Drei Kameradinnen

Roman

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Erscheinungstermin 15.04.2021 | Archivierungsdatum 01.10.2021

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Zum Inhalt

Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2021

Was Freundschaft bedeutet, wenn die Gegenwart Feuer fängt. 

In ihrem neuen Roman erzählt Shida Bazyar voller Wucht und Furor von den Spannungen und Ungeheuerlichkeiten der Gegenwart – und von drei jungen Frauen, die zusammenstehen, egal was kommt. Seit ihrer gemeinsamen Jugend in der Siedlung verbindet Hani, Kasih und Saya eine tiefe Freundschaft. Nach Jahren treffen die drei sich wieder, um ein paar Tage lang an die alten Zeiten anzuknüpfen. Doch egal ob über den Dächern der Stadt, auf der Bank vor dem Späti oder bei einer Hausbesetzerparty, immer wird deutlich, dass sie nicht abschütteln können, was jetzt so oft ihren Alltag bestimmt: die Blicke, die Sprüche, Hass und rechter Terror. Ihre Freundschaft aber gibt ihnen Halt. Bis eine dramatische Nacht alles ins Wanken bringt.

Shida Bazyar zeigt in aller Konsequenz, was es heißt, aufgrund der eigenen Herkunft immer und überall infrage gestellt zu werden, aber auch, wie sich Gewalt, Hetze und Ignoranz mit Solidarität begegnen lässt. »Drei Kameradinnen« ist ein aufwühlender, kompromissloser und berührender Roman über das außergewöhnliche Bündnis dreier junger Frauen – und das einzige, das ein selbstbestimmtes Leben möglich macht in einer Gesellschaft, die keine Andersartigkeit duldet: bedingungslose Freundschaft.

»Uns gibt es in dieser Welt nicht. Hier sind wir weder Deutsche noch Flüchtlinge, wir sprechen nicht die Nachrichten und wir sind nicht die Expertinnen. Wir sind irgendein Joker, von dem sie noch nicht wissen, ob sie ihn einmal zu irgendetwas gebrauchen können.« Aus: »Drei Kameradinnen«

Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2021

Was Freundschaft bedeutet, wenn die Gegenwart Feuer fängt. 

In ihrem neuen Roman erzählt Shida Bazyar voller Wucht und Furor von den Spannungen und...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Anderes Format
ISBN 9783462052763
PREIS 22,00 € (EUR)
SEITEN 352

Auf NetGalley verfügbar

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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Die drei Freundinnen Saya, Hani und Kasih verbindet seit ihrer Kindheit - die sie zusammen in einer Siedlung, die zum Brennpunkt wurde, verbracht haben - eine tiefe Freundschaft. Nach der Schule trennen sich ihre Wege und doch treffen Sie Jahre später wieder zusammen. Der Grund ist die Hochzeit einer gemeinsamen Freundin und die drei verbringen ein paar Tage, in denen sie über alte Zeiten sprechen und über die aktuellen Probleme. Doch dann folgt eine Nacht, die alles verändern wird.
Das Buch ist aus Sicht von Kasih erzählt, die die Geschehnisse als eine Art Erzählung präsentiert. Mit Rückblenden, Zeitsprüngen und Auszügen aus (fiktiven) Artikeln. Die drei Frauen – und viele in ihrem Umfeld – kämpfen seit jeher mit unterschwelligem Rassismus und Vorurteilen. Allein wegen ihres Aussehens und Namens werden sie übergangen, schikaniert und beleidigt. Viele kleine Vorfälle, die ein komplettes Bild dieser Gesellschaft geben, die leider auch aus Hass und rechtem Terror besteht. Aus Alltagsrassismus, Ignoranz und Hetze. Und nichts ist, wie es scheint. Das verdeutlicht die Erzählerin dem Leser an vielen kleinen Beispielen ganz deutlich. Und beweist so die Wahrheit der aufgestellten Behauptungen. Tief bewegend und aufwühlend.

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Shida Bazyar schreibt sehr einfühlsam über Freundschaft und das andere große Thema dieses Romans, nämlich, wie es ist, von Kindheit an, den alltäglichen, zum Teil nur in Blicken sich ausdrückenden Rassismus zu erleben. Siebeschreibt drei sehr unterschiedliche junge Frauen, die mir alle drei auf ihre Art schnell symphatisch wurden. Der Leser kann sich schnell in die Personen hineinversetzen. Ein großartiges Buch. Herzlichen Dank an Shida Bazyar.

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Dieses Buch ist knallhart und schonungslos. Ich musste zwischendrin kleine Pausen machen, um das Gelesene zu verstehen und zu verarbeiten. Die Autorin zeigt wie allgegenwärtig und dauerhaft präsent Alltagsrassismus in Deutschland ist. Großes Lob für dieses politisch aktuelle Buch!

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Shida Bazyar erzählt die Geschichte von drei Freundinnen in Deutschland und ihren Erfahrungen.
Der Roman beginnt mit einem Zeitungsartikel, dass Saya einen Großbrand mit vielen Todesopfern ausgelöst haben soll. Kasih erzählt nun, wie es dazu kommen konnte. Die Stimme der Erzählerin ist sehr jung und wirkt sehr alltäglich, als würde sie die Geschichte bei einem Tee oder Kaffee der Familie oder den Freund*innen erzählen. Zwischendurch wendet sie sich jedoch immer wieder anklagend direkt an die Leser*innen und wirft ihnen Verdächtigungen an den Kopf, was sie gerade denken, was sie glauben, was sie nicht glauben und überhaupt was sie wissen...
Wichtiger jedoch als die Geschichte von Saya und dem Großbrand, sind die kleinen Geschichten des institutionalisiertem Rassismus, dem Kasih und ihre Freundinnen ausgesetzt sind. All die Dinge, die Kasih verschweigt und den Leser*innen erst später eröffnet, die die weißen Leser*innen nicht bedacht haben.
Trotzdem sind die Anschuldigungen, die Kasih erhebt, nicht immer gerechtfertigt. Nicht alle Leser*innen gehen mit einem so ignoranten und weltverschlossenem Gedankengut an das Buch heran und müssen deshalb von der Autorin als dumm oder gar rassistisch vorgeführt werden.
Doch am Ende überwiegt die Wichtigkeit der Gefühle und Gedanken der Protagonistin in all diesen Situationen, die die meisten Leser*innen wohl nie erleben werden, weil sie nie aus ihrer Heimat flüchten mussten und weil ihr Name nicht anständig falsch ausgesprochen wird.

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ich bin sehr begeistert von diesem Titel! Das ist tatsächlich ein "Hohes Lied der Freundschaft" mit aller Wut und Zärtlichkeit, in einer Sprache, die so bildhaft und sogartig einen durch das Buch spült. Ich habe doch wieder viele neue Facetten und Betrachtungsweisen entdeckt, da können Menschen in Deutschland geboren sein, deutscher sein als jede Deutsche, sie werden nicht als solche gesehen. Bittere Wahrheiten werden kontrastiert mit großen Gefühlen, die alleine für ein Überleben oder glückvolles Leben sorgen können.
Keine leichte Unterhaltung wie Sekt und Bier, aber groß und wichtig wie das tägliche Brot.

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Schon das vielgelobte Debut Bazyars "Nachts ist es leise in Teheran" zeigte das große Talent der Autorin. Während sie dort sanft und einfühlsam die Jahrzehnte der Migration einer iranischen Familie beschrieb, wird ihr Ton hier härter, noch klare., Es fällt schwer, die drei Hauptfiguren als "Frauen mit Migrationshintergrund zu beschreiben", so eindringlich ist Bazyars Darstellung der Verengung dieser Perspektive auf das Leben dieser starken Figuren. Wieder ein Buch dieser großen jungen Autorin, dem man gar nicht genug LeserInnen wünschen kann

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Die Autorin führt einen Monolog mit dem Leser. Kraftvoll und schonungslos hält sie uns einen Spiegel vor in dem wir uns trotz aller Toleranz und Aufgeschlossenheit irgendwo und sei es auch nur zwischen den Zeilen wiederfinden.
Im Augenblick gibt es viele Autoren die sich mit dem Thema Fremd, Anders, Migration und Rassismus beschäftigen, aber keines hat mich bisher so berührt wie dieses.
Der Schreibstil war für mich ungewöhnlich, ironisch und wütend in perfekter Mischung.
Für mich eines der mitreißendsten Bücher überhaupt......

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Wie schnell die Zeit vergeht, wenn man älter wird. Das von mir sehr positiv gesprochene „Nachts ist es leise in Teheran“, wahrscheinlich eine der herausragendsten Romane in deutscher Sprache, die in den letzten Jahren erschienen sind, ist nun auch schon wieder 4 Jahre alt. Und Autorin Shida Bazyar hat mittlerweile einen Nachfolger veröffentlicht.

„Drei Kameradinnen“ ist ein ganz anderes Buch als das Debüt. War jenes als multiperspektivischer Gesellschaftsroman zwischen Iran und Deutschland angelegt, immer auf Balance, auf Ausgleich bedacht, ist „Drei Kameradinnen“ hochparteiisch. Die Erzählerin vertritt, auch wenn sie das nie explizit so sagt, relativ radikal die Critical-Race-Theorie, nach der Menschen ohne Migrationshintergrund eigentlich überhaupt nichts über Diskriminierungserfahrungen sagen können und selbst wenn sie sich gegen Rassismus engagieren, das eigentlich immer aus falschen Gründen tun. Ihre Freundin Saya ist davon noch ein wenig überzeugter, so überzeugt, dass es sogar der Erzählerin wiederum auf die Nerven geht. Die Erzählerin teasert mehrfach an, dass zum Schluss enthüllt werde, aus welchem Grund Saya ein großes Feuer gelegt habe, bei dem mehrere Menschen ums Leben kamen. Wer nun aber eine dieser typischen „Geschichte einer Radikalisierung“-Romane erwartet, liegt falsch. Eigentlich ist es mehr die Geschichte einer Freundschaft zwischen drei jungen Frauen, von denen zwei relativ erfolgreich im Arbeitsleben sind, zwei weitere sehr erfolgreich studiert haben, von denen aber alle drei immer wieder alltagsrassistische Erfahrungen machen. Allerdings sind all diese Informationen mit viel Vorsicht zu genießen, denn die Erzählerin vollzieht kurz vor Schluss des Romans eine große Wende, deren Inhalte nicht verraten werden soll, da für manche Leser gerade das den Witz des Romans ausmachen könnte.Eine sehr genaue Lektüre könnte sicher klarer herausarbeiten, ob Bazyar die Erzählung so aufgebaut hat, dass für sehr aufmerksame Leser die Wendung nicht überraschen kommt, dies als Hinweis an im staatsdienst befindliche Literaturwissenschaftler, die mit solchen Analysen immerhin ihr Geld verdienen. Ich erwarte erste Ergebnisse bis spätestens Ende Mai.
Mir scheint ehrlich gesagt, dass dem nicht so war. Die Erzählerin erzählt erst das eine, dann das andere. Weshalb die Wende in etwa so überraschend kommt, wie wenn der Erzähler des Zauberberg uns am Ende entgegen schleudern würde, dass die Geschichte die ganze Zeit auf dem Mond unter einer dicken Glaskuppel gespielt habe und wir verdammt noch mal Idioten sein, das nicht früher gemerkt zu haben.

Vielleicht ein Versuch, auch strukturell Ungerechtigkeiten spürbar zu machen, denen man als Mensch mit Migrationshintergrund in Deutschland regelmäßig ausgesetzt ist? Denn diese Wende ist zugleich gespickt mit einigen Leser-Beschimpfungen, die uns vorhalten, wenn wir nicht weiß wären und privilegierte Deutsche, wären wir nie auf die Idee gekommen, dass manches, was sie uns vorher erzählt habe, hätte wahr sein können. Solche Angriffe auf die Leserschaft sind im Rahmen der Erzählstimme sicherlich konsequent. Ob sie berechtigt sind, ist eine andere Frage – Immerhin ist es die zentrale Vereinbarung zwischen Autor und Lesenden, dass wir die absurdesten Behauptungen erstmal glauben. Widersprüche sähen Zweifel, krasse Behauptungen normalerweise nicht.

Ich bin mir sicher, es werden sich Leser an der Erzählstimme stören, und vielleicht gerade solche, die von „Nachts ist es leise in Teheran“ kommen, könnten überrascht sein. Aber: Auch Drei Kameradinnen ist ein gelungener, weil konsequent durchgeführter Roman, mit einer Stimme erzählt, die in sich absolut plausibel ist. Es ist aber jenseits dessen vor allem auch ein Roman über Freundschaft, über Zusammenhalt und ein Text mit einigen sehr berührenden Momenten.

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Jugend mit migrantischem Hintergrund im heutigen Deutschland. Im Zwiespalt der Gefühle muss jede sich für eine Sichtweise entscheiden und bleibt trotz aller politischen Differenzen mit deren teilweise schrecklichen Folgen das Wichtigste, was sie einander sein können: ein Anker, Freundinnen, Kameradinnen.

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Eins gleich vorweg. Ich bin ein weißer deutscher Mann und damit mächtig bevorteilt in Deutschland. Das ist nicht hämisch gemeint, sondern vollkommen ernst. Durch diese Voraussetzungen gerate ich im Grunde nie in Situationen, mit denen die drei Protagonistinnen immer wieder konfrontiert werden. Egal ob im Berufs- oder Privatleben müssen sie immer wieder Benachteiligungen wegen ihrer Herkunft, Namen oder Aussehen erfahren. Die Wut der Autorin über diese Behandlung ist klar zu lesen, aber auch verständlich. Dazu noch die unsägliche Farce des NSU-Prozesses.
Dieses Buch hat viele Leser*innen verdient, aber gerade die Gruppe, die mal einiges über den alltäglichen Rassismus in Deutschland lernen sollte, wird wahrscheinlich nicht damit erreicht. Schade.
In diesem Bereich ist in Deutschland noch wahnsinnig viel zu tun, denn die "normalen Bürger" sind häufig in diesem Bereich taub und blind.

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Shida Bazyar zeigt in aller Konsequenz, was es heisst, aufgrund der eigenen Herkunft immer und überall infrage gestellt zu werden, aber auch, wie sich Gewalt, Hetze und Ignoranz mit Solidarität begegnen lässt. «Drei Kameradinnen» ist ein provokanter, kompromissloser Roman, der uns Leser*innen herausfordert. Mit einer aussergewöhnlichen Erzählperspektive und der direkten Ansprache der Leser*innen zwingt uns Shida Bazyar, zu hinterfragen, zu reflektieren und aufmerksam zu werden. Das Ende stellt alles noch einmal auf den Kopf und öffnete neue Perspektiven, Interpretationsmöglichkeiten und Diskussionsansätze. Eine faszinierende, bleibende Lektüre.

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Seit ihrer gemeinsamen Jugend in der Siedlung verbindet Hani, Kasih und Saya eine tiefe Freundschaft. Nach Jahren treffen die drei sich wieder, um ein paar Tage lang an die alten Zeiten anzuknüpfen. Doch egal ob über den Dächern der Stadt, auf der Bank vor dem Späti oder bei einer Hausbesetzerparty, immer wird deutlich, dass sie nicht abschütteln können, was jetzt so oft ihren Alltag bestimmt: die Blicke, die Sprüche, Hass und rechter Terror.

Kasih erzählt in zwei Zeitebenen von ihrer Freundschaft zu Hani und Saya. Durch die Einblicke in die Vergangenheit der drei Frauen schafft es der Leser sich ein gutes Gesamtbild der Umgebung, der Einflüsse und der Hintergründe zu bilden, welche die drei im Laufe ihres Lebens geformt haben. Der Zeitungsartikel zu Beginn gibt der Geschichte nicht nur eine Einleitung, sondern auch eine Richtung vor. Man könne jetzt glauben, es wird dadurch langweilig, aber nein. Die Spannung wird konstant hochgehalten und durch die Erzählweise der Autorin wird einem nie langweilig. Sie schafft es den Leser mit ihren Worten zu fesseln und am Ende hält sie einem dann noch den Spiegel vor.
Das Buch hinterlässt dank Schreibstil, Inhalt und Charakteren einen bleibenden Eindruck.

Für mich wieder ein Jahreshighlight und eine absolute Empfehlung!

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großartig, frisch, bissig und pointiert. eine sehr kluge gesellschaftsanalyse, sehr dicht geschrieben und mit phantastisch gezeichneten heldinnen. es geht um alle derzeitig wichtigen diskurse, um das schreiben und flechten von narrativen selbst, um rassismus, ausgrenzung, vorurteile, politik, junge menschen in deutschen großstädten, liebe und hass. so lebendig und so wahr!

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Shida Bazyar erzählt vom Leben dreier Freundinnen, die sich von klein auf kennen. Alle haben eine eigene Familiengeschichte abet es verbindet sie alle die Tatsache, dass ihre Familien aus anderen Ländern nach Deutschland kamen. Und so erleben alle die verschiedenen Spielarten der Ausgrenzung. Die kleinen Mädchen werden zu selbstbewussten Frauen mit einem Blick für Dinge, die anders sein sollten. Ein Roman, der ein Spiegel der aktuell wichtigen Diskussionen ist und den man allen aufgeschlossenen Leser:innen empfehlen kann.

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In diesem Werk der 1988 in Rheinland-Pfalz geborenen Schriftstellerin Shida Bazyar geht es um Vorurteile, Ausgrenzung, Anfeindungen … Rassismus.

Die drei Kameradinnen, das sind die drei jungen Frauen Hani, Saya und die Erzählerin Kasih. Ihre Eltern sind nach Deutschland eingewandert, als sie selbst noch Kinder waren.
Sie haben sich kennengelernt, weil sie in der gleichen Siedlung aufgewachsen sind.
Inzwischen lebt und arbeitet Saya in einem anderen Land. Anlässlich der Hochzeit einer Jugendfreundin treffen sie sich wieder.
Sie verbringen einige Tage zusammen.
Etwas drastisches passiert!

Die Kamera schwenkt hin und her. In Rückblicken erfährt man von früher und dann landen wir wieder im Hier und Jetzt. Wir lernen die jungen Frauen, die in all ihrer Vielschichtigkeit und sehr authentisch beschrieben werden, gut kennen.
Die Autorin lässt auch aktuelle Geschehnisse einfließen, was ich für besonders gelungen halte.

Shida Bazyar schreibt außergewöhnlich, kühn und schonungslos. Sie beobachtet genau und erzählt originell, unkonventionell, eigenwillig und raffiniert.

„Drei Kameradinnen“ ist ein Highlight.
Es ist nicht nur spannend, aufwühlend und unterhaltsam, sondern es gibt Denkanstöße und hallt nach.
Es hat mich literarisch überzeugt und greift ein aktuelles und brisantes Thema auf.

Nachdem ich von diesem Werk so angetan bin, werde ich wohl bald ihren 2016 erschienenen Debütroman „Nachts ist es leise in Teheran“ lesen.

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Saya, Hani und Kasih, die Ich-Erzählerin, das sind die Drei Kameradinnen, beste Freundinnen aus der Kindheit/Jugend, die sich bei einer Hochzeit in ihrer alten Siedlung wiedertreffen. Was folgt ist eine schwindelerregende Erzählung über Rassismus, Sexismus und weiblicher, bedingungsloser Zusammenhalt, die mich als Leserin gleichzeitig gefesselt, durchgeschleudert und gefordert hat.

Erinnerungen und direkte Ansprache an uns LeserInnen wechseln, (Orts-/Personen-)Namen werden weggelassen, Dinge werden erfunden (und dann umgehend zugegeben) oder bleiben vage, Vergangenheit und Gegenwart wechseln fließend: "Ihr habt das nicht gemerkt, denn ohne mich und meine wohlwollende Informationsgabe seid ihr nun mal aufgeschmissen...". Kurz gesagt: ein traditionelles Leseraster fehlt komplett, und so hangelte ich mich unsicher von Seite zu Seite, und wusste des Öfteren nicht, wie mir geschah. Spannend bestimmt auch für einen Buchclub oder Buddy-Lesen, weil ich mir gut vorstellen kann, dass komplett unterschiedliche Leseerlebnisse zustande kommen.

Der NSU Prozess, obwohl nie explizit benannt, bietet den zeitlichen Rahmen und von diesem Ereignis, das über die deutschen Grenzen hinweg nachrichtenmäßig relevant war, hören wir die persönlichen Geschichten von Opfern (rechte Gewalt und Alltags-rassismus bzw. Sexismus) - ich konnte nichts anderes tun, als zuzuhören. Das Unbequeme am Zuhören ist natürlich, dass man sich selber hinterfragen muss: seine Wahrnehmung, eigenes Handeln (oder das Unterlassen davon), eigene Denkstrukturen (inklusive Vorurteilen), den eigenen, gelernten oder zumindest nicht aktiv verlernten Alltagsrassismus, Konsequenzen. Unbequem, aber absolut und immer notwendig.

"Ich neige nicht zu Neid, aber zu Sehnsucht."

Sehnsucht ist in Shida Bazyars Buch ein ganz zentrales Thema: Sehnsucht nach Akzeptanz, Sehnsucht nach Teilhabe in all ihren Formen, Sehnsucht nach einer Normalität, die für weiße MitbürgerInnen mit "deutschen" Namen ganz selbstvertändlich ist, Sehnsucht nach Sicherheit, Unversehrtheit und Unbeschwertheit... und gleichzeitig spürt man als Leserin die Angst vor Stigmatisierung, Ausschluss, (Be-)Wertung, Übergriffen; Bedrohungen also, die nicht nur aus dem rechten Spektrum kommen, sondern die ganze Gesellschaft betreffen. Wenn ich mir etwas wünsche, ist es, dass alle LeserInnen nach der Lektüre Empathie für die Drei Kameradinnen und die Sehnsucht ihrer Pendants mitten in unserer Gesellschaft entwickeln... und dass wir alle einfach mehr zuhören!

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Gehör schenken und echte Wahrnehmung zulassen

Der Roman beginnt mit einer Zeitungsmeldung in dem Saya zur Täterin eines Brandanschlags verurteilt wird. Dann tauchen wir ein und es beginnt mit drei Freundinnen, die auf einem Dach sitzen in der Nacht, zeitlich kurz nach dem Anschlag aber noch vor dem Druck der vorangegangenen Meldung. Dort sitzen sie: Hani, die wütende Saya und die Ich-Erzählerin Kasih. Drei Freundinnen, ja drei Kameradinnen. Wem der Titel geläufig ist und ihn eher ins Jahr 1936 verortet, liegt richtig, denn Erich Maria Remarque hat einen Roman mit exakt diesem Titel geschrieben. Eine Ehrung der Autorin an dieses immer noch sehr starke Buch auch wenn es mehr als 80 Jahre alt ist? Ich weiß es nicht, kann es nur vermuten.
Nun zurück zu den Dreien auf dem Dach: Gemeinsam aufgewachsen sind sie in „der Siedlung“ am Rand einer deutschen Stadt und sie eint die Ungerechtigkeit, sie eint der alltägliche Rassismus. Die Dynamik untereinander ist spannend, denn das verbindende Element des Alltagsrassismus ruft in jedem andere Reaktionen hervor, bezeugt andere Erlebnisse und es werden Wunden und Reibungen mit der Gesellschaft unterschiedlichster Art offengelegt.
Neben dem sehr zentralen Thema des Rassismus, dass die starke politische Komponenten in seiner gesellschaftlichen Dimension aufzeigt, geht es im Kern um diese drei Freundinnen. Der Roman beleuchtet, wie der Umgang untereinander ist, dass die Summe der Einzelnen erst ihre Freundschaft ausmacht.
Spannend ist es wie Shida Bazyar literarisch aufarbeitet was in Deutschland bittere Realität ist. Aber eben nur literarisch und mit Abstand, hier werden Akte des rechten Terrors wiedergegeben, sind Nahe an den echten Geschehnissen dran, aber hat keine Deckung mit der Realität! Das gibt noch einmal einen frischen Blickwinkel auf das Unsägliche auf eine fiktive Art.
Dieser Roman ist ein starker toll geschriebener Text, der viel Wucht hat und sich Gehör verschaffen will. Es will raus und ist wie ein einseitiger Dialog, was zunächst paradox erscheint – eine ungewohnt Perspektive, die bereichert trotz der vielen Wut. Aber es gibt auch aufheiternde Elemente, wenn man sich plötzlich skurriler Weise in Bärbel Schäfers Talk Show-Format aus dem letzten Jahrhundert wiederfindet. Daher keine Sorge, kein schweres Werk!

Ihr seht: mannigfaltig, gut geschrieben, lesenswert!

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Nach fünf Jahren legt Shida Bayzar ihren neuen Roman vor. Die Drei Kameradinnen handelt von drei Menschen, die zusammen groß geworden sind und sich nach einiger Zeit wiedersehen. Unser System steckt Menschen oft in Schubladen und gibt ihnen kaum eine Chance, sich zu beweisen. Sie werden immer auf ihren Migrationshintergrund reduziert, dabei haben sie sogar studiert…. Dies prangert unsere Ich-Erzählerin Kasih an. Gemeinsam mit Saya und Hani versucht sie so gut es geht in einem Land, das ihre Heimat ist, aber sie nicht als einheimische sieht, zurecht zukommen. Als Leser bekommt man die Wut der Protagonistinnen zu spüren und diese ist ein schmerzendes Feuer. Und nach einem Feuer beginnt unser Einblick die Geschichte.
Saya wird verdächtig ein Feuer gelegt zu haben und sitzt nun in Untersuchungshaft. Stück für Stück erfahren wir als Leser, wie es zu diesem Ereignis kommen konnte. Die Art, wie Shida Bayzar diesen Schmerz Leser*innen erzählt, ist einfach brillant. Auf den ersten Blick wirkt die Sprache etwas platt und doch auf den zweiten wunderschön und poetisch. Man muss hier einfach auf die Details zwischen den Zeilen achten. Shida Bayzar liefert hier ein intensives Buch, das nicht schon und im Gegenteil wehtun soll. Es bewegt Menschen dazu, ihre eigenen Gedanken über andere Menschen zu reflektieren. Unsere Sprache legt ein Feuer namens Rassismus in unserem Land und wir müssen dieses Feuer löschen. In meinen Augen definitiv ein Anwärter für die Longlist des deutschen Buchpreis 2021.
Selten habe ich so einen genialen Roman gelesen. Shida Bayzar schafft es Leser*innen mit einer Aufnahme der Flamme in unserer Gesellschaft wachzurütteln.

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Die ersten 20 Seiten haben mich verwirrt und ich wollte erst nicht weiterlesen. Doch dann erklärte mir die fiktive Autorin (eine der drei Protagonistinnen), dass in ihrer Geschichte nicht alles so erzählt wird, wie man es kennt: Schon aufgeräumt, in zeitlich korrekter Reihenfolge und vor allem wahrheitsgetreu. Die Autorin spielt mit dem Leser und lässt ihn in Lügen tappen, um seine eigenen Vorurteile gegenüber Migranten zu entlarven.
Diese sehr außergewöhnliche Buch hat mich gut unterhalten. Die drei Kameradinnen sind drei tolle Charaktere. Wir begleiten Sie durch ihr "Brenntpunktviertel", ihren Abiball, durch Partys und Liebeskummer. Wirklich gut gelungen!

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Freundschaft als Bollwerk gegen Hass und Ausgrenzung

Saya, Hani und Kasih sind Freundinnen seit ihrer gemeinsamen Kindheit in "der Siedlung". Genauer wird der Ort, an dem sie aufwachsen, nicht benannt, genauso wenig wie die Länder, aus denen sie und ihre Familien stammen. "Ich sage euch dazu nichts", so die Erzählstimme von Kasih. "Da müsst ihr durch." Denn sie möchte nicht, dass ihre Leser in die vorgefertigten Denkmuster verfallen, die sie mit Menschen aus den jeweiligen Herkunftsländern verbinden. Die drei Freundinnen treffen sich wieder, weil sie alle zu einer Hochzeit eingeladen sind. Doch das Wiedersehen wird überschattet von dem beginnenden NSU-Prozess, den vor allem Saya geradezu fanatisch verfolgt. Außerdem macht das Buch keinen Hehl aus dem dramatischen Ende, auf das es zulaufen wird: Gleich zu Beginn berichtet ein Zeitungsartikel, dass Saya unter Verdacht steht, ein Haus in Brand gesteckt zu haben. Die Tat ist laut des Artikels möglicherweise islamistisch motiviert und Saya, so erzählt uns Kasih, sitzt, während sie den Text dieses Buches schreibt, gerade im "Knast".

Oder etwa nicht?

Unzuverlässige und provokante Erzählerin

Zweifel sind berechtigt, denn Kasih ist keine zuverlässige Erzählerin. Überhaupt verlangt sie dem Leser einiges ab: Sie schreibt provokant und aggressiv und greift den Leser immer wieder direkt an. Sie behauptet, genau zu wissen, wer ihre Leser sind: Weiß und privilegiert und uns diesen Privilegien nicht mal bewusst. Dass Menschen wie Saya, Hani und sie selbst "eine Menge kleine Traumata" haben, von denen wir Leser keine Ahnung haben, sodass sie uns dringend aufklären muss. Manches davon mag zustimmen, anderes nicht. Auf jeden Fall ist es unangenehm, das zu lesen, es macht vielleicht sogar wütend, und immer wieder muss man sich daran erinnern, was die Autorin hier bezweckt: Dass sie uns über einen Kamm scheren will, so wie ihre Protagonistinnen und viele andere Menschen täglich in Deutschland über einen Kamm geschoren werden. Diese Menschen werden ausgegrenzt, von vorschnellen Urteilen in Schubladen gesteckt, vielleicht sogar offen angefeindet, auch wenn wir das vielleicht nicht mitkriegen.

Mut zum Widerspruch

Wie sehr vor allem Saya und Kasih sich dabei jedoch in eine Opferrolle einfinden und wie verurteilend sie gegenüber allen Weißen sind, hat mich bisweilen gestört - bis ich meine verstanden zu haben, dass auch das absichtlich geschieht. Die Autorin beweist hier Mut zur Doppeldeutigkeit, denn auch die beiden Freundinnen norden sich in ihren eigenen rigiden Denkmustern ein und bilden ihre eigenen Vorurteile aus. Mitunter werden diese Widersprüche offen angesprochen: "Sie (Saya) hätte jetzt eine Runde über ihre eigenen Vorurteile nachdenken können, aber auf die Idee kam sie nicht. Wir sind eben doch manchmal wie ihr."

Wichtiger Bestandteil der deutschen Gegenwartsliteratur

Zu erfahren, wie sich das Leben in Deutschland für Menschen wie die drei "Kameradinnen" anfühlt, das ist für mich das Wichtigste, was ich aus diesem Buch mitnehme. Denn es stimmt, dass meine Wahrnehmung hier von Scheuklappen eingerahmt ist, dass ich vieles nicht sehe - vielleicht auch nicht immer sehen will? Ich bin dankbar, dass es Stimmen wie die von Shida Bazyar in der deutschen Gegenwartsliteratur gibt, und dass es mehr werden. Wie Bazyar mit Widersprüchen und Sprüngen in der Erzählung spielt, sodass wir nicht mehr wissen, was wir glauben dürfen, ob es überhaupt drei Freundinnen sind, oder doch nur zwei, ist geschickt und spiegelt die Verwirrung, die zumindest ich oft empfinde, wenn ich Debatten rund um Flüchtlingspolitik, Identität und Rassismus folge.

Ein bisschen zu viel politisches Statement für meinen Geschmack?

Ich hatte jedoch nicht erwartet, dass es um nichts anderes gehen würde als diese Debatten, dass die Seiten des Romans lediglich von Diskussionen und Gedankengängen dazu gefüllt werden. Keine Geste, kein Geschehnis in diesem Buch darf für sich stehen, nichts passiert grundlos, alles ist eine Überleitung für ein weiteres Exempel, einen neuen politischen Schlagabtausch der Figuren oder eine selbstgefällige Schlussfolgerung der Erzählerin. Andere Aspekte, die ich in meiner Lektüre suche, mussten dagegen notgedrungen zurückstecken.

Insgesamt ein wirkungsvolles und aufrüttelndes Buch von drei Frauen, die alle unterschiedliche Strategien entwickeln, um mit Diskriminierungserfahrungen in Deutschland umzugehen.

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Diese Geschichte berührt, ist spannend erzählt und macht schmerzhaft deutlich, was es heißt, in Deutschland Migrant*in zu sein. Großartig!

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Kasih erzählt von den Tagen, die sie einige Jahre später mit den Freundinnen ihrer Kindheit und Jugend, Saya und Hani, verbracht hat. Dabei spricht sie ihren Leser direkt an und unterstellt ihm dabei rassistisches Gedankengut, mit welchem die drei Protagonistinnen ständig konfrontiert werden und dabei ihre ganz eigenen Strategien entwickelt haben, damit umzugehen.

Shida Bazyar besitzt eine außergewöhnliche Erzählstimme, die ihre Leser aufrüttelt und zum Nachdenken bringt. Ein starkes Plädoyer für mehr Menschlichkeit, Toleranz und Rücksichtnahme – zurecht für den Deutschen Buchpreis nominiert!

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So liebevoll wie schonungslos erzählt Bazyar von den Erfahrungen in einer Welt voller -ismen und spielt dabei mit den Erwartungen der Lesenden.

So liebevoll wie schonungslos

Dieses Buch habe ich wieder einmal parallel gelesen und gehört. Bazyars Sprache ist so wundervoll poetisch, dass sie für mich in der Lesung von Banafshe Hourmazdi einen ganz besonderen Reiz bekam.

Kameradinnen – was für ein antiquiertes Wort und auch martialisch, militärisch. Nachdem ich das Buch gelesen haben, finde ich, dass dieses Wort so wundervoll für diesen Titel passt, weil es drei Frauen zeigt, die von Schulkameradinnen zu Kameradinnen in einem Kampf werden, den People of Color, Frauen, muslimische oder queere Menschen noch längst nicht gewonnen haben. Bazyar spielt in ihrem Roman mit Sprache ebenso wie mit Erwartungen, mit denen der Gesellschaft und mit denen der Lesenden. Sie kann das so gekonnt, weil sie die Diskurse in- und auswendig kennt.

Kasih erzählt ihre Geschichte und die Geschichten von Saya und Hani. Und nach wenigen Seiten schaffte Bazyar eine Intensität, dass die drei im Geiste auch zu meinen Kameradinnen wurden, auch wenn unsere Biografien anders aussehen. Bazyar vermag die vermeintlich kleinen Erinnerungen so liebevoll, präzise und voller Poesie zu erzählen, dass sie mir real erschienen. Es finden sich so viele wundervolle Stellen in diesem Roman, dass es mir wirklich schwer fällt, nur einzelne auszuwählen.

„Als ich klein war, habe ich mir immer vorgestellt, Saya und ich wären Figuren in einem schönen Kinderfilm, und ehrlich gesagt habe ich mir das auch noch vorgestellt, als wir mit Hani zu dritt waren und eher in so ein verruchtes Teenie-Drama gepasst hätten. Als Kind dachte ich, dass Saya und ich, wie wir so mit Kreide auf den Asphalt malten, von Bäumen sprangen und tote Maulwürfe vergruben, um sie Wochen später wieder auszugraben, die idealen Protagonistinnen wären. Dass alles, was wir taten, eine prima Einleitung war. “

Die Harmonie von Freundschafts-, Kindheits- und Jugenderinnerungen sind meist gebrochen, wie könnte es anders sein, in einer Gesellschaft, die Rassismus, Sexismus, Klassismus und all dies so oft noch weiterhin verteidigt. Kasih erzählt meist schonungslos, sich selbst, den Freundinnen und auch den Lesenden gegenüber.

„Ihr wartet auf den Moment, in dem ich erkläre, wer von uns aus welchem Land kommt. Das nämlich müsst ihr wissen, bevor ihr euch in uns eindenken könnt. Das ist für euch eine ungefähr so wichtige Information wie die, am Rand welcher deutschen Kleinstadt wir aufgewachsen und wie alt wir sind und wer von uns die Heißeste ist. Ich sage euch dazu nichts. Da müsst ihr durch. Ich weiß ja auch über euch nichts.“

Ja, da müssen wir wohl als Teil der weißen Mehrheitsgesellschaft auch einmal durch, auch, wenn das nicht immer angenehm ist. Und ich kann auch einfach kein Tone Policing mehr ertragen. Das erlebe ich als Frau schon genug. Da finde ich, dass Women of Color erst recht Tacheles reden dürfen.

Schon auf den ersten Seiten ist klar, dass mit Kasihs Freundinnen etwas schlimmes passieren wird. Und ich wollte das nicht lesen, das nicht zulassen. Es passieren doch immer schlimme Dinge, warum können denn diese drei in der Fiktion nicht verschont bleiben?

Ich bin dann aufs Hörbuch umgestiegen. Die ersten paar Minuten erschien mir Banafshe Hourmazdi Stimme fast zu jung für Kashi, aber sobald ich mich eingehört hatte, war ich fasziniert, wie wundervoll sie Kashis Facetten umsetzen konnte: die Selbstzweifel, die Klugheit, die Vorsicht, die unterdrückte Wut, die sich in ihrem Text endlich einen Weg nach draußen bahnt, die Loyalität und Liebe zu ihren Freundinnen.

Bazyar spielt auch mit dem Roman als solches. Wie genau, das werde ich euch nicht verraten, denn es hat für mich das Lese- und Hörvergnügen nochmal zu etwas ganz besonderem gemacht.

Ein Roman, den ich sicherlich nicht nur einmal lesen werde. 5 von 5 Sternen.

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sehr lesenswert
Drei Kameradinnen -

Drei Kameradinnen
von Shida Bazyar

Bewertet mit 5 Sternen

Shida Bazyar erzählt uns hier von Hani, Kasih und Saya, drei jungen Frauen, die sich seit Kindertagen kennen und lieben. Sie alle haben einen Migrationshintergrund. Welchen, erzählt sie uns nicht so genau, das geht uns nichts an. Die drei hatten sich ein wenig aus den Augen verloren, aber nun treffen sie sich wieder um ein bisschen die alten Zeiten wieder aufleben zu lassen.

Saya lässt es sich nicht nehmen, regelmäßig die Hass-Kommentare in den sogenannten sozialen Medien zu lesen und darüber immer wütender zu werden. Nun steht sie im Verdacht, ein Feuer gelegt zu haben. Aber wie konnte es dazu kommen?

Die Autorin arbeitet hier mit vielen verschiedenen Stilmitteln, z.B. spricht sie uns, den Leser direkt an. Sie stellt uns Fragen, die ganz klar machen, dass sie uns durchschaut hat. Also, WIR sind doch total aufgeschlossen, wir haben doch keine Vorurteile. Nein? Wirklich nicht?

Wir streifen mit den drei Kameradinnen durchs nächtliche Berlin, sitzen Bier trinkend vor dem Späti und treffen dabei auf einige Mitmenschen mit deutlich ausbaufähigem Sozialverhalten! Und sie macht uns klar: Es geht hier nicht nur um Rassismus, sondern um Ignoranz und Ablehnung in all ihren Facetten.

Oft humorvoll, aber stets auf außergewöhnliche Weise erzählt Shida Bazyar davon, wie es ist, wenn die eigene Existenz ständig infrage gestellt wird, wie anstrengend das ist, immer als Sinnbild der eigenen Kultur zu gelten, da alles, was ich mache, auf meine komplette Gemeinschaft zurückfällt. Ein großartiges und wichtiges Buch!

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