Rezension

Cover: Mehr als die Erinnerung

Mehr als die Erinnerung

Erscheinungstermin:

Rezension von

Caren L, Rezensent*in

Spannend und sehr berührend

Inhalt:
Friederike von Aalen arbeitet auf Gut Mohlenberg, einer Einrichtung für psychisch kranke Menschen. Eigentlich wollte sie ihr Medizinstudium beenden, das hat sie aber abgebrochen, um sich um ihren Mann zu kümmern, der im ersten Weltkrieg schwer verwundet wurde. Eines Tages stellt sich eine neuer Mitarbeiter vor, der sich schnell in das Team integriert. Kurz darauf geschehen zwei grausame Morde. Hat dieser geheimnisvolle „Neue“ etwas damit zu tun?

Meine Meinung;
Nach "Im Lautlosen" und "Die Stimmlosen" war dies für mich das dritte Buch von Melanie Metzenthin. Wieder war ich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt und tief berührt. Zum einen die Morde - die Ermittlungen konzentrieren sich zuerst auf die Patienten von Gut Mohlenberg, die „Irren“ sind die ersten, die in Verdacht geraten. Es ist bis zu letzten Seite spannend, die Auflösung ist überraschend und erschreckend.
Neben dem Mordermittlungen spielen noch andere Dinge eine große Rolle. Die Geschichte spielt um 1920, also kurz nach dem ersten Weltkrieg. In einigen Rückblenden werden wir in das Jahr 1917 versetzt. Melanie Metzenthin vermittelt uns „nebenbei“ viel historisches und medizinisches Hintergrundwissen. Ich hatte das Privileg, an einer autorenbegleiteten Leserunde teilzunehmen (sehr zu empfehlen!), dadurch haben wir noch mehr an dem fundierten Wissen der Autorin teilhaben dürfen. Sie versteht es, komplizierte und komplexe medizinische Fakten in leicht verständliche Sprache zu bringen.
Die Charaktere sind sehr facettenreich und authentisch gezeichnet. Friederike von Aalen ist eine starke, liebevolle Frau, die weiß, was sie will. Sie setzt ihren Kopf durch. Ihr Einfühlungsvermögen kommt den Patienten zugute, sie schafft es, Leute zum Reden zu bringen, die bei den studierten Ärzten den Mund nicht aufmachen. Rührend auch, wie sie sich um ihren Mann kümmert, der nach seiner Verletzung geistig auf dem Stand eines Kindes ist.
Auch die anderen Protagonisten haben mich überzeugt. So manchem hätte ich gerne den Hals umgedreht.
Das Ende war sehr überraschend und leider nicht (nur) happy. Ich weine ja nicht oft beim Lesen, aber da liefen mir auch die Tränen. Das Leben ist eben nicht fair.
Bei diesem Buch hat das „Sacken lassen“ sehr lange gedauert. Noch immer beschäftigen mich Fragen, die das Geschehen bei mir aufgeworfen hat. Wann ist Leben lebenswert? Oder nicht mehr lebenswert? Wer entscheidet, ob ein Leben lebenswert ist?

Fazit:
Unbedingt lesenswert!

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