Arthur und Kevin, Studenten der Agrarwissenschaft an der Eliteuniversität Agro Paris Tech, sind durch ihren praxisorientierten betagten Professor Combes dem Thema Regenwürmer verfallen, das sie zwingt, sich mit Bodenqualität zu befassen. Combes ist überzeugt davon, dass Wurmkompostierung alle ökologischen Probleme der Gegenwart lösen wird. Arthur, Enkel eines Bauern in der Normandie sowie Thoreau-Anhänger, und der klischeehafte Schönling Kevin aus einfachsten Verhältnissen haben die Paukerei satt und beschließen als revolutionären Akt die Gründung einer gigantischen Wurmkompostierungsanlage. Beide starten mit einer Partnerin in die Praxis. Während Kevin in Paris trotz seiner Aktivität in Sozialen Medien zwangsläufig ausgetretene Pfade zwischen Absolventen von Eliteuniversitäten betreten muss, schuftet Arthur auf einem Rest der „Ferme de Bois“ als Wurmzüchter. Der größte Teil der Anbaufläche war aus finanzieller Not verkauft worden; die Folgen der Flurbereinigung sind in einer windigen Region offensichtlich fatal. Landflucht hat das Dorf in die Kategorie „ohne Bäcker“ abrutschen lassen, schlimmer noch „ohne Schankerlaubnis“. Die ehemalige Kneipe im Gewand eines Bioladens dient nun Alteingesessenen wie Zugewanderten als Treffpunkt. Die Vielfalt dieser Clique aus Selbstvermarkter, Schafzüchter und Heilpraktikerin könnte vermutlich Stoff für einen weiteren Roman liefern.

Arthurs indes kämpft an allen Fronten: er will minimalistisch leben, dabei die staatliche Grundsicherung einsacken und möglichst sofort alle landwirtschaftlichen Sünden der Väter ausbügeln. Ihm fehlt dazu jedoch genau das Alltagswissen von Bauernkindern, das diese unbewusst aufschnappten und bei Bedarf abrufen können. So fragt man sich – wie im Kriminalroman – warum mögen Arthurs Würmer sein Versuchsfeld nicht, wozu wurde dieses Restchen Land früher genutzt und was könnte Nachbar Jobard darüber wissen, dem Arthur lieber aus dem Weg geht. Schließlich muss er sich der Entscheidung stellen, ob er mit ungewissem Ergebnis weiter auf einem einzelnen Feld experimentieren will oder die breite Masse erreichen.

Gaspard Kœnig nimmt - stilistisch durchaus elegant und mit bissigem Humor - die französische Klassengesellschaft aufs Korn. „Humus“ lässt gesellschaftliche Klassen, Generationen, verschiedenste Berufsgruppen, Aktivisten, Männer und Frauen aufeinandertreffen, die in ihren Milieus ihr jeweils eigenes Süppchen kochen. Arthurs Regenwürmer sorgen dabei ebenso für Erheiterung, wie ein Kevin auf Rachefeldzug für alle Kevins dieser Welt. Insgesamt scheitert der Roman m. A. an der klischeehaften Darstellung der Frauenfiguren (unbedarft oder berechnend) – in der Epoche der Extinction Rebellion unpassend.