Zur rechten Zeit

Wider die Rückkehr des Nationalismus

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Erscheinungstermin 22.02.2019 | Archivierungsdatum N/A

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Zum Inhalt

Die Sehnsucht nach einer „konservativen Revolution“ zieht sich durch die gesamte deutsche Nachkriegsgeschichte. Immer wieder forderten Nationalkonservative und Rechtsradikale die liberale Demokratie heraus. Doch seit der „Flüchtlingskrise“ hat sich die Sprengkraft ihrer Argumente enorm verstärkt: Viele Positionen von AfD, Pegida und der Neuen Rechten sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen und das Verlangen nach einer heilen Geschichte heizt die Stimmung weiter an. Sind das noch die Deutschen, die glaubten, ihre Vergangenheit mustergültig „bewältigt“ zu haben? Präzise führen die Autoren vor Augen, was derzeit auf dem Spiel steht – und wie es dazu gekommen ist.

Die Sehnsucht nach einer „konservativen Revolution“ zieht sich durch die gesamte deutsche Nachkriegsgeschichte. Immer wieder forderten Nationalkonservative und Rechtsradikale die liberale Demokratie...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Anderes Format
ISBN 9783550200151
PREIS 20,00 € (EUR)
SEITEN 256

Auf NetGalley verfügbar

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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Ein wichtiges und informatives Buch!
Die Autoren verdeutlichen auf sehr anschauliche und verständliche Weise die Wurzeln des Rechtsradikalismus in Deutschland.
Die Auseinandersetzung mit dem Alltagsrassismus in der Mitte unserer Gesellschaft macht dem Leser bewusst, dass es – leider – nicht nur die Radikalen am rechten Rand gibt, sondern die vermeintlich kleinen Ausgrenzungen, die oft auch aus Gedankenlosigkeit entstehen.
Und dass es Fremdenhass schon lange Zeit gibt: zunächst der Judenhass im 3. Reich, dann die 1. Flüchtlingswelle der Vertriebenen aus Ostpreußen, Pommern etc. Das ist hier im Buch zwar kein Thema, aber die Parallelen drängen sich mir auf – heute wird gesagt: das waren ja Deutsche – aber willkommen waren auch sie nicht.
Dann der Feindseligkeiten gegenüber den „Gastarbeitern“ – bis hin zu den heutigen Flüchtlingen.
Der Inhalt dieses Buches lässt mich traurig und hilflos zurück. Leider werden diejenigen, die es lesen sollten, vermutlich nicht tun.
Danke, daß ich es lesen durfte!

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Schön doppeldeutig ist er, der Titel des Buches von Norbert Frei,Franka Maubach, Christina Morina und Maik Tändler: Zur rechten Zeit. Ein Buch, das gerade in die Zeit passt, in die neuen oder auch nicht so neuen Debatten, was deutsch ist und wie sich die Deutschen definieren. Ein Buch aber auch über den Rechtsruck in großen Teilen der Gesellschaft, von Pegida und AfD, von Heimatbegriff und Relativierung der Vergangenheit, von Ressentiments gegen Menschen, die als anders empfunden werden und die Morde der NSU-Terrorgruppe.

Der Untertitel “Wider die Rückkehr des Nationalismus” klingt erst einmal nach Streitschrift, doch über weite Strecken hinweg wird erklärt, aufgeklärt, zurückgeblickt und analysiert, wird verständlich gemacht, woher das gar nicht so neue Denken derer kommt, die die Geschichte des Dritten Reiches und der deutschen Verbrechen für einen “Vogelschiss” halten. Dabei greifen die vier Historiker – für mich ein besonderer Verdienst dieses Buches – weit zurück in die Geschichte der beiden deutschen Staaten, ihren Umgang mit alten Nazis und neuen Seilschaften, mit Aufarbeitung und Schlussstrichdiskussion bis hin zu den Rechtspopulisten von heute und Exzessen wie in Chemnitz.

Gerade für diejenigen, die die Diskussionen in der Nachkriegszeit und in den 60-er Jahren erlebt haben, für die Jungen, die an die Zeit nach dem Mauerfall keine eigenen Erinnerungen haben, ist dieser Geschichtsunterricht wichtig. Denn die Parolen der Neuen Rechten von heute kommen ja nicht aus dem Nirgendwo – und manche der Akteure haben in der Szene eine lange Geschichte.

Von dem unterschiedlichen Umgang mit der NS-Vergangenheit in Bundesrepublik und DDR, wo auch trotz offiziellem Antifaschismus die passenden Lehren ebenso lückenhaft gezogen wurden wie im Westen, vom Umgang mit “Gastarbeitern” und der jahrelang betonten Haltung, Deutschland sei kein Einwanderungsland bis zum Streit um Asylrecht und die Gewalt gegen Migranten in den späten 80-ern und frühen 90-er Jahren legen die Autoren den Finger in Wunden, die viel zu lange überschminkt wurden.

“Was sich in Rostock-Lichtenhagen … ereignete, das waren nicht einfach “Ausschreitungen”. Es war ein Pogrom, ein langes Wochenende der Gewalt, eine rassistische Vertreibung mit Volksfestcharakter” , heißt es etwa. Von “Nachwendepogromen” und Vereinigungsrassismus ist die Rede. Der Hass ist schließlich mal nicht so eben vom Himmel gefallen. Und er ist nicht verschwunden. “Mit dieser Form einer selbstermächtigten Gewalt kämpft die deutsche Gesellschaft bis heute”, konstatieren die Autoren ernüchtert.

Dabei geht es nicht nur um den Mob in Rostock. Dass es sich nicht um ein rein ostdeutsches Problem handelt, oder ein Problem marginalisierter Verlierer, machden die Autoren gerade mit Blick auf den bürgerlichen Hintergrund führender AfD-Politiker oder Vertreter der Neuen Rechten klar. Und – und das ist schließlich noch viel gravierender, wenn es um Vertrauen in Polizei und Justiz geht, das jahrelange Versagen bei der Aufklärumg derr NSU-Morde, die Unfähigkeit, “die Morde der NSU als Teil eines massiven Komplexes rassistischer Gewalt seit 1990 zu erkennen”

Nein, der Nationalismus reckte sein hässliches Haupt nicht erst seit 1989, er hat eine Vorgeschichte. Aber das, was sich in den vergangenen Jahren an neuer rechter Stimmung manifestiert hat, kann unmöglich ignoriert werden. Wird dieses Buch dagegen helfen? Diejenigen, die es am meisten betrifft, werden es schließlich vermutlich eher nicht lesen. Ein Buch “zur rechten Zeit” ist es dennoch, ein Warnruf und Appell, Augen und Ohren aufzusperren angesichts dessen, waas sich gerade in Parlamenten und auf der Straße tut. Und weil ich noch zu der Generation gehöre, die die ursprünglichen Leipziger Montagsdemos vor Augen habe, spricht mir die Schlussfolgerung der Autoren aus dem Herzen, dass nämlich die Instrumentalisierung des Rufs “wir sind das Volk” eines der am meisten beunruhigenden Phänomene der gesamtdeutschen Gegenwart sei. Sie ist zugleich, so die Autoren, “der Schlüssel zum Verständnis des historisch einzigartigen Vordringens der Neuen Rechten in die Mitte der Gesellschaft.”

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