Herbstkind

Roman

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Erscheinungstermin 10.08.2018 | Archivierungsdatum N/A

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Zum Inhalt

Eine Frau zwischen Tradition und Moderne, Jakarta und Berlin, der Last der Erinnerung und dem Abenteuer der Gegenwart

Alles, was in ihrem Leben gut ist, kam für Siri immer im Herbst – beruflicher Erfolg als Künstlerin, der Beginn einer neuen Liebe –, doch auf einmal hält der Herbst etwas anderes für sie bereit. Sie erfährt von ihrer Mutter Amba, dass der Mann, den sie für ihren Vater gehalten hat, nicht ihr leiblicher Vater ist. Diese Nachricht erreicht sie kurz vor ihrem fünfzigsten Geburtstag und gerade als es ihr schien, als sei sie angekommen in ihrem Leben als Wanderin zwischen den Welten mit Wurzeln in Indonesien. Um ihr Gleichgewicht wiederzufinden, zieht sie nach Berlin, eine Stadt so vernarbt und widersprüchlich wie sie selbst, und eine Stadt, mit der ihre beiden Väter viel verband.

Ein Roman darüber, was es heißt, sich mit allen Facetten seiner Identität auseinandersetzen zu müssen, und wie die Geheimnisse von früher die Zukunft prägen.

Eine Frau zwischen Tradition und Moderne, Jakarta und Berlin, der Last der Erinnerung und dem Abenteuer der Gegenwart

Alles, was in ihrem Leben gut ist, kam für Siri immer im Herbst – beruflicher...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Anderes Format
ISBN 9783550081651
PREIS 24,00 € (EUR)
SEITEN 528

Auf NetGalley verfügbar

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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Zwischen Jakarta und Berlin
Von der indonesischen Autorin Laksmi Pamuntjak habe ich schon Alle Farben Rot gelesen. Als ich das neue Buch Herbstkind bei Ullstein Buchverlage entdeckte, musste ich zugreifen. Der Originaltitel ist The Fall Baby und wurde von Corinna Rodewald übersetzt.

Siri ist Indonesierin mit einem deutschstämmigen Vater. Sie ist künstlerisch begabt. Sie studiert in Europa , kommt zurück und heiratet einen Witwer mit einer kleinen Tochter. Nach Jahren lässt sie sich scheiden. Sie konstruiert Skulpturen, aus allerlei Gegenständen, teilweise etwas umstritten.

Kurz vor ihrem 50. Geburtstag erfährt sie, das ihr Vater nicht ihr leiblicher Vater ist. Daraufhin zieht sie nach Berlin. Das Verhältnis mit ihrer Mutter Amba ist von Anfang an seltsam.

Laksmi Pamuntjak lässt die indonesische Kultur und die politischen Lage lebendig werden.
Sie lässt ihre Figuren als Icherzähler fungieren, allerdings ist es schwierig, immer gleich mitzubekommen wer der jeweilige Sprecher ist. Auch die Zeiten wandeln oft hin und her.

Herbstkind zeigt viele Gegensätzlichkeiten. Der Roman wandert zwischen Erinnerung und Gegenwart.
Nicht ganz einfach zu lesen und man muss sich Zeit nehmen. Trotzdem interessant und fesselnd.

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Die indonesische Künstlerin Srikandi (Siri) Eilers kommt mit rund 50 Jahren nach Berlin, zu einem Zeitpunkt, zu dem Umbrüche ihr Leben bestimmen und vermutlich mit dem Wunsch, Brücken hinter sich abzubrechen. Siri hat in den USA studiert und länger in London und Madrid gelebt. Erst kürzlich hat sie erfahren, dass der Deutschamerikaner, der für ihre Mutter zum Islam konvertierte, nicht ihr leiblicher Vater ist. Ihr Vater Bhisma war als politischer Häftling auf der indonesischen Insel Buru interniert. Als das Gefangenenlager 1979 aufgelöst wird, bleibt er als Arzt auf der Insel und kehrt nicht wieder zu Frau und Kind zurück. Sowohl Adalhard Eilers, Siris sozialer Vater, als auch ihr Ehemann Riaz sind inzwischen verstorben. Riaz brachte damals eine erst zweijährige Tochter mit in die Ehe, die heute fast 30 ist. So wie Siri von Amalia erzählt, entstand bei mir der Eindruck, dass sie Riaz u. a. wegen Amalia geheiratet hat. In Berlin lebt sich Siri erstaunlich schnell ein, findet eine Atelierwohnung, verliebt sich in einen Konzertpianisten und trifft eine Mentorin, um die Zeit zu überbrücken, bis sie von einer Galerie vertreten wird.

Besucher nehmen eine Stadt oft intensiv auf und nehmen Dinge wahr, die den Einwohnern entgehen. Was Siri in Berlin entdeckt und welche Menschen sie trifft, erzählt Laksmi Pamuntjak sehr dicht aus der Ichperspektive Siris, wenn auch Siri für meinen Geschmack zu problemlos Fuß fasst und alles etwas zu glatt verläuft. Nach mehr als der Hälfte des Romans fragte ich mich, wohin die üppig mäandernde Erzählung eigentlich führen soll. Bemerkenswert fand ich bis dahin, wie zugewandt Siri Frauen gegenüber ist, wie ernsthaft sie von ihrer umschwärmten Lehrerin erzählt und von ihrer Schulfreundin Dara. Man könnte durchaus auf die Idee kommen, dass Siri Frauen liebt und mit Riaz eine Vernunftehe einging. Wie Siri über ihre Mutter schreibt, verdient auf jeden Fall die Aufmerksamkeit der Leser. Während Siri Berlin entdeckt, hätte ihr eigentliches Leben in Jakarta stattfinden sollen. Siri hat dort eine Ausstellung vorbereitet, die sich höchst kritisch mit Männer- und Frauenkörpern auseinandersetzt und die Frage aufwirft, was eine Frau zur Frau und was einen Mann zum Mann macht. In einem mehrheitlich islamischen Vielvölkerstaat ein gewagtes Projekt, das prompt bereits vor der Eröffnung Aufsehen erregt.

Als weitere Icherzähler tauchen im zweiten, kürzeren Teil des Romans Siris Freundin Dara auf (die in Indonesien für eine Wohlfahrtsorganisation arbeitet) und Daras Bruder Arif, der mit Amalia ein Kind gezeugt hat, das er nicht vorhat, aufzuziehen. Dara, von der man in ihrer Kindheit Dankbarkeit erwartete, dass sie als Muslimin eine katholische Schule besuchen durfte, bringt ein flottes Erzähltempo in die Handlung. Das komplizierte Verhältnis der Freundinnen empfand ich als Kern des Romans und als viel zu kurz gegenüber dem Berlin-Teil. Wie sich die Beziehung einer finanziell abgesicherten, auf internationalem Parkett erfahrenen Künstlerin und einer Frau entwickelt, die lange ohne Kopftuch in ihrem Stadtteil das Haus nicht verlassen konnte, hat mich stark gefesselt. Diese Freundschaft unter erschwerten Bedingungen führt nach m. A. zu vielen Fragen, u. a. danach, was Kunst verändern kann, welchen Anteil Siri an einer Modernisierung Indonesiens haben könnte, wie überhaupt Politik, Religion und Kunst miteinander agieren und welche Rolle in diesem Dreieck der Islam spielt. Wer sich für den historischen Hintergrund der Ereignisse interessiert, kann anhand der Jahreszahlen die Handlung problemlos zeitlich einordnen.

Laksmi Pamuntjak charakterisiert innerhalb einer Gruppe kinderloser Personen (Siri, Dara, Matthias) mit ihrer Icherzählerin Siri eine moderne Bindestrich-Identität. Ihre aus „Alle Farben Rot“ vertraute mäandernde Erzählweise stellt dabei einige Anforderungen an die Konzentration ihrer Leser.

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Eine Frau zwischen zwei Welten, zwei Kulturen und an einem Wendepunkt ihres eigenen Lebens, Srikandi, eine indonesische Künstlerin, versucht während eines Stipendiumaufenthaltes in Berlin, eine Schaffenskrise zu überwinden und zugleich ihr eigenes Selbstverständnis über die eigene Identität zurechtzurücken. Aufgewachsen während des Suharto-Regimes mit der Musik von Bach, Beethoven oder Schönberg, die der Mann, den sie ihr Leben lang für ihren deutschen Vater hielt, ist der Aufenthalt in Berlin auch ein Versuch, Abstand zu ihrer Mutter zu gewinnen. Die hatte ihr kurz nach dem Tod dieses Vaters mitgeteilt, dass ihr biologischer Vater ein anderer Mann gewesen sei, der als politischer Gefangener gewaltsam zu Tode kam.

Srikandi muss ihre Welt neu ordnen. Dem plötzlich zerrütteten Verhältnis zur Mutter steht die Entfremdung zur eigentlich innig geliebten Stieftochter gegenüber. Weit weg von Indonesien, reflektiert Srikandi über Kunst, Musik, ihre Freundschaften und Liebesbeziehungen, die allesamt von plötzlichen Wendepunkten und Entfremdung geprägt scheinen. In Berlin zu sein, das heißt auch, auf sich zurückgeworfen zu sein, Abstand zu haben und sich neu zu definieren.

Laksmi Pamuntjak beschreibt eine Frau, die auf langen Spaziergängen und Museumsbesuchen nachdenkt und reflektiert, auch über das, was sie als Mensch und Künstlerin geprägt hat. Die Entwicklung in Indonesien, die Kunstszene im Westen, Nähe und Distanz, die Suche nach Leidenschaft und der Rückzug ins Private. Srikandi knüpft neue Fäden für das Beziehungsgeflecht ihres Lebens, versucht sich dem nie gekannten biologischen Vater künstlerisch zu nähern und der Wut über den lebenslangen Betrug ein kreatives Ventil zu geben.

Nachdenklich, sensibel, mit der Abgeklärtheit der mittleren Jahre, doch noch immer mit Lebenshunger und der Neugier auf Neues hat die indonesische Schriftstellerin eine Romanheldin geschaffen, die auch eine Brücke schlägt in ein Land, über dessen kulturelles Erbe jenseits von balinesischem Tempeltanz viele Leser vermutlich nicht allzu viel wissen, wie auch über die jüngste politische Vergangenheit. Der Vergleich zum Umgang mit Diktatoren der jüngsten Vergangenheit bietet sich gerade an einem Schauplatz wie Berlin an. In einer Welt, die durch Fernreisen und das Internet immer kleiner zu werden scheint, wird Srikandi zur eigenständigen Stimme einer Frauengeneration, die sich nicht in Stereotypen packen lässt.

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