Rezension

Cover: Der Mann, der zweimal starb

Der Mann, der zweimal starb

Erscheinungstermin:

Rezension von

Sebastian B, Rezensent*in

Dass man ältere Herrschaften aus Sicht der Verbrecherwelt nicht unterschätzen sollte, wissen Krimifans spätestens seit den Abenteuern einer gewissen Miss Marple und auch die vier Held:innen dieses Romans sind nur auf den ersten Blick unschuldige Rentner:innen, die ihren gemütlichen Lebensabend in einer beschaulichen Seniorenresidenz verbringen. Hinter der großmütter- und großväterlichen Fassade verbirgt sich nämlich der “Donnerstagsmordclub”, welcher sich in wöchentlicher Runde die Zeit mit der Aufklärung ungelöster Verbrechen vertreibt und bereits im gleichnamigen Reihenauftakt des Engländers Richard Osman für Furore sorgte – und das so erfolgreich, dass der Roman in kürzester Zeit zum Weltbestseller wurde.

Da war eine Fortsetzung natürlich nur eine Frage der Zeit und so dürfen die Ex-Geheimdienstlerin Elizabeth, der frühere Gewerkschaftsführer Ron, der ehemalige Psychiater Ibrahim und die pensionierte Krankenschwester Joyce in “Der Mann, der zweimal starb” ein weiteres Mal zeigen, was auf die alten Tage noch in ihnen steckt. Der neue Fall für die Bewohner von Coopers Chase ist dabei für ein Mitglied des ungewöhnlichen Detektiv-Quartetts von sehr persönlicher Natur, denn ausgerechnet Elizabeths Ex-Mann sucht in der Residenz Zuflucht und bittet um die Hilfe seiner ehemaligen Angetrauten und früheren Arbeitskollegin. Der immer noch für den britischen MI5 arbeitende Douglas hat nämlich bei einem seiner Einsätze lange Finger bekommen und Diamanten im Wert von 20 Millionen Pfund unterschlagen – und nun hat es die New Yorker Mafia, die eigentlichen Besitzer des Schmucks, auf den untergetauchten Agenten abgesehen.

Wenig überraschend bleibt Osman hier dem Erfolgsprinzip seines ersten Krimis treu und so gibt es erneut die klassischen “cozy crime”-Zutaten: sympathische und etwas schrullige Hauptfiguren, ein eher gemütliches Erzähltempo, eine weitestgehend entspannte Atmosphäre und eine gute Portion Humor. Dennoch geht es auch in “Der Mann, der zweimal starb” mitunter alles andere als zimperlich zur Sache und nicht gerade wenige Personen müssen im Verlauf der rund 450 Seiten ins wohlgepflegte englische Gras beißen. Somit spricht der Autor hier wie schon beim Vorgänger ein breites Publikum an, denn die Geschichte ist einerseits seriös und auch ambitioniert genug, um anspruchsvollere Kriminalist:innen weitestgehend bei Laune zu halten, verzichtet dabei jedoch auf unschöne Gewaltdarstellungen, sodass sich auch eher zartbesaitete Spannungsfans zu keinem Zeitpunkt mit Unwohlsein abwenden müssen.

Allerdings übertreibt es Richard Osman hier mitunter ein wenig und verliert bei den vielen Wendungen der Handlung etwas die Bodenhaftung. Hier wirkte der Auftaktband im direkten Vergleich etwas bodenständiger und besaß dadurch auch eine Spur mehr Glaubwürdigkeit, dagegen erscheinen die Abenteuer der vier rüstigen Ermittler in der Welt der Geheimdienste und des organisierten Verbrechens nämlich diesmal schon recht hanebüchen. Auch das Zwischenmenschliche hat im Auftaktband etwas mehr berührt, wenngleich sich auch diesmal immer wieder einige erste Töne zwischen die ansonsten überwiegend heiteren Passagen einschleichen. Nichtsdestotrotz kann “Der Mann, der zweimal starb” das Niveau von “Der Donnerstagsmordclub” im Großen und Ganzen halten und bietet einige kurzweilige Stunden voller vergnüglicher und dennoch spannender Krimi-Unterhaltung.

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