Rezension

Cover: Thron aus Sturm und Sternen 1

Thron aus Sturm und Sternen 1

Erscheinungstermin:

Rezension von

Nana S, Rezensent*in

Konnte mich leider nicht packen - ohne Tiefe aber anstrengende Sprache - Abbruch bei 40%

Erst einmal möchte ich recht herzlich dem Thienemann-Esslinger Verlag und Nettgalley für das Rezensionsexemplar bedanken. Leider muss ich gestehen, dass ich mit diesem Titel überhaupt nicht zurecht gekommen bin. Ich habe bei 30 % schon das Gefühl gehabt, dass ich da nicht wirklich weiter lesen möchte. Bei knapp 40 % habe ich es erstmal zur Seite gelegt, und jetzt bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass ich es nicht mehr in die Hand nehmen möchte.

Deswegen breche ich zwar schweren Herzens ab, obwohl ich eigentlich versuche, gerade bei Rezensionsexemplaren durchzuhalten. Leider konnte mich dieses Buch nicht überzeugen, deswegen schreibe ich hier einen Abbruch und möchte Euch näher bringen, warum ich es abgebrochen habe. Natürlich kann sich nach 40 % noch einiges Ändern, deswegen kann ich nur das beurteilen, was ich bis dahin gelesen habe.

Coverbild
Das Cover hat mich erst auf das Buch aufmerksam gemacht. Der Hintergrund verläuft von Orangegelb nach Türkis. In der oberen Hälfte sieht man ein stilistisches seitliches Profil nach Links blickend, am Hinterkopf erkennt man eine orientalische Dorflandschaft. In der unteren Hälfte ist der Titel mit einer verspielten Serife gesetzt und durch das O von Thron steckt ein mit Ornamenten verziertes Schwert. Das ganze Bild ist in Aquarelltechnik gemalt und ist wahnsinnig toll! Die Coverdesignerin Katie Weber ist mir leider unbekannt.

Handlung (bis 40%)
Kauna, eine aus dem vergessenen Volke der Crae, gerät bei einem Besuch in der Stadt Istar, eine Stadt im Reich der Tara’an, in eine blutige Revolte der Unnen, die durch die Stadt ziehen und die Ta’ars wahllos töten. Kauna muss flüchten, denn sie darf nicht in die Fänge der Unnen kommen. Seit der Flucht lebt sie wieder versteckt bei ihrer Sippe, doch eines Tages erhalten sie Besuch vom Bruder des verstorbenen Königs, Malik, ein Ta’ar, der die Dorfgemeinschaft mit seiner Anwesenheit spaltet. Kaunas andere Hälfte und große Liebe Gil ist ein halb Unne und reagiert extrem aggressiv auf Maliks Anwesenheit.

Buchlayout / eBook
Das eBook ist recht schlicht gehalten. Die 360 Seiten werden in 16 Kapitel aufgeteilt, die mit der Kapitelnummer und einem Wort eingeleitet werden. Am Ende gibt es ein Personenverzeichnis, welches aber nicht im Rezensionsexemplar gibt, das hätte ich nämlich an einigen Stellen gut gebrauchen können.

Idee / Plot (bis 40%)
In dem Reich Tara’Unn wurden zwei seit jahrhunderten verfeindete Völker, die Ta’ar und die Unnen vereint. Doch der König ist gestorben und die unterdrückten Unnen begehren gegen das Volk der Ta’ar auf. In diesem gesamten Reich lebt ein ganz eigenes Volk versteckt und von den anderen vergessen, die Crae, die dank ihrer Seelentiere besondere Eigenschaften und Kräfte haben. Die Crae sind ein recht urtümliches Volk mit sehr strengen und oft nicht nachvollziehbaren Regeln und sie möchten sich nicht an der tara’unnischen Politik beteiligen.

Es ist für mich durchwachsen und oft auch undurchsichtig. Es gibt auch immer wieder ein paar Wiedersprüche. So wird behauptet, dass das Volk komplett in Vergessenheit geraten ist und kein einziger Ta’ar oder Unne weiß, wo sie leben, weil der Tara’Unnische König dies so befohlen hat und extra ein Sperrgebiet dafür eingerichtet hat. Aber doch wissen irgendwie alle davon und die Crae leben in ständiger Angst von diesen Völkern missbraucht zu werden.

Emotionen / Protagonisten (bis 40%)
Meine größten Probleme hatte ich mit der Protagonisten Kauna. Obwohl das Buch aus ihrer Perspektive als Ich-Erzähler geschrieben wurde, kann ich überhaupt keine Verbindung zu ihr aufbauen, geschweige denn durch ihre sprunghaften Entscheidungen verstehen oder nachvollziehen, warum sie gerade in dieser Situation so handelt. Da fehlen mir durchweg Verbindungen und Hintergrundinformationen, die Tiefe, um Kauna in ihren komischen und oft auch verqueren Gedanken zu verstehen, bzw. gibt es kaum Gedanken, kaum innerer Monolog oder Reflexion.

Gil kann ich gar nicht verstehen. Er bleibt für mich absolut blass und nicht greifbar. Okay, er mag die Ta’ar nicht, aber irgendwie kann ich nicht verstehen, warum er so engstirnig und verbissen ist. Und eine wirklich Liebe zwischen den beiden kann ich gar nicht spüren. Kauna spricht zwar oft von ihrer großen Liebe, aber da spüre ich einfach nichts.

Deema ist der einzige, den ich so ein bisschen greifen kann, bleibt aber bis zu meinem Abbruch eher im Hintergrund. Ich weiß nicht, wie wichtig er noch für den Verlauf der Geschichte wird.

Handlungsaufbau / Spannungsbogen (bis 40%)
Der Anfang ist recht spannend, wir begleiten Kauna direkt bei ihrer Flucht aus Istar, und können schon einiges von ihrer Verbindung mit ihrem Seelentier Hana miterleben und der daraus resultierenden Kraft. Danach plätschert die Handlung so vor sich hin. Wir sind dann im Dorf der Crae und es bleibt ziemlich eintönig, obwohl dann plötzlich gefährliche oder gewaltsame Situationen entstehen, die aber die Gesamtspannung nicht wirklich heben können, sondern mir einfach noch mehr Fragezeichen bescheren. Bis 40 % reihen sich Handlungen aneinander, ohne mich zu packen und mir mehr Verständnis für den Gesamteindruck geben zu können. Die oberflächliche Erzählweise unterstützt leider auch noch die flache Handlung und den für mich nicht vorhandenen Spannungsbogen. Bei 40% weiß ich immer noch nicht, wo das Problem liegt und was der Kernkonflikt ist.

Es gibt mehrere Stellen, die einfach plötzlich entstehen, ohne dass ich wirklich verstehen kann, warum das so ist und deswegen keinen roten Faden erkennen.

Zum Beispiel ist Kauna mit Malik auf der Jagd, fällt erst mal in eine Falle aus ihrem eigenen Volk, und als Malik auftaucht um ihr zu helfen, will sie sich plötzlich selber umbringen um ja nicht in die Fänge der bösen Ta’ars zu gelangen. Und vieles widerspricht sich einfach. Es wird oft behauptet, dass den Craes nichts wichtiger ist, als die Familie, aber die Mutter von Gil wird von ihrem eigenen Volk hingerichtet, weil sie mit einem Unnen ein Kind gezeugt hat.

Leider findet bei solchen Ereignissen einfach keine Aufarbeitung, keine Reflexion statt.

Szenerie / Setting (bis 40%)
Das High-Fantasy Setting besteht aus einem Reich, in dem zwei Völker vereint sind. Die Umgebung konnte die Autorin mir gut vermitteln, ich weiß aber nicht, ob es eine Insel ist, oder wie sich dieses Reich in der Welt einfügt. Istar wirkte auf mich eher orientalisch.

Sprache / Schreibstil
Mit der Sprache hatte ich ebenso meine größten Probleme. Obwohl die Geschichte aus Kaunas Perspektive als Ich-Erzählerin im Präteritum erzählt wird, bleibt vieles sehr oberflächlich. Ich bekomme keinen wirklichen Einblick in Kaunas Seelenwelt. Insgesamt ist der Sprachstil oft verkünstelt, antiquiert und mit vielen Wortwiederholungen, was die Wirkung der Oberflächlichkeit auch noch unterstützt, sie ist auf jeden Fall sehr gewöhnungsbedürftig und für mich anstrengend, da bei mir kein richtiger Lesefluss aufgekommen ist. Mir ist bewusst, dass Fantasy-Autoren sich gerne einer antiquierten Sprache bedienen, aber hier passt es einfach nicht in den Kontext eines Volkes, welches eher ursprünglich und naturverbunden ist.


FAZIT
Obwohl es einen spannenden Einstieg gab, hat mich die Geschichte nicht packen können. Was vor allem an der sehr oberflächlichen Protagonistin lag, bei der ich einige Handlungsweisen und Entscheidungen einfach nicht verstanden habe. Überhaupt sind alle Charaktere in der Geschichte kaum greifbar. Ich konnte mich überhaupt nicht in die Story einfinden und keinen roten Faden erkennen. Vieles wurde nur angekratzt und viele Zusammenhänge wurden mir nicht erklärt. Es ist wirklich schade, da ich jungen Autoren und Autorinnen immer gerne eine Chance gebe, aber hier muss ich sagen, hat es mich leider einfach gar nicht überzeugt.

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