
Tribunal in Tokio
Die Kriegsverbrecherprozesse in Japan und die Neuordnung Asiens nach 1945
von Gary J. Bass
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Erscheinungstermin 23.04.2025 | Archivierungsdatum 22.06.2025
Zum Inhalt
»Ein atemberaubend ehrgeiziges und gut gemachtes Stück Geschichte, das nur schwer zu übertreffen ist«, schreibt History Today über Gary Bass' einzigartiges Standardwerk zum wichtigsten...
Verfügbare Ausgaben
AUSGABE | Anderes Format |
ISBN | 9783100025043 |
PREIS | 48,00 € (EUR) |
SEITEN | 1088 |
Auf NetGalley verfügbar
Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Während uns in Mitteleuropa die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse durchaus geläufig sind, wird dem Tribunal in Tokio hierorts wenig Beachtung geschenkt bzw. ist vielen nicht bekannt, dass nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges auch in Japan Kriegsverbrechen verfolgt und geahndet worden sind.
Dieses, nicht nur auf Grund der 1.088 Seiten gewichtige Buch, ist eine Dokumentation des Prozesses gegen 28 Mitglieder der japanischen militärischen Führung.
Nach einer ausführlichen Einleitung, versucht Autor Gary J. Brass den komplexen Sachverhalt in drei Abschnitten darzustellen.
Ein Kampf der Armeen
Ein Kampf der Imperien
Ein Kampf der Ideale
Er beleuchtet die Verhandlungen zu den Friedensbedingungen, die Verfolgung und Ahndung der Kriegsverbrechen sowie die Aushandlung einer neuen Nachkriegsordnung in Asien mit Blick auf die koloniale Vergangenheit. Deswegen ist es nicht ganz verwunderlich, dass sich das Gremium der elf Richter aus elf Nationen zusammensetzt, deren Anwesenheit auf den ersten Blick keinen Zusammenhang vermuten lässt. Die elf Richter stammten nicht nur aus den USA, der (damaligen) Sowjetunion, Großbritannien, Frankreich, Kanada und den Niederlanden, sondern auch aus asiatisch-pazifischen Nationen: Australien, Indien, China, Neuseeland und den Philippinen. Mit Großbritannien, Frankreich und den Niederlanden stellen gleich drei (ehemalige) Kolonialmächte jeweils einen Richter. Können die neutral Recht sprechen oder schwingen da die Vergangenheit und eigene Interessen mit?
Ein besonders interessante und widersprüchliche Persönlichkeit ist der indische Richter Radhabinod Pal, der noch heute in Japan als Held gefeiert wird, weil er Kriegsverbrecherprozesse im allgemeinen und jenen in Tokio im besonderen als Siegerjustiz verurteilt. Hätte Japan den Krieg gewonnen, fände dieses Tribunal nicht statt, denn „nur ein verlorener Krieg ist ein Verbrechen“. Mit seiner Meinung desavouiert er seine eigene Regierung.
Während des Prozesses beteuern die Alliierten, dass die neuen Grundsätze des Völkerrechts auch für sie selbst gelten würden. Hier drängt sich die provokante Frage auf, ob der Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki nicht ebenfalls als Kriegsverbrechen zu werten ist. Allerdings zeigt uns ein Blick auf die Geschichte nach 1945, dass bislang noch kein hochrangiger Amerikaner für die grausamen Kriege und Interventionen seines Landes wie z.B. in Vietnam, Kambodscha, Irak und Afghanistan vor Gericht gestellt worden ist.
Dass der Internationale Strafgerichtshof und das Völkerrecht seine Schwachstellen hat, zeigen die aktuellen Ereignisse. Ein per Haftbefehl gesuchter Benjamin Netanjahu ist zwar in seiner Reisefreiheit eingeschränkt, aber nach wie vor nicht verhaftet. Oder Wladimir Putin, der mit seinen Überfällen auf die Ukraine gleich mehrmals Völkerrecht gebrochen hat. Er verlässt sicherheitshalber Russland gleich gar nicht.
Gary J. Bass glaubt dennoch an die Kraft des Internationalen Rechts. Seine umfassende Darstellung des Tribunals in Tokio liefert eine Grundlage für aktuelle und künftige Debatten über den Umgang der Internationalen Gemeinschaft mit Kriegen, Kriegsverbrechen und Völkerrecht. Spannend wird sein, wenn Donald Trump seine krausen Gedanken weiter spinnt, und Kanada sowie Grönland annektiert.
Fazit:
Diesem Buch, das ob seiner Darstellung von Kriegsverbrechen, ambivalenten Meinungen sowie der komplexen Materie unter die Haut geht und nicht immer einfach zu lesen ist, gebe ich gerne 5 Sterne, erweitert es doch durchaus den Horizont.