Politisches Framing

Politisches Denken – davon sind die meisten Menschen überzeugt – ist bewusst und rational. Elisabeth Wehling zeigt uns jedoch genau das Gegenteil auf. Viel zu viele unbewusste Reaktionen unseres Gehirns steuern unser Denken und auch unsere Entscheidungen. Und das macht sich die Politik zu nutze.

Ich interessierte mich aufgrund meines Studiums für dieses Buch – Politisches Framing stand nämlich auch auf dem Seminarplan von Kommunikationswissenschaftlern. Daher brachte ich schon ein bisschen „Vorwissen“ mit und stieg nicht als vollkommener Neuling in die Kognitionsforschung ein. Doch dieses Buch ist für „Jedermann“ geschrieben – so viel kann ich schon mal zur Beruhigung sagen. Das vorliegende Buch ist kein rein wissenschaftliches Buch, sondern soll auch jenen, die sonst recht wenig mit der Materie zu tun haben, die Deutungsrahmen, in denen unser Hirn „denkt“ ein bisschen näher bringen.

Wehling macht bewusst, dass in unserem Gehirn Deutungsrahmen herrschen – sog, Frames – die u.a. auch politische Gegebenheiten interpretieren und bewerten. Und das immer aus einer gewissen Weltsicht heraus. Das ist insofern spannend, als das sie – wenn sie erst mal über unsere Sprache aktiviert wurden – unser Denken und Handeln anleiten, ohne dass wir uns selbst dessen wirklich bewusst sind.

Ihre Ausführungen hat Wehling in zwei Teile unterteilt. Im ersten erklärt sie zunächst verständlich, was Frames sind und wie diese funktionieren – bzw. wie sie aktiviert werden können. Diese Erläuterungen untermalt sie mit anschaulichen Beispielen, die hinzukommend noch höchst amüsant sind. Ich habe mich jedenfalls über den ein oder anderen Vergleich köstlich amüsiert.
Im zweiten Teil zieht sie dann zentrale deutsche Politikdebatten zur Analyse heran und wendet darauf die Erkenntnisse aus dem ersten Teil des Buches an. Höchst erstaunlich und interessant.

Und es stimmt mich zumindest nachdenklich.
Für dieses Sachbuch vergebe ich 4 Sterne.

Politische Debatten und Zeitungsartikel über politische Themen (und welche sind das heutzutage nicht) sind oft schwer verständlich. Fremdworte, nicht beschriebene Zusammenhänge, Zeitmangel sich mit einem Thema zu beschäftigen, lenken unser Denken bestimmte Richtungen, ohne das wir es bemerken. Und da ist noch das FRAMING, auf das in nächster Zeit etwas mehr aufpassen werde um mein Sprachbewusstsein zu schärfen. Die Autorin verwendet zahlreiche Sprachbeispiele aus verschiedenen Themenfeldern, um dem interessierten Leser die dahinter stehende Kognitionspsychologie näher zu bringen. Auch für österreichische Leserinnen und Leser sind Aussagen der Politiker nachzulesen. Sehr empfehlenswert.