele andere. Evaristo erzählt die Geschichte von 12 Frauen, vorwiegend Women of Color aus England mit allen Schrecklichkeiten, die das Leben ihnen angetan hat. Die Bandbreite der vorgestellten Frauen ist groß und umfasst mehrere Generationen. Alle Geschichten hängen mehr oder weniger mit anderen zusammen. Die Geschichten sind spannend, teilweise erschreckend, Augen öffnend, interessant. Was ich als einziges Manko anmerken muss, ist dass mir die Darstellung zu negativ ist. Auch die Frauen, die sich trotz aller Schwierigkeiten einen Weg in ein gutes Leben gebahnt haben, bleiben mit einer negativen Grundstimmung zurück. Mir fehlt die Begeisterung für deren Mut, deren Lebenswille, mit dem sie ihren Weg gegangen sind. Stolz und Freude über das was sie erreicht haben. Was ich außerdem kritisch sehe, ist der Schreibstil Evaristos. Er ist individuell und eigen. Sie verzichtet weitestgehend auf Interpunktion und Kennzeichnung direkter Rede. Das macht das Lesen schwer und umständlich. Ich bin immer offen für Neues, aber nennt mich Spießer, die Regeln der Rechtschreibung und Grammatik halte ich für wichtig und richtig. Nichtsdestotrotz ist das Buch absolut lesenswert. Gerade in der aktuellen, wichtigen Diskussion um Rassismus, Frauenrechte und Gleichberechtigung leistet das Buch einen wichtigen Beitrag. 4/5 #lesen #rezension #leseliebe #buecherliebe #bookstagram #bookstagramdeutschland #bookstagramgermany #ausliebezumlesen #buchblog #buchblogger #MädchenFrauetc #NetGalleyDE #feminismus #feminism #rassismus #blacklivesmatter #bernadineevaristo |
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Empfehlenswert Mit dem Roman „Mädchen, Frau etc.“ erhielt die britischen Schriftstellerin Bernardine Evaristo 2019 den Booker Prize. Die Autorin verwebt in diesem Roman die Erlebnisse von zwölf britischen meist Schwarzer Frauen in London, . Jede der Frauen hat eine besondere und unterschiedliche Lebensgeschichte, die sie gut beschreibt.Jede Frau erzählt ihre eigene Geschichte, von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter. Man erfährt von den Sehnsüchten und Träumen der Beteiligten. Da die Autorin einen ähnlichen Hintergrund wie ihre Protagonistin hat, hat sie bestimmt ab und an ähnliches erlebt. Mädchen, Frau etc ist ein brillant geschriebener Roman, der beim Leser immer interessanter wird. Da hat Bernardine Evaristo ein Meisterwerk geschaffen. Der Roman ist unterhaltend und unbedingt zu empfehlen. |
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wir die Frauen / deren Lob keiner singt / deren Stimmen keiner hört In diesem überaus beeindruckendem Buch gibt Bernardine Evaristo Frauen eine Stimme! Menschen unterschiedlichster Herkunft, Orientierung, Alter erzählen aus ihrem Leben. Woher sind sie gekommen, wohin sind sie gegangen und warum ist das alles so... Buchstäblich ohne Punkt, dafür durchaus mit Komma wird hier in einem etwas anderem Schreibstil die Welt auf beeindruckende Art und Weise geöffnet. Die ersten Seiten sind durch den Stil etwas schwierig und fremdartig - man ist aber sehr schnell in diesem Buch gefangen. Dabei bleibt der Leser einerseits seltsam distanziert, andererseits ist er mitten in den bewegenden Geschichten der einzelnen Personen, die irgendwie alle miteinander verwoben sind. Vereint sind sie durch ihr "Anders" Sein, sei es die Hautfarbe, die Herkunft, die sexuelle Orientierung, das teilweise krankhafte Verhalten.... Dabei wird überhaupt keine Wertung vorgenommen, was es sehr angenehm macht, sich selbst im Buch zu verlieren. Ich empfand das Buch als sehr aufrütteln und mahnend bezüglich der angeblichen Chancengleichheit und auch bezüglich eigener teilweise unbewusster Vorurteile, Werte und Denkmuster. |
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Amma Bonsu kämpfte 40 Jahre lang darum, dass in England schwarze Frauen auf der Theaterbühne und im Zuschauerraum selbstverständlich dazugehörten. Als sie ihre Liebe für das Theater entdeckte, waren Theaterstücke offensichtlich noch nicht mitgedacht für die Nachkommen afrokaribischer und asiatischer Einwanderer aus ehemaligen britischen Kolonien. Amma kämpfte gegen Marginalisierung aufgrund von Hautfarbe und war Aktivistin für Diversität lange bevor der Begriff in aller Munde gelangte. Heute steht sie als erfahrene und bekannte Regisseurin vor der Premiere ihres Stücks im National Theatre. Das festliche Ereignis liefert dem Roman die Rahmenhandlung. Zu den Ehrengästen werden ihre Tochter, deren biologischer Vater und Gefährtinnen aus Ammas Kampf gegen das männlich dominierte und größtenteils weiße Establishment zählen. Falls Amma, die zur in den 60ern geborenen Generation der Baby-Boomer gehört, je ein anstrengender Teenager war, hat sie ihre frechen Sprüche inzwischen vielfach von ihrer kämpferischen Tochter Jazz zurückbekommen. Aus dem Baby, das im Tragetuch immer dabei war, wurde ein eloquenter Wirbelsturm, der seine Mutter heute gnadenlos an die Wand argumentiert. Die 19-jährige Jazz hat Amma belehrt, dass ihre Generation keinen „Cliquen“ mehr bilden würde, sondern Crews. Aus den Crews/Clustern in Ammas Leben kombiniert Bernardine Evaristo die Geschichte farbiger Einwanderinnen auf die britischen Inseln, ihrer Töchter und Enkelinnen. Auch die Werte, die von drei Frauengenerationen vertreten werden, könnte man als eigene Cluster wahrnehmen. Am kompliziertesten erschien mir anfangs Ammas Abstammung von einem indisch-stämmigen Vater und einer schwarzafrikanischen Mutter, die sich jedoch in Guyana trafen, ehe sie ihr Glück im ehemaligen Kolonialstaat suchten. Ammas Lehrerin Shirley, ohne die sie heute nicht an diesem Ort stände, ihre Klassenkameradinnen (Carole und Latisha), Vorfahrinnen, aber auch alternative Projekte wie ein besetztes Haus und eine feministische Kommune in den USA verknüpft Evaristo zu einem dichten Bild-Teppich, der die Geschichte des Feminismus erzählt. Warum sich Shirley sich z. B. ausgerechnet gegen die einzige Frau im Lehrerkollegium auflehnte, symbolisiert noch heute eine der Kernfragen des Feminismus. Die Suche danach, wie die Cluster zusammenhängen und welche couragierten Vorfahrinnen die Frauen geprägt haben könnten, markiert den roten Faden des Romans. Geschrieben ist das preisgekrönte Mosaik, als würde es atemlos ohne Punkt und Komma erzählt, Absätze stehen an Stelle der erwarteten Satzzeichen. Das mag zu Anfang als Hürde wirken, ich fand diese Struktur jedoch leicht nachvollziehbar. Sie wird von einer Autorin angewandt, für die es vor 40 Jahren noch normal war, ständig von männlichen Halbgöttern unterbrochen zu werden, selbst wenn die nichts zum Thema beizutragen hatten. Wer ohne Punkt und Komma erzählt, einschiebt, ausholt, erklärt, kann nicht so leicht unterbrochen werden. In sensibler Übersetzung und mit köstlich ironischem Unterton legt Bernardine Evaristo eine amüsante Geschichte schwarzer lesbischer (und trans) Feministinnen vor. Ihre Berg-und Talfahrt der Emotionen wird Uralt-Feministinnen einen Toast auf die Freundinnen von Greenham Common ausbringen lassen – und ist einfach ein urkomisches wie berührendes Buch. |
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Bernardine Evaristo - Mädchen, Frau etc. zum Inhalt Die Dramatikerin Amma steht kurz vor dem Durchbruch. In ihrer ersten Inszenierung am Londoner National Theatre setzt sie sich mit ihrer Identität als schwarze, lesbische Frau auseinander. Ihre gute Freundin Shirley hingegen ist nach jahrzehntelanger Arbeit an unterfinanzierten Londoner Schulen ausgebrannt. Carole hat Shirley, ihrer ehemaligen Lehrerin, viel zu verdanken, sie arbeitet inzwischen als erfolgreiche Investmentbankerin. Caroles Mutter Bummi will ebenfalls auf eigenen Füßen stehen und gründet eine Reinigungsfirma. Sie ist in Nigeria in armen Verhältnissen aufgewachsen und hat ihrer Tochter Carole aus guten Gründen einen englischen Vornamen gegeben. Meinung Nachdem ich viel über diesen Roman gehört hatte, war ich unglaublich gespannt darauf, ihn zulesen. Das Buch berichtet über Leben und Überleben in einer weiß dominierenden Kultur und ihren Implikationen und Auswirkungen, des Denkens und die Fragen der Identität geht. Eine zutiefst bewegende, wunderschön geschriebene und einfallsreiche Lektüre Wirklich zu empfehlen |
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Ich liebe Bücher, die mich in ihrer Komplexität etwas überfordern. Die so viele Aspekte eröffnen, dass ich sie beim ersten Lesen zwar erfassen kann, ich aber gleichzeitig weiß, dass sich bei jedem weiteren Lesen ein Mehrwert daraus ergeben würde, weil ich immer mehr Aspekte und Zusammenhänge entdecken würde. Mädchen, Frau etc. ist ein solches Buch. Bernardine Evaristo zeichnet in ihrem Roman ein komplexes Netz aus Figuren. Immer wieder werden neue Protagonist:innen eingeführt (bis auf eine Figur sind alle Mädchen oder Frauen, Morgan identifiziert sich als nicht-binär), bei denen erst nach einiger Zeit ersichtlich wird, in welcher Beziehung sie zu den anderen Protagonist:innen stehen. Von Anfang an wimmelt es in dem Buch nur vor lauter Namen; ich malte mir beim Lesen Stammbäume und Beziehungsstrukturen auf, um die Komplexität irgendwie erfassen zu können. Dennoch geschieht es ununterbrochen, dass spätere Hauptcharaktere bereits vor 150 Seiten aus einer anderen Perspektive betrachtet eingeführt und von mir kaum wahrgenommen wurden – und sobald sie im Mittelpunkt stehen, ist es unmöglich, diese kleinen, aber aussagekräftigen Stellen wiederzufinden. Um Mädchen, Frau etc. richtig erfassen zu können, müsste ich es noch einige Male lesen. Dagegen hätte ich aber auch nichts einzuwenden. Der Roman gliedert sich in fünf Kapitel und einen Epilog. Vier der Kapitel gliedern sich wiederum in drei Abschnitte, die jeweils aus einer anderen Perspektive von einer anderen Figur erzählt werden. Innerhalb der einzelnen Kapitel hängen die Figuren in der Regel stärker zusammen als mit den anderen Figuren; hier werden vor allem innerfamiliäre Beziehungen thematisiert, während der Zusammenhang mit den anderen Figuren vor allem auf Freundschaften oder spontanen Begegnungen basiert. Beispielsweise stehen im ersten Kapitel Amma, Yazz und Dominique im Vordergrund. Amma hält die Rahmenerzählung des Buches aufrecht: am Tag der Premiere ihres Theaterstücks über schwarze, lesbische Amazoninnen, treffen an dessen Ende so gut wie alle eingeführten Protagonist:innen aufeinander. Yazz ist ihre sehr eigenwillige Tochter und Dominique ihre beste Freundin, mit der sie früher zusammen Theater gemacht hat. Vor allem Amma und Dominique geben dem Buch sehr viel; ihre Freundschaft erinnert mich an eine schwarze Variante von Grace & Frankie. Zusammen führen sie mich zurück in ihre Jugend, die aus besetzten Häusern in London, wilden Trips und sehr vielen One-Night-Stands mit Frauen bestand – ein Dasein, bei dem sie nur sich selbst verpflichtet waren: »Amma empfand es als Freiheitsentzug, sich an einen einzigen Menschen zu binden, schließlich war sie doch nicht auf der Suche nach einem Leben in Freiheit und Abenteuer von zu Hause weggegangen, um sich dann von den Wünschen einer anderen Person fesseln zu lassen«. So cool und eigensinnig, wie so viele Figuren in diesem Buch sind, ist auch der Schreibstil von Bernardine Evaristo. Es gibt keine Punkte, keine großgeschriebenen Satzanfänge, keine Kennzeichnung der wörtlichen Rede. Doch anstatt mich zu stören, bringt mich dieser Schreibstil in eine Art Flow. Nicht nur die Figuren und die Handlung, sondern auch die Sätze fließen zusammen. »du solltest deine Stücke in die Stadtteilzentren und Bibliotheken bringen, Amma, nicht zu den Mittelschichtspfeifen am National sie entgegnete, das letzte Mal, als sie mit einer Inszenierung in einer Bibliothek gewesen sei, habe das Publikum größtenteils aus Obdachlosen bestanden, die im besten Fall geschlafen, im schlimmsten Fall geschnarcht hätten das sei etwa fünfzehn Jahre her, und sie habe sich geschworen, es nie wieder zu tun soziale Inklusion ist wichtiger als Rampenlicht, oder sollte ich lieber Schlampenlicht sagen? gab Sylvester zurück, und Amma gelang es nicht, ihn davon zu überzeugen, dass es gut war, auf Größeres abzuzielen, während er sich ein Bier nach dem anderen hinter die Binde goss, auf ihre Rechnung (du machst doch jetzt sicher richtig Kohle, wo du so groß rauskommst)« Alle Protagonist:innen des Buches vereint nicht nur, dass sie sich als Frauen identifizieren oder identifiziert haben, alle Figuren sind auch People of Colour oder haben zumindest schwarze Vorfahren. Die wohl eindrücklichste Wandlung erlebt in dem Zusammenhang wohl Penelope, die latent rassistisch ist, bis sie herausfindet, dass ihre leibliche Mutter schwarz ist: »dieses drahthaarige, wilde Wesen aus dem Busch mit den durchdringenden Raubtieraugen ist ihre Mutter das ist sie sie ist es wen interessiert da noch ihre Hautfarbe? wie hat Penelope jemals glauben können, das würde eine Rolle spielen? ihr Gefühl in diesem Moment ist so rein und ursprünglich, dass es sie überwältigt sie sind Mutter und Tochter, alle Selbstwahrnehmung richtet sich daran neu aus«. (Anti-) Rassismus ist neben (Anti-) Feminismus ein zentrales Motiv des Romans. Zunächst liegt der Fokus auf Rassismus im Theater – Regisseure, die schwarze Frauen nur halbnackt oder als Sklaven einsetzen –, später auf Rassismus im Feminismus, Rassismus als ›normaler‹ Bestandteil der eigenen Familiengeschichte. Mädchen, Frau etc. behandelt neben den bereits genannten noch weitere, unfassbar viele Aspekte, die ich in dieser Rezension einzeln weder ausführlich erläutern kann noch möchte. Nur so viel: Neben dem Dasein als Women of Colour werden auch toxische, lesbische Beziehungen thematisiert, Privilegien, Narzissmus, das Problem an Kunst für ›die Elite‹, das Problem an Kunst für ›die Unterschicht‹, Homosexualität, Adoption, (Gruppen-) Vergewaltigung, der Job als Lehrerin an einer Brennpunktschule, Geschlechtsangleichung, sehr viele Mahlzeiten mit Gemüse und Reis, die geheime Beziehung zwischen einer Mutter und ihrem Schwiegersohn – und immer wieder Feminismus. Bernadine Evaristo versteht es, in den Untertönen immer wieder feministische Konzepte einzubauen, die ich ohne mein Hintergrundwissen wahrscheinlich nicht einmal wahrnehmen würde. Alles in allem fängt sie so nicht nur den woken Geist der Gegenwart ein; sie erschafft gleichzeitig ein Universum aus Figuren, die sonst keinen Platz in anderen Büchern finden und ungehört bleiben. Die Figuren in dem Roman sind so komplex konstruiert mit ihren zahlreichen Stärken und Schwächen. Sie sind voller Doppelmoral in Bezug auf Gentrifizierung, das Establishment, das Patriarchat oder homosexuelle Beziehungen. Das führt dazu, dass mir kaum eine Figur vollkommen sympathisch ist – und gleichzeitig alle überwältigend menschlich, erfrischend, vielfältig und im doppelten Sinn anders erscheinen. |
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wie erwartet ganz toll. Musste nur Pausen einlegen, um der Fülle der einzelnen Portraits gerecht zu werden und nihct zu schnell darüber weg zu lesen. Starte Bilder, gute Sprache, spannende Themenfülle |
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„Mädchen, Frau etc.“ von Bernardine Evaristo und übersetzt von Tanja Handels ist Gewinner des Bookers Price 2019. Dementsprechend hohe Erwartungen hatte ich an dieses Buch und ich wurde nicht enttäuscht. Das Buch erzählt die Geschichte von verschiedenen Frauen in London. Sie sind schwarz und LBGTQ+. Und damit immer noch mehrfach diskriminiert. Auf die Handlung an sich möchte ich gar nicht eingehen. Diese ist zwar interessant, aber meiner Meinung nach nicht die eigentliche Stärke des Buches. Denn das sind die Figuren die in dem Buch gezeichnet werden. Wir haben viele verschiedene Charaktere, die zwar ihr Gemeinsamkeiten haben aber trotzdem alle ihre individuellen Charakterzüge und Geschichten. Da der Fokus nicht nur auf eine Person gelenkt wird, sondern schon relativ bald auf mehrere habe ich mich am Anfang mit den Namen etwas schwer getan. Das hat sich aber bald gelegt. Auch die zwischenmenschlichen Beziehungen fand ich interessant ausgearbeitet und spannend gestaltet. Die Autorin ist, wie die meisten Charaktere in dem Buch,schwarz. Deswegen sind dargestellten Sichtweisen und Erfahrungen auch umso wichtiger. Denn leider repräsentieren die meisten (ausgezeichneten) Bücher immer noch die Sicht von weißen Menschen. Der Schreibstil ist teilweise fast poetisch und immer gut zu lesen. Insgesamt hat mir das Buch sehr viel gegeben. Ich hatte das Gefühl immer mehr in die Welt und Perspektive unsere Charaktere einzutauchen und ich habe es sehr genossen das Buch zu lesen. |
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Bernardine Evaristo hat einen großartigen Roman vorgelegt, in dem sie klug und facettenreich die Lebenswege von Schwarzen britischen Frauen / trans- oder genderfreien Menschen aus verschiedenen Generationen, verschiedenen Gesellschaftsschichten, mit unterschiedlicher sexueller Orientierung und unterschiedlicher Politisierung entwickelt. Alle müssen sich auf teils ähnliche, teils ganz unterschiedliche Weise mit ihrer Identität und mit ihrer Position als Schwarze Person in der britischen Gesellschaft auseinandersetzen. Mich haben sämtliche Figuren und Lebensläufe intensiv angesprochen, auch wenn ich nicht alle sympathisch fand und bei der Menge an Figuren gelegentlich den Überblick verlor. Trotzdem fand ich jedes einzelne Schicksal spannend, bewegend und nachdenklich stimmend. Als besonders gelungen und raffiniert umgesetzt habe ich die mal feste, mal lockere Verknüpfung der Figuren miteinander empfunden. Das einzige, was mich gestört hat, war die ungewohnte Rechtschreibung und Interpunktion mit kleingeschriebenen Satzanfängen und fehlenden Punkten am Ende. Mir erschließt sich nicht, was das für den Inhalt oder die ästhetische Ebene des Romans bringen soll; es stört einfach nur den Lesefluss, bis man sich daran gewöhnt hat. Ich werde dieses Buch sicher nochmals lesen, gern weiterempfehlen und auch verschenken. Dem Verlag danke ich herzlich für das Rezensionsexemplar. |
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Was für ein interessantes, wichtiges und berührendes Buch! Es spielt in Großbritannien und geht um farbige Einwanderinnen, ihre Töchter und Enkelinnen. Bernardine Evaristo erzählt uns aus dem Leben verschiedener schwarzer Frauen aus London. Sie verwebt deren Schicksale oder lässt sie überlappen. Es sind individuelle Geschichten und doch stehen sie für universelle Themen. Es geht darum, sich selbst und seinen Platz zu finden, sowie zu seiner Individualität und Andersartigkeit zu stehen und es geht um die Auseinandersetzung mit seiner Herkunft und darum, seinen persönlichen Weg zu entdecken. Wir erfahren völlig unterschiedliche Lebensentwürfe, lesen von Diskriminierung, Rassismus, Feminismus, Beziehungen, Männern und Kindern sowie über Hausfrauendasein, Arbeitsleben und Karriere. Äußerst originell finde ich die Idee, dass sich alle Frauen gleich zu Beginn des Buches bei der Theaterpremiere der schwarzen und lesbischen Regisseurin Amma Bonsu „treffen“. Sie alle befinden sich ganz zufällig am gleichen Ort, sie sind einander aber nicht alle bekannt. Mit Amma, die jahrzehntelang dafür kämpfte, dass schwarze Frauen ihre Daseinsberechtigung im Theater haben, beginnt und endet der Roman. Ammas Geschichte ist wie eine Klammer, die alles dazwischen zusammenhält und schafft einen Rahmen, innerhalb dem sich alle „Kurzgeschichten“ bewegen. Die Autorin erweckt ihre Protagonistinnen zum Leben. Sie haben Ecken und Kanten und werden in all ihrer Vielschichtigkeit gezeichnet. Brillant arbeitet sie deren Charakterzüge, Eigenheiten und Beziehungen heraus. Jede Figur und jede Situation bekommt ihren eigenen Ton. Es ist beeindruckend, wie scheinbar leicht und locker sie zwischen ihnen hin- und verwechselt. Bernardine Evaristo ist eine scharfsinnige Beobachterin, die flüssig, schwungvoll und lebendig von schmerzhaften oder auch humorvollen Begebenheiten erzählt. Wenn man sich erstmal an ihren etwas eigenwilligen Stil gewöhnt hat - atemlos, ohne Punkt, aber mit Komma und Absätzen, und zeitweise fast lyrisch und poetisch -, dann kann man das Buch, ein Mosaik aus Lebensgeschichten, nicht mehr aus der Hand legen. Dieser ungewöhnliche Stil beeindruckt mich, symbolisiert er doch die Dringlichkeit, mit der diese Geschichten erzählt werden müssen und die Forderung und Erwartung der Autorin, bei ihrer Erzählung nicht gebremst oder unterbrochen zu werden. Sie will gehört werden. Sie muss gehört werden! Obwohl sich in dem Werk sehr viele Figuren tummeln und obwohl nicht wenige Themen behandelt werden, wirkt es nicht überfrachtet und wird man nicht überfordert oder verwirrt. Das halte ich für echte schriftstellerische Kunst! Mädchen, Frau etc. ermutigt dazu, zu sich selbst zu stehen, sprüht vor Elan und ist ein eindrückliches, engagiertes und bewegendes Plädoyer für Toleranz, das mich äußerst gut unterhalten und bereichert hat. Es regt zum Mit- und Nachdenken an und hallt nach. Dass Bernardine Evaristo mit diesem Werk 2019 den Booker Prize gewonnen hat, verwundert mich nicht. |
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Ich hatte extrem hohe Erwartungen und war auch skeptisch, ob das Buch auch meine Erwartungen erfüllen wurde. Diese Kurzgeschichtensammlung, die lose miteinander verbunden sind, erzählt die Lebensgeschichte von schwarzen Frauen, die verschieden alt sind, sich in verschiedenen sozialen Positionen befinden und aus verschiedenen Hintergründen und Beweggründen kommen. Es war höchstinteressant und spannend die einzelnen Schicksale und Leben der Frauen zu lesen, und wie diese Personen miteinander verbunden sind. Mit Amma, eine berühmte lesbische schwarze Theaterregisseurin, beginnt und endet die Geschichte, da sich alle Charaktere bei einer Premiere ihre Theaterstücks zufällig am selben Ort befinden ohne dass alle einander kennen. Was mir bei diesem Buch besonders gefallen hat, waren die wirklich verschiedenen Personen, die hier vorgestellt wurden und eine Stimme bekommen haben. Auch wenn wirklich viele Personen zu Wort kommen, war es nicht durcheinander und man lernt jede Person zu verstehen als Individuum. Man wird nicht auf eine Rasse, eine "Farbe" oder gar auf ein Geschlecht reduziert. Sondern das Buch verdeutlicht, dass es letztendlich Menschen sind, die das Leben leben wollen wie jede andere Person auch. Klar wurden auch rassistische und feministische Fragen aufgeworfen, da es leider zum Leben von POC gehört, aber nie so, dass es aufgezwungen war. Geschickt bringt es den Leser eher dazu bereits bestehende soziale Konstruktionen in Frage zu stellen und Dinge zu hinterfragen. Die Autorin bedient sich zwar den Klischees, aber schafft es diese so in die Geschichten einzubetten, dass es mehr als nur Klischees sind. Die Schreibweise war am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, aber ich hatte mich schnell daran gewöhnt und auch großen Gefallen daran gefunden. Es hat sich zum Teil wie ein Gedicht gelesen und es brachte regelrecht Schwung in die Geschichte. Das Buch hat meine Erwartungen auf jeden Fall erfüllt und das Buch ist absolut empfehlenswert! |
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Das Cover ist schlicht und doch gleichzeitog ziemlich auffällig. Das ist etwas, was doch sehr gut zu dem Schreibstil passt, der "schlicht" ist, während die Aussagen sehr wichtig sind. Mir gefällt es also wirklich gut. Beim Schreibstil muss ich zugeben, dass er mich manchmal aus dem Lesefluss gebracht hat, besonders, wenn ich das Buch nach einer Pause wieder weitergelesen habe. Wenn man sich jedoch nach einer Weile dran gewöhnt hat, ist der Schreibstil auf jeden Fall flüssig und gut zu lesen. Ich empfehle einfach mal, einen Blick in die leseprobe zu werfen, kann aber wirklich nur dazu sagen, dass man sich daran gewöhnt. Die verschiedenen Lebensabschnitte der unterschiedlichsten Frauen in diesem Buch waren unglaublich gut, ehrlich und emotional beschrieben. Die wichtigen Aussagen die hier getroffen werden, sind einfach unglaublich wichtig. Die Kapitel waren mir persönlich nicht zu kurz, sondern genau richtig gewählt - nicht zu lang und auch nicht zu kurz. Man begleitet sie über einen bestimmten Zeitraum und so wird es auch nicht zu "viel" und trotz der Kürze ist es meiner Meinung nach durchaus gelungen, dass man eine emotionale Bindung herstellen kann. Insgesamt also ein wirklich gutes und absolut lesenswertes Buch, das ich jedem ans Herz legen kann, auch wenn es nicht in das bevorzugte Genre von einem passt - so ist es auch bei mir gewesen und ich kann nur sagen, dass ich froh bin, es gelesen haben zu dürfen. Ohne die kleinen Probleme, die ich mit dem Schreibstil gehabt habe - der aber auch vielen Lesenden gut gefällt - ein sehr gutes Buch. Ich werde wohl mehr von der Autorin lesen :) 4,25/5 Sterne |
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Zwölf Frauen und ihre Geschichten Die Dramatikerin Amma steht kurz vor dem Durchbruch. In ihrer ersten Inszenierung am Londoner National Theatre setzt sie sich mit ihrer Identität als schwarze, lesbische Frau auseinander. Ihre gute Freundin Shirley hingegen ist nach jahrzehntelanger Arbeit an unterfinanzierten Londoner Schulen ausgebrannt. Carole hat Shirley, ihrer ehemaligen Lehrerin, viel zu verdanken, sie arbeitet inzwischen als erfolgreiche Investmentbankerin. Caroles Mutter Bummi will ebenfalls auf eigenen Füßen stehen und gründet eine Reinigungsfirma. Sie ist in Nigeria in armen Verhältnissen aufgewachsen und hat ihrer Tochter Carole aus guten Gründen einen englischen Vornamen gegeben. (Quelle: Auszug aus dem Klappentext – Tropen-Verlag) „Mädchen, Frau etc.“ von Bernardine Evaristo ist ein beeindruckender Roman, für den die Autorin im Jahr 2019 mit dem Booker Prize ausgezeichnet wurde. Im Januar 2021 erschien dieses Buch nun auch in deutscher Übersetzung. Das Außergewöhnliche an diesem Roman ist der Schreibstil: Es werden keine Punkte am Satzende verwendet, ebenso beginnt jeder neue Satz mit Kleinschreibung. Manche Zeilen bestehen nur aus einzelnen Worten: „wie hatten sie so herzlos sein können? Und wer waren sie überhaupt? Wenn sie nicht wusste, wer sie waren wie sollte sie dann wissen, wer sie selbst war?“ es gab keine Papiere sie war ein Findling anonym ohne Identität ein Rätsel - Seite 237, eBook Das Buch erzählt die Lebensgeschichten von zwölf schwarzen Frauen, die aus verschiedenen Generationen kommen. Jede Geschichte steht für sich allein und doch sind sie alle irgendwie miteinander verwoben. Zunächst lernen wir die fünfzigjährige Amma Bonsu kennen, der ein ganz besonderer Abend bevorsteht: Am Londoner National Theatre findet heute die erste Inszenierung ihres Theaterstücks statt – ein großer Moment für sie, denn vorher musste sie viele Rückschläge hinnehmen. Genau wie die anderen Frauen erinnert sie sich an Vergangenes und wir LeserInnen bekommen so einen Einblick in ihre Leben. Jede von ihnen hat eine eigene besondere Geschichte, vieles ist berührend, schmerzhaft, traurig – einige wurden Opfer von Rassismus, Gewalt und Ausgrenzung. Dann wird es aber auch hoffnungsvoll, denn alle kämpfen auf ganz eigene Art für ein glückliches Leben. Jede hat eigene Träume und Wünsche, aber auch Ängste. „Megan war zu gleichen Teilen Äthiopierin, Afroamerikanerin, Malawierin und Engländerin was sich komische anhörte, wenn man es so aufgliederte, denn im Kern war sie doch einfach nur ein vollständiger Mensch.“ – Seite 261, eBook Die Autorin passt ihren Erzählstil der jeweiligen Person an: So beschreibt sie sensible Situationen sehr behutsam, dann wird es auch mal schonungslos und direkt. Ein anderes Mal wird es sehr unterhaltsam, frech und etwas humorvoll. Diese Mischung ist ihr sehr gut gelungen. Auch wenn ich mich zunächst an den Schreibstil gewöhnen musste, konnte ich das Buch nur noch schwer aus der Hand legen. Nach und nach erfahren wir auch, wie manche Frauen untereinander verbunden sind – so entsteht ein ausführliches Gesamtbild. Auch werden gemeinsam erlebte Situationen bei der jeweils anderen nochmal aus einem anderen Blickwinkel gezeigt. Im Epilog gibt es dann noch eine Überraschung, die das Buch abrundet. Mein Fazit: Ein beeindruckendes Buch über zwölf Frauen, deren einzelne Geschichten gekonnt verwoben werden. Mal berührend und traurig, dann wieder frech, direkt und sehr unterhaltsam – die Autorin hat hier gekonnt sämtliche Gefühle, Situationen und Schicksale miteinander kombiniert. Der spezielle Schreibstil ist zunächst gewöhnungsbedürftig, passt aber im Gesamten betrachtet absolut zu diesem besonderen Buch. Sehr lesenswert! |
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dieses großartige Buch zu lesen macht einfach nur Freude. Evaristo ist mit Mädchen, Frau etc. ein wundervoller Roman gelungen, der in witziger und sehr unterhaltsamen Art und Weise das Leben sehr unterschiedlicher, beeindruckenden Frauen beschreibt. Die Lektüre dieses Romans kann ich nur ausdrücklich empfehlen. |
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Oh, der "Roman" ist ein unglaubliches Panorama: Zeitgeschichte, Frauengeschichte, Lebensgeschichten, alles fließt ineinander, geht in einander auf, ergibt ein grandioses Netz aus einzelnen Erzählfäden. Die Leben von zwölf Frauen "erzählen sich" in zwölf Kapiteln, alle sind miteinander verbunden, tauchen wechselseitig in den Leben der jeweils anderen auf. Ungewohnt ist der fast lyrikartige Schreibstil - ein Kapitel, ein Satz -, jedoch sorgt genau dies für einen Fluss, der die Leserin durch das Buch trägt, der auch Hartes, Sperriges noch "geschmeidig" macht. Ich finde Evaristos Bezeichnung "Fusion Fiction" dafür wunderbar. Ein Buch zum Ein- und Untertauchen, sicherlich zum mehrmals Lesen! |
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Dieser Roman bietet keine leichte Lektüre für zwischendurch, man muss sich - vor allem - auf den ungewöhnlichen Schreibstil und die Aufmachung gewöhnen und genau lesen. Dann erhält man hier faszinierende Einblicke in die Lebensgeschichte von zwölf Frauen, alle leben in London, die meisten sind schwarz. Ein buntes Kaleidoskop unterschiedlicher Träume, Hoffnungen, Erwartungen an das Leben, aber auch Enttäuschungen und Rückschläge. Die Geschichten handeln von Müttern und Töchter und Freundinnen, unterschiedliche Alter, unterschiedliche Ausbildungen,... Gemeinsamer Ausgangspunkt ist der Besuch des Theaterstückes der Premiere der schwarzen und lesbischen Regisseurin Amma Bonsu. Mich konnte dieses Buch beeindrucken. |
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Wer verstehen will, was Mehrfachdiskriminierung ist, was starke Frauen sind, was ein Leben mit rassistischer, homophober, sexistischer Ausgrenzung bedeutet, wer von Freundschaften, Liebe, Leid und Freude lesen will, wer Chimamanda Ngozi Adichies "Americanah" geliebt hat, ist hier genau richtig! |
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Die Erstaufführung von Ammas Theaterstück führt viele verschiedene Frauen nach London. Ihre Tochter nebst Hipsterfreundinnen; ihre Geliebten, Ex-Affären oder anderweitig Verflossenen; die spießige schon-ewig-Freundin; der Erzeuger ihrer Tochter usw. Eine mehr als bunte, aber auch explosive Mischung. Ausgehend von Ammas Lebensgeschichte hangelt sich die Autorin an Freund- oder Bekanntschaften entlang, und erzählt auf diesem Wege die Geschichte von zwölf Frauen. Diese sind recht unterschiedlich, allen gemein ist aber, dass sie anecken. Wegen ihrer Hautfarbe (alle sind schwarz), wegen ihrer sexuellen Vorlieben (viele sind homosexuell), warum auch immer. Mir hat Evaristos Herangehensweise an Themen wie Feminismus und Rassismus gut gefallen, sie zeigt viel auf, das falsch läuft, ohne zu stark mit dem Zaunpfahl zu wedeln. Der Erzählstil ist sicherlich etwas eigenwillig, z.T. fast lyrisch; manchmal war mir das zu drüber, meistens hat es mir jedoch gut gefallen. Dieser etwas unangepasste Stil passt auf jeden Fall hervorragend zu den meisten von Evaristos Charakteren. Die mochte ich mal mehr, mal weniger; die exzentrischen bringen Pepp in die Handlung, die „alltäglicheren“ zeigen, dass sich hinter jeder noch so gutbürgerlichen Fassade ein Geheimnis verstecken kann. Insgesamt werden viele Facetten abgedeckt, sodass sich jede Leserin irgendwo wiederfinden sollte. Bedauerlich ist allenfalls, dass aufgrund der Fülle der Figuren die Tiefe etwas leidet. Mir hat dieser Roman trotzdem wirklich gut gefallen, die etwas verschachtelte Konstruktion sowie die außergewöhnlichen Frauenbilder machen ihn überraschend anders und lesenswert. |
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Das Bücherjahr hat zwar erst angefangen, mit Bernardine Evaristos Roman "Mädchen, Frau etc" habe ich aber jetzt schon ein erstes Highlight erlesen. In zwölf Frauenportraits bringt die britische Schriftstellerin Lebenswirklichkeiten überwiegend schwarzer Frauen (ebenfalls nur überwiegend, es gibt auch eine nicht-binäre Figur) und schafft es dabei, trotzdem einen roten Faden im Erzählfluss und einer übergreifenden Handlung zu halten. Denn teils sind die Frauen durch Freundschaft oder Verwandtschaft miteinander verbunden, teils finden sie sich am selben Ort wieder, bei der Premiere der "Amazonen von Dahomey" im National Theatre. Regisseurin und Autorin des Stücks ist Amma, die auch die Protagonistin des ersten Kapitels ist: Schwarz und lesbisch, sah sie über lange Jahre ihre Rolle vor allem im Protest gegen das Establishment, mit der Inszenierung im Nation Theatre ist sie dort selbst angekommen, so gerne sie sich auch nonkonformistisch-bohemehaft gibt. Ein weiter Weg vom Sozialwohnungsviertel Peckham und der Gesamtschule, wo auch andere der porträtierten Frauen aufwuchsen, so wie Ammas Freundin Shirley, eine desillusionierte Lehrerin, die trotzdem immer wieder vielversprechende Schüler fördert, um ihnen den Weg zu einer guten Universität oder Ausbildung zu ebnen. Eine von ihnen ist die Finanzexpertin Carole, die es mit Ehrgeiz, harter Arbeit und Talent zur Vizedirektorin geschafft hat - ein Erfolg auch für ihre aus Nigeria eingewanderte und früh verwitwete Mutter Bummi, deren Mathematikstudium in Großbritannien nicht anerkannt wurde. Für die intelligente und tatkräftige Frau blieb nur die Arbeit als Putzfrau, bis sie sich schließlich mit einem eigenen Reingungsbetrieb selbständig macht. Wie als Kontrapunkt zu urbanem schwarzen Leben gibt es noch mehrere Frauen aus einer Familie in Nordengland, fast schon an der Grenze zu Schottland. Als ein Farmersohn sich in ein früh verwaistes Dienstmädchen mit afrikanischem Vater verliebt, begründen die beiden eine neue Dynastie schwarzer Landbewohner. Die Atemlosigkeit der Erzählung spiegelt sich in einem Staccato-Satzbau wieder, der über weite Abschnitte buchstäblich ohne Punkt und Komma zurechtkommt. Gleichzeitig schafft es Evaristo, auf jeweils wenigen Buchseiten lebensnahe Frauenfiguren mit Tiefe, Persönlichkeit und Individualität zu entwickeln. Sie mögen Gruppen verkörpern - alleinerziehende Mutter, Künstlerin, Arbeiterin, Karrierefrau, mögen in schwierigen sozialen Verhältnissen leben oder einen steilen Aufstieg erlebt haben, in einer glücklichen oder in einer toxischen Beziehung leben, hetero, lesbisch oder queer-divers. Was die meisten von ihnen dabei eint, ist die Erfahrung von Rassismus und sich als Frau in einer Gesellschaft durchsetzen zu müssen, in der viele Männer keineswegs von alten Rollenmodellen und-verständnissen Abstand nehmen wollen -sei es im Lehrerzimmer oder in der Business-Etage. Nur die junge Generation, verkörpert in Ammas Tochter Yazz und ihren Freundinnen und Morgan, nach dem harten Weg von Megan zur nicht-binären Selbstidentifikation gelangt und nun einflussreich für Trans-Themen auf social Media, stehen für die jüngere Generation, für die schon viel erkämpft worden ist und die als BiPoc eher einen Hype erleben, sofern sie den privilegierten Hintergrund von Yazz haben. Es gibt eben auch immer die soziale Perspektive - auch wenn das in manchen Diskussionen gerne vergessen wird. Schwarze Erfahrung aus Großbritannien und in den USA, Migrationsgeschichten aus Westafrika und aus der Karibik, unterschiedliche feministische Entwürfe oder traditionelles Rollenverständnis - "Mädchen, Frau, etc" zeigt weibliche und schwarze Vielfalt in der modernen Gesellschaft. |
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„im Publikum saßen mehr schwarze Frauen, als sie je bei einer Aufführung im National Theatre gesehen hat sie musterte sie in der Pause, mit ihren extravaganten Turbanen, den schweren Ohrringen, so groß wie afrikanische Skulpturen, den voodoo-artigen Ketten aus Perlen, Knochen, Ledersäckchen, die (vermutlich) Zaubersprüche enthielten, den Armreifen aus Metall, breit wie Gewichtsmanschetten, den Silberringen, so ausladend, dass sich ihre Flügelspannweite über mehrere Finger ausbreitete immer wieder wurde sie mit einem Black-Sisterhood-Nicken bedacht, als würde das Stück sie alle irgendwie verbinden …“ … heißt es, als man sich relativ gegen Ende dieses Romans wieder bei der Theaterpremiere findet, mit der alles beginnt, die als Rahmenhandlung dient und man weiß am Ende auch, ja die Frauen verbindet etwas. „Die letzte Amazone von Dahomey“ ist ein Stück, in dem nur schwarze Frauen auftreten und in dem es um Amazonen geht, um lesbische Kämpferinnen, das sicher provozieren wird und dementsprechend groß ist das Lampenfieber der schon älteren, vielfach ausgezeichneten Regisseurin Amma Bonsu, mit deren Lebensbericht die Erzählung über zwölf Mädchen, Frauen, etc beginnt. Die Autorin zeigt hier nicht nur bunte Ansammlung unterschiedlicher Frauenporträts, die sich zusammenhanglos aneinanderreihen, vielmehr sind alle Frauen, wie eine Art roter Faden, irgendwie über Generationen und soziale Grenzen hinweg miteinander verbunden. Sicher mit von Bedeutung ist hier ein gemeinsames Leben in Peckham. Das ist toll gemacht. Ganz besonders erwähnen muss ich hier auch den Epilog, bei dem sich noch einmal eine ganz besondere Verbindung zwischen zweien auftut, und der mich sehr berührt hat. Sehr gut hat mir auch gefallen, dass die Autorin die Frauen so ausgewählt hat, dass eine große Bandbreite abgezeichnet wird. Die betroffenen Frauen sind nicht allesamt harmonisch und als Opfer oder sanftmütige Menschen darstellt. Das macht das Buch äußerst authentisch. Hier werden nicht ausschließlich Männer als die Schuldigen gezeigt. Sie vergisst nicht darzustellen, dass sich auch unter Frauen Radikalität und Unterdrückung findet und Narzisstinnen und Psychopathinnen Täterinnen sein können. Ebenso klar deutlich wird durch die geschickte Zusammenstellung der Einzelschicksale, dass Schwarzsein eben auch nicht automatisch, solidarisch und sensibler für Unrecht zu sein, heißt. Benachteiligung ist nicht nur an eine Hautfarbe gebunden, sondern, "komplexer", so wie das auch Jazz´Freundin feststellt. Zahlreiche Perspektiven und diverse Grautöne werden in diesem Roman gelungen aufgezeigt. Gut gefallen haben mir, dass auch Einstellungen, wie z.B. „du gehst im Januar gefälligst zurück an diese Universität und hörst auf zu glauben, dass dich alle hassen, ohne ihnen erstmal eine Chance zu geben, hast du sie denn überhaupt gefragt? bist du hingegangen und hast gefragt, entschuldigt bitte, hasst ihr mich? du musst die Menschen finden, die deine Freunde sein wollen, selbst wenn es alles Weiße sind es gibt auf dieser Welt für jeden jemanden du gehst also gefälligst zurück und fichst die Kämpfe aus, die dir nach deinem britischen Geburtsrecht zustehen,“ nicht fehlen. „Besonders schockiert, und damit gefesselt, haben mich die Kapitel über Dominique, die in die Hände einer gewaltbereiten Lesbierin, ja eigentlich Psychopathin gerät. Ich war sprachlos, teilweise schon geschockt, wie man sich so einnehmen, so bevormunden lassen und das so lange so stillschweigend erdulden kann. Die Frau mit der ich zweifelsohne am meisten sympathisierte war Hatti, für die gilt, „Hattie hat überhaupt kein Problem mit Bibi, die als Mann zur Welt gekommen ist, sie kennt sie ja nur als Frau, und das leuchtet ihr auch noch irgendwie ein zu behaupten, man wäre weder-noch, ist allerdings so weithergeholt, dass es ihr nur noch lächerlich vorkommt“, und die ich als warmherzig, humorvoll und für ihr Alter super aufgeschlossenen empfand. Sicher wird mir auch ihr neuer Begriff für Weihnachten noch ein Weilchen in Erinnerung bleiben. „unter dem Baum stapeln sich die Geschenke, nur darum geht es den Leuten noch, mit Religion hat das nichts mehr zu tun, es sollte nicht Weihnachten heißen, sondern Giernachten“. Die Autorin hat mit meinen Emotionen gespielt. So hat sie es bei einer Windsome, die mir auf die ersten Blicke so sympathisch war, mit der ich fühlen konnte, mit einem Verhalten, das mich furchtbar entsetzt hat, geschafft, dass ich von einer Sekunde auf die andere völlig anders fühlen musste. Allerdings wechselte meine Betroffenheit, mein gebanntes Mehr-Erfahren-Wollen, auch je nach Porträt deutlich. Relativ wenig konnte ich so z.B. trotz der schrecklichen Gruppenvergewaltigung, die sie als Jugendliche erleiden muss bei La Tisha empfinden. Ja, sie hat alles andere als Glück mit Männern und Kindsvätern, aber viel mehr war da für mich nicht. Wenig anfangen konnte ich auch mit Megan, Morgan, für die sicher das etc. im Titel reserviert ist. Sicher mit ein Grund für den Wechsel meiner Begeisterung von Frau zu Frau, war auch, dass in manchen Porträts teils derbe Sprache vorherrscht, die gar nicht mein Ding ist. Klar, Anfeindungen, Ausgrenzungen, erlittenes Unrecht muss gar nicht schöngefärbt werden, es soll ja ein authentischer Eindruck entstehen. Aber ganz besonders die sexuellen Vorlieben hätte ich z.B. nicht und schon gar nicht in dieser teils doch in meinen Augen vulgären Sprache gebraucht. „gib das Balg an die Kirche, sonst fliegst du raus, sagte er zu Daisy als ob ich dich jemals im Stich gelassen hätte, Gracie, so unschuldig, rein und ganz, eins von Gottes gesegneten Geschöpfen? meine Aufgabe war es, dich zu beschützen.“ oder „Tränen aus der Wohnung ging und Mama dafür dankte, dass sie endlich wieder mit ihr redete, denn, sagte sie, wenn die eigene Mutter so tut, als wäre man gar nicht da, dann ist das doch, als wäre man tot“, Sätze wie diese haben mich tief betroffen gemacht, mir einen regelrechten Stich im Herzen versetzt. Auch das erlittene Unrecht, die Anfeindungen, wie z.B. keine Unterkunft erhalten, weil die schwarze Hautfarbe auf die Laken abfärben könnte, Vergewaltigungen und einiges mehr haben mich sehr betroffen gemacht. Gleichzeitig gab auch zahlreiche Stellen, bei denen ich mich so richtig mit den Frauen freuen konnte, so z.B. bei Grace, der Mama von Hattie, als gilt „Grace konnte ihr Glück kaum fassen, als Joseph um ihre Hand anhielt, er benahm sich, als wäre sie der Hauptgewinn und nicht der Trostpreis“ und die nach schweren Schicksalsschlägen dann doch noch einmal die Kurve bekommt. Ich habe abwechselnd gelesen und gehört und muss sagen, dass mir das Hören erheblich besser gefallen hat als das Selbst-Lesen. Die fehlende Interpunktation, bzw. die fehlenden Punkte, die ein Satzende kennzeichnen, das Aneinanderreihen des Textes war äußerst gewöhnungsbedürftig für mich. Am Schreibstil gut gefallen haben mir aber wieder die Beschreibungen mit vielen Bildern und Vergleichen. „Pullis, Jacken, Mäntel die wasserstoffblonden Dreadlocks das ganze Jahr über darauf getrimmt, hochzustehen wie die Kerzen einer Geburtstagstorte silberne Creolen, klobige afrikanische Armreifen und pinken Lippenstift das ist ihr immerwährender, persönlicher Statement-Style“, ist nur ein Beispiel dafür. Ich hatte stets alles deutlich vor Augen. Ich könnte mich nicht erinnern, dass ich schon einmal ein von Constanze Becker eingesprochenes Hörbuch gehört hätte. Aber das wird sicher nicht mein letztes sein. Der Klang ihrer kräftigen Stimme ist ganz meines und ich habe ihr unheimlich gerne zugehört. Ganz besonders positiv habe ich empfunden, dass sie der Erzählung genau an den für mich richtigen Stellen etwas an der Härte nimmt. Sie gleicht die an mancher Stelle ist die doch recht schroffe, derbe Ausdrucksweise, gelungen aus, indem sie diese nicht auch noch extra betont. Zudem zeigt sie unheimlich viel Empathie, die sie in ihren Vortrag legt und verleiht auch jeder Frau hier, ein ganz eigenes, zu den Beschreibungen passendes Profil. Alles in allem hatte ich mit Mädchen, Frau etc. gelungene, interessante Unterhaltung. Für fünf Sterne genügt es bei mir nicht ganz aber gute vier sind auf jeden Fall drin. |
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Ein absolut großartiger und wundervoll geschriebener Roman, der sich liest wie ein Rhythmus! Diese Frauen wachsen einem ans Herz und bereichern jedes Bücherregal. Schon lange habe ich nicht mehr so ein besonderes Buch gelesen, das einem die Augen und das Herz öffnet. So klug, so liebevoll, so einzigartig. |
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Das großartigste lesbisch-queere Buch, das ich seit langem gelesen habe. Bitte mehr solcher Bücher, die die aktuellen feministischen Debatten ausloten und letztlich das Miteinander in den Vordergrund stellen. Mehr Bücher mit Frauen, die mich an Freundinnen erinnern, die mitten im Leben stehen und sich trotzdem so lesen, wie moderne Heldinnen. |
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Bernadine Evaristo lässt uns teilhaben am Leben verschiedener Londoner Frauen . Vorwiegend schwarze Frauen, mit unterschiedlichsten Geschichten, jede einzelne berührend. Jede Frau sucht ihren Weg in der Gesellschaft, mal mehr,mal weniger erfolgreich. Nicht immer kann ich die Art zu leben nachvollziehen, manchmal ist mir manches zu derb und fremd aber jede einzelne Frau hat Respekt verdient und stiehlt sich ins Herz der Leser. Ein Buch, das für Toleranz und Freiheit steht und daher sehr, sehr wichtig und lesenswert. |
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Über dieses Buch hatte ich im Vorfeld sehr viel Positives gelesen und gehört. Entsprechend hoch waren meine Erwartungen. Und ich muss sagen, dass auch mir dieses Buch wirklich gut gefallen hat. Im Prinzip erzählt die Autorin "nur" die Lebensgeschichte von 12 Frauen in Großbritannien. Aber diese Frauen sind wirklich sehr verschieden. Zwar sind alle people of color, haben aber unterschiedliche sexuelle Orientierungen, Träume, Werte, Lebensentwürfe usw. Dadurch wirft man einen Blick auf völlig verschiedene und interessante Frauen. Das ist aber noch nicht das Besondere an diesem Buch. Besonders finde ich, wie großartig die Autorin die Leben der Frauen miteinander verknüpft hat. Mal ist die Verbindung sehr deutlich (z.B. Mutter und Tochter oder beste Freundinnen), mal berühren sich ihre Leben kaum. Aber der Autorin ist es gelungen, alle Geschichten sinnvoll und gelungen ineinander fließen zu lassen. Das hat mich absolut beeindruckt! Seltsam finde ich die fehlende Interpunktion. Es gibt quasi keine Punkte am Ende der Sätze und dementsprechend auch keine Großschreibung am Satzanfang. Das stört nicht wirklich beim Lesen, weil die Autorin jeden neuen Satz in einer neuen Zeile beginnen lässt. Aber ich habe mich das ganze Buch über gefragt, wozu das gut sein soll?! Natürlich ist mir klar, dass es ein bewusst gewähltes Stilmittel ist, und ich vermute, dass dies zusätzlich das Ineinanderfließen der einzelnen Frauenleben unterstreichen soll, aber mir gefällt es nicht. Für mich ist das Buch so gut, dass es dieses Stilmittel absolut nicht gebraucht hätte. Die Frauen stehen für sich. Die fehlende Interpunktion wirkt auf mich too much, als habe die Autorin dieses Stilmittel gewählt, um sich selbst als besonders künstlerisch darzustellen. Und das wäre nicht nötig gewesen. |
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Ungewöhnliche Schreibweise....... ohne Punkt, dafür mit Komma.......sprunghaft in den Zeiten, erforderte von mir aufmerksames Lesen .......... interessante Charaktere.....sehr fesselnd geschrieben |
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Mädchen, Frau, etc. Rezensionsexemplar In »Mädchen, Frau etc.« erzählt Bernardine Evaristo die Geschichten schwarzer und auch queerer Frauen/Personen, ein beeindruckender Roman über Identität und Herkufnt. Die Geschichten der Frauen sind sehr unterschiedlich, dennoch geht es den Frauen in gewisser Weise gleich, sie suchen alle ihren Platz in der Welt. Alle Geschichten waren unglaublich fesselnd und rührend. Man wird nicht verschont, es wird alles schöne und schlechte offen gelegt. Die Figuren sind äußert sympathisch und glaubhaft, viele von ihnen sind mir sehr ans Herz gewachsen. Jede einzelne Geschichte hat Tiefgang, es wird nicht nur an der Oberfläche gekratzt, sondern detailliert auf die Personen und deren Leben eingegangen. Ich muss sagen, dass mich ein paar Geschichten mehr in den Bann ziehen konnten, als andere, dennoch waren alle unglaublich lesenswert und wichtig. Wichtig zu wissen ist, dass in diesem Buch auf Interpunktion (Kommata ausgeschlossen) verzichtet wurde. Ich glaube es sollte ähnlich wie ein Gedicht geschrieben sein, allerdings kam das bei mir nicht gut an, ich hatte große Probleme voranzukommen. Ich habe kurz in das Original rein gelesen, was meine Vermutung bestätigt hat, die Autorin legt sehr viel Wert auf rhythmische Gestaltung und es ist vermutlich unglaublich schwer so etwas in eine andere Sprache mit zu übersetzen. Ich kann das Buch wirklich jedem, der sich für diese Thematik interessiert, empfehlen. Kleiner Tipp, wenn ich es euch zutraut, dann lest es auf Englisch, ich glaube das sorgt nochmal ein ganze anderes und besonderes Lesegefühl, welches durch die Übersetzung verloren geht. |
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Die Geschichte handelt von ganz normalen Frauen, die jedoch aufgrund ihrer Hautfarbe nicht so sorglos wie andere Menschen durch ihr Leben gehen können. Die Autorin hat unglaublich starke Charaktere erschaffen, deren Geschichten beim Lesen quasi ineinander fließen. Mit einem klaren und leichten Schreibstil schafft es Evaristo, dass der Leser nicht nur über sein eigenes Leben nachdenkt, sondern sich auch in andere Personen hineinversetzt. Meiner Meinung nach zu Recht Gewinner des Booker Prize 2019! Besonders in der heutigen Zeit sollte jeder dieses Buch lesen! |
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Amma, Shirley, Bummi, Penelope, Jazz... Bernardine Evaristo versammelt in ihrem Roman die Geschichten von Frauen. Frauen, die ihren Platz in der Gesellschaft erkämpfen müssen, die ihre Identitäten finden und verteidigen müssen, Rassismus- und Diskriminierungserfahrungen machen und sind die Stimmen des Feminismus - heute und früher. Denn die Wege dieser Frauen werden nicht nur in der aktuellen Zeit verfolgt, sondern zeigen auch, wo sie herkommen - und wie weit (oder wenig weit) sie gekommen sind. Amma beispielsweise schreibt Theaterstücke und erhofft sich ihren Durchbruch mit einem Stück, mit dem sie als schwarze Frau und als lesbische Frau ihre Stimme erheben will. Ihre Tochter Jazz sucht an der Universität ihren Weg - zwischen Privilegien und Kämpfen. Mit jeder neuen Figur, die Evaristo einführt, spinnt sie das Netz weiter, denn über die eine oder andere Ecke sind ihre Schicksale und Wege alle miteinander verbunden, was die Neugier auf die neuen Figuren nur steigert. In dieses Buch musste ich mich ein wenig hineinkämpfen, da bin ich ganz ehrlich. Die unkonventionelle Schreibweise, ohne Punkte, ohne wörtliche Rede, mutet beinahe lyrisch an und so hat es einige Kapitel gebraucht, bis ich den Ton des Buchs fühlen konnte und plötzlich feststellte, wie sehr es mich in seinen Bann gezogen hat. Mich faszinieren Geschichten, in denen Figuren auf so unterschiedliche Weisen zusammengehören. Außerdem erzählt die Autorin mit viel Macht über den Kampf der Feministinnen, der Schwarzen Frauen, derjenigen Frauen, die nicht dem heteronormativen, weißen Weg folgen (können und wollen) und damit die Gesellschaft wieder und wieder herausfordern - und damit eine Geschichte schwarzer Frau (in England) nachzeichnet. Ich konnte wieder einmal viel lernen und bin dafür sehr dankbar. Viele Situationen haben mich tief getroffen, sowohl aus einem Mitgefühl heraus als auch wegen einer gewissen Schuld, die ich empfinde wegen meines so leichten Weges. Dieses Buch trägt seine Preise zurecht und sollte von so viel mehr Menschen gelesen werden. |
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Dieses Buch hat ein sehr interessantes Konzept. Ich mochte es, aus all den verschiedenen Perspektiven zu lesen, das verlieh den Charakteren jedes Mal noch mehr Tiefe, zu sehen, wie sie sich selbst sahen, und wie sie von anderen gesehen werden. Der Schreibstil ist am Anfang gewöhnungsbedürftig, aber ich habe mich schnell damit zurechtfinden können. Zum Ende hin wird das Buch etwas langatmig, aber alles in allem ist es ein sehr gelungenes Buch mit einem durchaus überraschendem Ende. |
Meine Bewertung:
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