Dein Leben und meins

Roman

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Erscheinungstermin 10.08.2018 | Archivierungsdatum N/A

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Zum Inhalt

Märit hat Norrköping über fünfzig Jahre nicht betreten – und keine Sekunde hat sie den Ort, an dem sie in den sechziger Jahren ihre Kindheit verbracht hat, vermisst. An ihrem siebzigsten Geburtstag kehrt Märit nun in ihre Heimatstadt zurück. Hier wurde damals ihr geistig behinderter Bruder Lars in ein Heim gegeben und kam grausam zu Tode. Nie wurde darüber gesprochen. Doch Märit will nicht länger schweigen. Sie muss sich ihrer Vergangenheit stellen – und die Bewohner ihrer alten Heimat dazu bringen, es ihr gleich zu tun.

Märit hat Norrköping über fünfzig Jahre nicht betreten – und keine Sekunde hat sie den Ort, an dem sie in den sechziger Jahren ihre Kindheit verbracht hat, vermisst. An ihrem siebzigsten Geburtstag...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Anderes Format
ISBN 9783471351727
PREIS 22,00 € (EUR)
SEITEN 368

Auf NetGalley verfügbar

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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Auf dem Heimweg von Mumbai, wo ihre Tochter mit ihrer Familie wohnt, steigt die fast 70jährige Märit in Lund aus dem Zug. Über 50 Jahre war sie nicht in dieser Stadt gewesen. Es ist nicht so, dass sie das will, es ist vielmehr ein „zwingender Drang“, der sie antreibt. Eigentlich möchte sie nach Hause nach Stockholm. Allerdings ist unterwegs noch ein Abstecher in Norrköping eingeplant, um mit ihrem Zwillingsbruder Jonas, der nach einem Schlaganfall pflegebedürftig wurde, und dessen Frau Kajsa den runden Geburtstag zu feiern. Auch diesen Besuch macht Märit nicht ganz freiwillig: Kajsa, ihre ehemals beste Freundin, setzt sie unter Druck und möchte, dass die Geschwister, die sich ihr Leben lang nicht viel zu sagen hatten, auf ihre alten Tage versöhnen. Doch Märit gibt, wie so häufig, nach und sagt ihr Kommen zu.

Damit fordert sie den nächsten Streit mit „der Anderen“ heraus, die sie in ihrem Kopf immer dabei hat. Märit ist allerdings überzeugt davon, nicht verrückt zu sein, sie vermutet vielmehr, dass es sich bei der Anderen um die Stimme ihrer Schwester handelt, die bei der Drillingsgeburt gestorben war und deren Geist in sie hineingeschlüpft ist. Die Andere kommentiert Märits Gedanken und ihr Verhalten meist sarkastisch und giftig. Dabei hört sie die Andere nicht wirklich. Zu ihrer Psychologin hat Märit einmal über sie gesagt: „Das ist eher, als höre sie alles, was ich denke, und dann denkt sie genau das Gegenteil.“
Alle Versuche Märits, sich von der Anderen zu lösen sind bisher gescheitert und so fliegen häufig die Fetzen in ihrem Kopf.

An Lund haben beide schlechte Erinnerungen. Hier war ihr Bruder Lars – von vielen Idioten-Lars oder einfach nur Monster genannt - vor über 50 Jahren in einer Anstalt für behinderte Menschen untergebracht. Lars hatte deutliche autistische Züge, konnte sehr gut zeichnen, konnte aber auch aggressiv werden, wenn ihn etwas aus der Bahn warf. Genau das passierte, als seine von ihm heiß und innig geliebte Mutter starb. Er rastete aus und wurde in eine Anstalt gebracht. Von diesem Moment an wurde er in der Familie, die aus ständig streitenden Großeltern, einem liebevollen, aber überforderten Vater, und den zu dieser Zeit 14jährigen Zwillingen Märit und Jonas bestand, totgeschwiegen. Märit hatte Lars erst 1962 in der Anstalt Vipeholm in Lund wiedergefunden, als sie dort ihr Medizinstudium begann. In Lund kamen auch die Ereignisse ins Rollen, in deren Folge Märit – gemeinsam mit Kajsa - schwere Schuld auf sich geladen hatte und die ihr Leben prägen sollten. Auch hier kommt dem Schweigen eine große Bedeutung zu.

Der kurze Aufenthalt in Lund bringt auch dieses Mal wieder Bewegung in Märits Leben. Ihr wird klar, dass sie das Schweigen brechen will, dass sie auch mit Kajsa darüber sprechen muss, was damals geschah, damit sie mit den Geschehnissen endlich für sich abschließen kann. Doch das ist nicht einfach, denn „Kajsa glaubt nicht an die Macht des Wortes.“… „Kajsa glaubt an die Macht des Äußeren…“. Die Fassade muss stimmen. So hat auch Märit lange genug gelebt.

Was Märit Anfang der 1960er Jahre in Lund und zuhause in Norrköping erlebte, gibt der Majgull Axelssons neuester Roman „Dein Leben und meins“ erst nach und nach preis. So bleibt die Spannung bis zum Schluss erhalten. Märit erzählt ihre Geschichte selbst, blickt zurück und erinnert sich. Obwohl dabei tiefe Gefühle entstehen, bleibt die Sprache meist spröde und spiegelt so auch die Distanz, die die äußere Märit zur inneren hat. Man spürt – auch in den Streitgesprächen mit der Anderen – ihre zerrissene Persönlichkeit zwischen Wut und Nett-Sein, zwischen Überheblichkeit und Zweifel, zwischen Aufbegehren und Wegducken.
Auch die anderen Figuren sind vielschichtig und haben mit sehr menschlichen Problemen zu kämpfen.

Majgull Axelsson ist eine der erfolgreichsten Autorinnen Schwedens. Häufig hat sie sich in ihren Romanen schon mit gesellschaftlichen „Randgruppen“ auseinandergesetzt. Erschütternd sind in diesem Buch die Beschreibungen der Verhältnisse in den „Anstalten für Behinderte“ in den 1950er und 1960er Jahren. Fixierungen, gewaltsame Übergriffe und Lieblosigkeit waren damals an der Tagesordnung, auch medizinische Versuche an „Patienten“ waren in manchen Anstalten keine Seltenheit und wurden moralisch nicht weiter hinterfragt oder sogar positiv umgedeutet. Doch im Buch werden auch schon die ersten Schritte hin zu einer menschenwürdigen Behandlung von Menschen mit Behinderung angedeutet und sichtbar.

Insgesamt ist „Dein Leben und meins“ kein leichter Stoff, doch flüssig lesbar, spannend und mit klugen Gedanken durchsetzt, die auch dazu anregen, über das eigene Schweigen und die eigenen Geheimnisse nachzudenken.

Ich konnte den Roman, in der gelungenen Übersetzung von Christel Hildebrandt, kaum aus der Hand legen und kann ihn allen empfehlen, die gerne Bücher lesen, die ihre Spannung weniger aus der äußerlichen Action entfalten, sondern eher aus der Reflektion über das Geschehene und das eigene Verhalten.

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Das ist mal eine Entdeckung, die mich richtig glücklich gemacht hat! Mjagull Alexsson war mir bisher kein Begriff aber der Klappentext zu diesem Roman hat mich gleich angesprochen. Und noch bevor ich ihren Roman ganz fertig gelesen habe sind drei weitere ihrer Bücher auf meiner Wunschliste gelandet - und vielleicht auch schon einer in meinem Regal...

Axelsson erzählt die Geschichte einer Frau, die auch kurz vor ihrem 70 Geburtstag noch schwer an ihrer Vergangenheit zu tragen hat. Schuldgefühle, Wut und Trauer haben sie lange von ihrem Elternhaus ferngehalten. Doch zum Geburtstag ihres Zwillingsbruders kehrt sie dorthin zurück. Und auf der Reise kommen viele Erinnerungen hoch, an die sie lieber nicht gerührt hätte.

Ich fand diesen Roman sehr spannend. Nach und nach erfahren wir, was Märit lieber vergessen würde. Zum Beispiel was mit ihrem geistig behinderten Bruder passiert ist, der leider zu einer Zeit lebte, als diese Menschen in der Regel abgeschoben und in Irrenhäusern weggesperrt wurden. Warum die ehrgeizige Märit ihr Medizinstudium abgebrochen hat oder warum das Verhältnis zwischen ihr und ihrer damals besten Freundin so angespannt ist. Die Erzählung wechselt gekonnt zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Dabei war ein kleines Highlight jeweils die Auseinandersetzung Märits mit „der Anderen“. Einer bitteren, oft gemeinen Stimme in ihrem Kopf, die sie mal neckt, ihr mal auf die Sprünge hilft oder mal geradeheraus sagt, was Märit sich nie trauen würde auszusprechen. So eine „Andere“ hat sicher jeder mal im Kopf. Axelssons Umsetzung und Interpretation dieser Stimmt hat mir besonders gut gefallen.

Der Roman ist generell psychologisch interessant. Er spielt mit der eigenen Schuld. Mit Verdrängung und damit wie man sich seine Vergangenheit zurechtbiegt. Ist man ehrlich zu sich selbst? Zu gnädig oder zu streng? Er zeigt wunderbar wie man mal zum einen und mal zum anderen neigt. Auch die negativen Dynamiken in Märits Familie konnte ich gut nachvollziehen. Es gibt hier kein Schwarz und Weiß. Kein Gut und Böse. Auf den Blickwinkel kommt es an.

„Dein Leben und meins“ ist eine wunderbare Mischung aus Familiengeschichte, Zeitgeschehen und Drama mit einer sympathischen und authentischen Hauptcharakterin und durchweg interessanten Themen. Ich habe das Lesen sehr genossen und freue mich eine großartige Autorin entdeckt zu haben, in deren vorangegangen Werken ich direkt weiter schmökern kann. Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung!

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"Dein Leben und meins"... ich gebe zu, dass ich mich etwas schwer getan habe mit diesem Buch. Es störte mich, dass ich bis zum Ende des Romanes nicht wusste, ob die Hauptperson selber eine psychische Erkrankung hat oder nicht. Weshalb habe ich weiter gelesen? Weil Frau Axelsson es versteht komprimierte Schicksalsromane zu schreiben, ohne "platt" zu sein, ohne zu einfach in der Auflösung. Wie man sieht, bin ich da auch zwiegespalten ;-). Ist es ein tolles Buch? Ja! Auf jeden Fall! Kann ich das jedem empfehlen? Nein. Aber so ist das ja als Buchhändlerin, man sollte für die meisten Leser was in petto haben.

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